Bad Laasphe. Chancen für Fritz-Heinrich-Zentrum in Bad Laasphe durch Bedarf für Pflegeheimplätze und barrierefreies Wohnen. Auch Kreis gibt grünes Licht.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat mit seiner jüngsten Prognose zu einem explosionsartigen Anstieg der Pflegebedürftigen in Deutschland lange verschlossene Türen aufgestoßen. Beispielsweise in Bad Laasphe. Hier wartet das seit Jahren leerstehende ehemalige AWO-Seniorenzentrum auf der Pfingstweide auf eine neue Nutzung. In den von den Nachbarn kritisierten Lost Place könnte schon bald neues Leben einziehen. Über eine 180-Grad-Wende berichtet der Geschäftsführer der Herforder Portarion GmbH & Cie. KG, Thomas Henke, im Gespräch mit der Redaktion.

Wir sind gerade dabei, den Standort neu zu definieren. Wir können uns dort wieder alle Formate vorstellen.
Thomas Henke - Geschäftsführer der Herforder Portarion GmbH & Cie. KG

„Für den Standort Bad Laasphe eröffnen sich neue Chancen. Wir sind gerade dabei, den Standort neu zu definieren. Wir können uns dort wieder alle Formate vorstellen“, sagt Henke und listet neben Stationärer Pflege auch Betreutes Wohnen oder schlicht barrierefreie Wohnungen auf. Hintergrund sind die alarmierenden Zahlen, die Karl Lauterbach kürzlich nannte: „Demografisch bedingt wäre 2023 nur mit einem Zuwachs von rund 50.000 Personen zu rechnen gewesen. Doch tatsächlich beträgt das Plus über 360.000“, hatte der Bundesgesundheitsminister berichtet und zugleich auch eine Reform der Finanzierung von Pflegebedarfen gefordert.

Die AWO hat sich vor Jahren hier zurückgezogen. Jetzt aber kommt wieder Bewegung in die Situation der leerstehenden Immobilie.
Die AWO hat sich vor Jahren hier zurückgezogen. Jetzt aber kommt wieder Bewegung in die Situation der leerstehenden Immobilie. © WP | Lars-Peter Dickel

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Für Unternehmen wie Portarion, die Immobilien für Menschen mit Pflegebedarf errichten und an Betreiber von Pflegedienstleistungen vermieten, bedeutet das, dass auch bislang unprofitable Standorte wieder in den Fokus geraten. „Inzwischen kommen Investoren und Betreiber auf uns zu“, sagt Henke und erläutert auch, dass es auch für Bad Laasphe bereits Interessenten gibt.

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Neben dem massiven Bedarf an Wohnraum kommen nun auch sich verändernde politische Rahmenbedingungen wieder zum Tragen. Geprüft wird eine energetische Sanierung im Bestand ebenso wie ein Abriss samt Neubau. Eine Sanierung sei aber nur wirtschaftlich im KfW-70-Standard. „Dann rechnet sich das auch“, macht Henke klar, wie stark die Energiekosten für den Betrieb des Hauses als Vorgabe gewertet werden. Ein Neubau könne im KfW-55-Standard errichtet werden, so Henke weiter.

Die Geschichte des Fritz-Heinrich-Zentrums

1974: Das Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe wird errichtet. Es gibt eine enge Verknüpfung zwischen dem Eigentümer Bezirksverband Westliches Westfalen der AWO und dem Ortsverein. Der AWO-Ortsverein leistet im Heim knapp 1000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit.

2016: Der Bezirksverband Westliches Westfalen der Arbeiterwohlfahrt will das Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe schließen. Es steht in Konkurrenz zum eigenen 2007 in Erndtebrück errichteten Haus, das aber nicht im Eigentum ist, sondern angemietet. Das Alter des Laaspher Gebäudes und ein von Insidern immer wieder angeprangerter Investitionsstau könnten den Ausschlag gegeben haben. Hinzu sei eine Unterbelegung von 50 Prozent gekommen.

2017: Ende März ziehen die letzten Bewohner aus. Viele der zum Teil pflegebedürftigen Bewohner sind ins Seniorenzentrum der AWO an der Struthstraße in Erndtebrück. Oder auch ins benachbarte Hessen umgezogen.

