Bad Laasphe. . Von wegen Kuscheltier. Für viele Bad Laaspher Bürger sind Waschbären zu einer echten Plage geworden.

Er sieht aus wie ein Kuscheltier. Und er kann einen ganz lieb anschauen - irgendwie niedlich. Aber so wird die deutliche Mehrzahl der Bad Laaspher Bürger den Waschbär nicht beschreiben wollen; denn für sie ist er zu einer echten Plage geworden. Bis zu 50 Tiere pro Nacht haben die Bewohner an ihren Häusern in der Wallachei gezählt.

Aber weiß Gott nicht nur in diesem Stadtteil halten sich die nachtaktiven Tiere auf; die explosionsartig angewachsene Population zieht sich durch die gesamte Kernstadt, sogar in der dicht bebauten Altstadt holen sich die Waschbären ihre Nahrung. Und die finden sie in Biotonnen, in gelben Säcken und Komposthaufen. Etliche Laaspher sind deshalb erfinderisch geworden, was die Sicherung ihrer Mülltonnen angeht. Schwere Steine halten die Deckel verschlossen. Gurte, wenn sie nicht schon durchgenagt worden sind, werden um die Tonnen gespannt.

Arno Vomhof wohnt in der Straße Unterer Buhlschlag. Beim Stichwort „Waschbär“ reagiert er gereizt: „Ich versprühe flaschenweise Reinigungsmittel, um sie durch den Geruch zu vertreiben“, schildert der Laaspher seinen Kampf gegen Waschbären. Die machen ihm nämlich schon seit langem das Leben schwer. „Unseren Nutzgarten“, das berichtet Vomhof, „haben wir schon vor einiger Zeit abgeschafft. Die Tiere koten überall hin. Und diese Unmengen an Hinterlassenschaften bringe ich dann mit der Schubkarre in den Wald. Und auf dem Rückweg nehme ich von dort die Verpackungen von Käse und Wurst mit in den Müll.“

Arno Vomhof ärgert sich mächtig darüber, dass „es Menschen gibt, die die Waschbären bewusst füttern. Die kaufen dafür extra im Aldi ein. Dabei darf man laut Gesetz Wildtiere nicht füttern, und Waschbären sind nun mal Wildtiere.“

Waschbären haben jegliche Scheu vor Menschen verloren

Welche Schäden Waschbären anrichten können, zeigt dieses Bild des Experten Frank Becker.
Welche Schäden Waschbären anrichten können, zeigt dieses Bild des Experten Frank Becker. © WP

Wildtier hin - Wildtier her. Die Waschbären in Bad Laasphe und auch in den umliegenden Ortschaften bis Hessen oder ins Banfetal hinauf haben jegliche Scheu vor den Menschen verloren; denn in seiner Nähe finden die Tiere ein Überangebot an Nahrung. „An Schulen oder am Schwimmbad“, erklärt Arno Vomhof, werden Speisereste achtlos weggeworfen. Und das sind Leckerlis für Waschbären.

Mit Einbruch der Dunkelheit fallen sie ein, weiß auch Dr. Harald Schmidt von seinem Wohnumfeld an der Obere Rote Hardt. „Die Tiere haben ihre natürliche Hemmschwelle verloren. Bei uns sind sie jede Nacht zu Besuch“, berichtet der Zahnarzt, der vorsorglich seine Garagenfenster geschlossen hält. Erst vor wenigen Tagen hat Dr. Schmidt zwei Jungtieren aus seiner Bio-Tonne geholfen und ihnen die Freiheit geschenkt.

Genau das Gegenteil unternehmen andere Bad Laaspher und wehren sich gegen die Waschbär-Plage, indem sie Revierförster Martin Kindig um Hilfe bitten. Und der weiß: „Wir können nur durch den Einsatz von Lebendfallen versuchen, einen Teil der immensen und ausufernden Population abzuschöpfen. Das ist mit der Unteren Jagdbehörde auch so abgestimmt.“

Hervorragender Biotop durch die Lahn und Bäche sind das Problem

Das Problem in und um Bad Laasphe sieht Kindig in dem „hervorragenden Biotop durch die Lahn und die Bäche Banfe, Wabach, Gennernbach und die Laasphe. Auch verlassene Gebäude - sogar in der Altstadt - oder leer stehende Gartenlauben sind ideale Schlafplätze für die Waschbären. Daher kann man nur jetzt in der Jagdzeit versuchen, den Bestand zu reduzieren. Je mehr weibliche Tiere wir wegfangen, desto niedriger ist die Reproduktionsrate im kommenden Jahr.“ Wie hoch die Anzahl der Waschbären an der Lahn tatsächlich ist, kann niemand sagen. „Aber,“ so Kindig, „die Tatsache, dass kein Tag vergeht, an dem ein überfahrener Waschbär auf der B 62 liegt, deutet auf große Mengen hin.“

Wie versucht die Stadt Bad Laasphe, der Plage Herr zu werden? Darauf antwortet Jürgen Pospichal, Leiter der Abteilung „Sicherheit und Ordnung“: „Wir können da nichts tun; denn die Waschbären gehören zu den geschützten Wildtieren. Von einem akuten Problem oder gar einer Plage ist mir nichts bekannt. Ab und zu“, so Pospichal weiter, werde die Stadt mal angerufen. Dann würde auf den Waschbär-Beauftragten beim Kreis Siegen-Wittgenstein hingewiesen. „Der macht auch Bienen und Ameisen“, sagte Pospichal.