Bad Berleburg. . Den verhängnisvollen Verkehrsunfall am Bahnübergang im Bad Laaspher Ortsteil Saßmannshausen hat der Unglücksfahrer des Lkw nicht überlebt. Die Familie des Verstorbenen sucht eanshcließend verzweifelt nach zwei Stofftieren, die ihn auf jeder Fahrt begleitet haben.
„Was niemand mehr für möglich gehalten hat, ist eingetreten. Die Stofftiere liegen in meinem Auto, ich werde sie Ihnen heute noch zuschicken“, so WP-Redakteur Christoph Vetter am Telefon. Seinem Engagement, dem Leiter des Verkehrskommissariats, Franz-Josef Schmidt, vor allem aber THW-Helfer Jan Treude ist es zu verdanken, dass eine hinterbliebene Familie in Sachsen-Anhalt wenigstens die Erinnerungsstücke an ihren Vater zurück erhalten hat.
Am Freitag hatte die Heimatzeitung einen Aufruf veröffentlicht, und darum gebeten, Hinweise auf die bei dem schweren Bahnunfall in Saßmannshausen verlorenen gegangenen Stofftiere des zwischenzeitlich verstorbenen Lkw-Fahrers wieder zu finden und der Ehefrau und dem Sohn als Andenken zu geben.
Verbleib zunächst ungeklärt
Bereits vor mehreren Tagen hatte der 29-jährige Sohn des Lkw-Fahrers versucht, den Verbleib der Maskottchen zu klären und sie als Erinnerung an den Vater wieder zu bekommen. Nach den Anrufen bei Feuerwehr und Polizei gab es nur noch wenig Hoffnung. Die traurige Nachricht am Telefon war nämlich, dass die Tiere mit größter Wahrscheinlichkeit schon auf einer Deponie lägen und entsorgt worden waren. Der kleine Tiger und der Löwe hatten an der Unfallstelle recht weit vom Lkw-Führerhaus gelegen und konnten somit gar nicht zugeordnet werden.
In seiner Verzweiflung wandte sich der Sohn an die Heimatzeitung: Er hatte im Internet den Bericht vom Bahnunfall gelesen und dort in der Fotostrecke auch das Bild von den Stofftieren seines Vaters gesehen. Die Lokalredaktion war nun seine letzte Hoffnung und so wandte er sich an Redakteur Christoph Vetter, den Verfasser des Artikels.
Erste Recherche führte zur Polizei
Dessen erste Recherche führte zur Polizei, bei Franz-Josef Schmidt, dem Leiter des Verkehrskommissariats bei der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein. „Wir haben noch vier Container mit Material von dem Unfall, die noch polizeitechnisch untersucht werden. Wenn ich nur die geringste Hoffnung hätte, dass die Tiere dabei wären, würde ich da rein kriechen und sie suchen. Aber diese Hoffnung habe ich leider nicht“, erklärte der Polizeibeamte. Doch das war kein Grund, die Bemühungen aufzugeben. Weder für den WP-Redakteur noch für Franz-Josef Schmidt. Auch bei der Polizei war dieser Wunsch der Familie aus Sachsen-Anhalt schnell zur Herzensangelegenheit geworden.
So sah Franz-Josef Schmidt nach dem Anruf der Heimatzeitung noch einmal alle Protokolle und Berichte des Einsatzes durch, um irgendwo vielleicht doch noch einen Hinweis auf den Verbleib der Stofftiere zu finden. Christoph Vetter startete unterdessen den Aufruf in der Zeitung. Wer einen Hinweis geben könne, sollte sich in der Redaktion melden. Bis zum frühen Nachmittag hatten zwei Lkw-Fahrer angerufen, die sehr betroffen waren. Einer von ihnen hatte Stofftiere bei dem an der Bahnlinie abgerissenen Haus gesehen, das waren aber leider nicht die, die in Sachsen-Anhalt so dringend gebraucht wurden.
Unter Tränen an WP-Redakteuer Christoph Vetter gewandt
„Wenn sich noch etwas tut, können sie mich Tag und Nacht erreichen“, wandte sich der Sohn nach diesen eher wenig hoffnungsvollen Nachrichten unter Tränen an Christoph Vetter. Wenige Minuten später klingelte das Telefon erneut. Und diesmal war es eine gute Nachricht. Das konnte niemand glauben, die Tiere waren gefunden!
Jan Treude, ein Helfer des THW Bad Berleburg, hatte sich gemeldet. Er hatte von dem Aufruf in der Zeitung erst nach seiner Arbeit erfahren und sich umgehend gemeldet. Der 21-jährige Helfer war bei dem schweren Unglück mit eingesetzt, da jeder Mann gebraucht wurde. Jan befindet sich noch in der Ausbildung beim THW und ist noch relativ frisch im Ortsverband. „Es macht mich gerade selbst stutzig, aber irgendwas hat mich dazu bewegt, die Tiere mitzunehmen, vielleicht vermisst sie ja jemand, dachte ich mir“, erzählt der 21-jährige.
Maskottchen an Straßenrand gefegt
Er hatte am späten Abend gesehen, dass die Kehrmaschine die Maskottchen an den Straßenrand gefegt hatte. Spontan nahm er sie an sich. Danach geriet es allerdings auch wieder ein wenig in Vergessenheit. „Eigentlich wollte ich das der Polizei melden, aber es hat sich alles irgendwie vergessen“, erzählt er.
Nachdem er den Aufruf in seiner Zeitung gelesen hatte, war sein erster Griff direkt zum Telefonhörer. Der Auszubildende zum Elektroniker für Betriebstechnik ist überglücklich, einer Familie in so einer dramatischen Situation ein klein wenig Kraft spenden zu können.
Stofftiere sind wieder in Sachsen-Anhalt
Bei der Übergabe schenkt Christoph Vetter dem jungen THW-Helfer als Dankeschön ein Badelaken der Heimatzeitung. „Dann kannst Du Dich bei jedem Duschen freuen, dass Du etwas Gutes getan und einer traurigen Familie sehr geholfen hast“, honoriert er die Leistung des jungen Mannes.
Als der Sohn des Unfallopfers die telefonische Erfolgsmeldung bekommt, kann er nicht mehr viel sagen, die Stimme ist weg. Er bittet den Redakteur: „Schicken sie die Tiere an meinen Arbeitsplatz; dann habe ich die Post schon vormittags, sonst müsste ich bis abends warten“. So gingen die Tiere auf die Reise und sind nun wieder in Sachsen-Anhalt.