Berlin. Verkehrsminister Wissing sagt, dass er ein Deutschlandticket hat, den ÖPNV aber nur selten nutze. Nun zeigt sich: Das stimmt nicht.
Schuster, bleib bei deinen Leisten, heißt es – in diesem Fall aber kennt der Schuster die eigenen Leisten offensichtlich nicht. Vor kurzem sprach Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) mit unserer Redaktion unter anderem über sein Prestigeprojekt: das Deutschlandticket. Auf die Frage, ob er die günstige Fahrkarte für den Nahverkehr auch nutze und besitze antwortete der Verkehrsminister: „Ja, mein Deutschlandticket ist integriert in der Netzkarte des Bundestages.“ Er habe allerdings als Minister „viel zu wenig Zeit, um den ÖPNV zu nutzen“. Nun stellt sich heraus: Es mangelt Wissing nicht nur an der Zeit sondern auch an der Berechtigung.
Laut Nutzungsvorschriften der Bahn sind U-Bahnen und mehr ausgeschlossen
Denn in den Nutzungsbestimmungen der Persönlichen Netzcard für Mitglieder des Bundesrates, des Bundestages, des Europäischen Parlaments und des Bundesverfassungsgerichts, die unserer Redaktion vorliegen, heißt es: „Die persönliche Netzcard gilt nicht in U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen.“ Das heißt, dass der Minister für Verkehrsmittel im Nahverkehr eine Anschlussfahrkarte lösen müsste. In die Verlegenheit wird Wissing vermutlich selten kommen, denn der FDP-Politiker hat einen Fahrer, der ihn bei Terminen abliefert.
Aus Wissings Haus hieß es auf Nachfrage: "Das war dem Minister bei dem Interview nicht bewusst." Wissing bedauere den Fehler.
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Ein Minister, der seine eigenen Projekte nicht kennt, sorgt bei der Opposition für Häme. Michael Donth, CDU-Verkehrspolitiker, sagte: „Verkehrsminister Wissing kennt sein eigenes 49-Euro-Ticket nicht. Seine Netzcard der Deutschen Bahn deckt das Deutschlandticket nicht ab! Das heißt, Herr Wissing fährt – sofern er den ÖPNV nutzt – bisher schwarz.“
Der Bundestagsabgeordnete wirft Wissing daher vor, die „Lebensrealität vieler Menschen, jeden Tag auf den Nahverkehr angewiesen sind“ nicht zu kennen. Immerhin, falls der Minister bisher schwarz gefahren ist, wäre er zum Beispiel in Berlin in bester Gesellschaft: Im Durchschnitt werden hier bei Kontrollen etwa 1700 Schwarzfahrer pro Tag erwischt.
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