2020: Der AWO-Bezirksverband ist weiter auf Investorensuche. In der Politik wird über die Chancen wegen des hohen Wohnraumbedarfs in der Stadt diskutiert.

2021: Die Portarion GmbH aus Herford übernimmt die Immobilie von der AWO und plant dort Service-Wohnungen für Menschen ab 60 Jahren.

2023: In Bad Laasphe diskutieren Verwaltung und Politik den Kauf des Fritz-Heinrich.-Zentrums, um es als Wohnraum für geflüchtete herzurichten. Das scheitert am Votum des Rates und dem Verweis auf den hohen Investitionsstau.

Es ist gut, dass der Eigentümer eine Vorstellung für eine Nachnutzung entwickelt und eine baldige Entscheidung angekündigt hat.
Dirk Terlinden - Bürgermeister

Eine weitere Hürde für die Zukunft der Immobilie könnte die Pflegebedarfsplanung sein. Darin schreibt der Kreis Siegen-Wittgenstein vor, wie viele Plätze für stationäre Pflege in einer Kommune errichtet werden dürfen. Die Aussagen von Lauterbach lassen aber laut Henke keinen Zweifel zu: „Da muss sich was bewegen. Die Bedarfsplanung muss angepasst werden“, sagt er. Diese Vorgabe aber gilt nur für den stationären Bereich. Angebote wie Betreutes Wohnen oder barrierefreie Mietwohnungen, bei denen man die Pflegeleistungen extern dazu buchen kann, sind davon nicht betroffen, aber aktuelle eben auch sehr gefragt.

Inzwischen hat sich der Kreis Siegen-Wittgenstein dazu geäußert: „Mit dem Pflegebedarfsplan 2020 hat der Kreistag die verbindliche Planung aufgehoben. Seitdem sind Investoren bei möglichen Neu- und Umbauprojekten nicht mehr an die oben genannten Voraussetzungen gebunden. Ein mögliches Hemmnis durch die Pflegebedarfsplanung besteht somit nicht.“

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Auf die Frage, wie schnell denn neues Leben auf der Pfingstweide einziehen könnte, betont Henke: „Die Entscheidung fällt im nächsten Quartal.“

Bad Laasphes Bürgermeister Dirk Terlinden äußert sich auf Nachfrage der Redaktion verhalten optimistisch: „Es ist gut, dass der Eigentümer eine Vorstellung für eine Nachnutzung entwickelt und eine baldige Entscheidung angekündigt hat, damit die städtebauliche Wunde geschlossen werden kann.“

Die Geschichte des Fritz-Heinrich-Zentrums

1974: Das Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe wird errichtet. Es gibt eine enge Verknüpfung zwischen dem Eigentümer Bezirksverband Westliches Westfalen der AWO und dem Ortsverein. Der AWO-Ortsverein leistet im Heim knapp 1000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit.

2016: Der Bezirksverband Westliches Westfalen der Arbeiterwohlfahrt will das Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe schließen. Es steht in Konkurrenz zum eigenen 2007 in Erndtebrück errichteten Haus, das aber nicht im Eigentum ist, sondern angemietet. Das Alter des Laaspher Gebäudes und ein von Insidern immer wieder angeprangerter Investitionsstau könnten den Ausschlag gegeben haben. Hinzu sei eine Unterbelegung von 50 Prozent gekommen.

2017: Ende März ziehen die letzten Bewohner aus. Viele der zum Teil pflegebedürftigen Bewohner sind ins Seniorenzentrum der AWO an der Struthstraße in Erndtebrück. Oder auch ins benachbarte Hessen umgezogen.

2020: Der AWO-Bezirksverband ist weiter auf Investorensuche. In der Politik wird über die Chancen wegen des hohen Wohnraumbedarfs in der Stadt diskutiert.

2021: Die Portarion GmbH aus Herford übernimmt die Immobilie von der AWO und plant dort Service-Wohnungen für Menschen ab 60 Jahren.

2023: In Bad Laasphe diskutieren Verwaltung und Politik den Kauf des Fritz-Heinrich.-Zentrums, um es als Wohnraum für geflüchtete herzurichten. Das scheitert am Votum des Rates und dem Verweis auf den hohen Investitionsstau.