Wittgenstein. Der Bio-Diesel HVO darf in Deutschland verkauft werden. Erste Tankstellenbetreiber denken über eine Einführung in Wittgenstein nach.

Sprit aus altem Speiseöl tanken? Das ist ab sofort an manchen Tankstellen in Deutschland möglich. Klima-, Fritten- oder Biodiesel wird der neue HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) umgangssprachlich gerne genannt, der zu 100 Prozent aus alten Speiseölen besteht. Der Verein „eFuelsNow“ hat eine Tankstellenkarte entwickelt, die einen aktuellen Überblick über Tankstellen mit HVO-Diesel anbietet, allerdings darauf verweist, dass sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Tankstellen in Wittgenstein werden dort bei der Suche (noch) nicht angezeigt. Das könnte sich bald ändern, denn auch in Wittgenstein gibt es hier und da bereits erste Überlegungen zur Einführung des neuen Dieselkraftstoffes, wie eine Abfrage bei einigen Tankstellenbetreibern zeigt.

Unter anderem könnte es den neuen HVO-Diesel bald an der Raiffeisen-Tankstelle in Bad Laasphe geben, wie Michael Ermert, Geschäftsführer der Westmarkt-Raiffeisen Warengenossenschaft in Bad Laasphe, verrät. „Wir haben schon länger darüber nachgedacht und könnten uns vorstellen, dass wir bis Ende des Sommers so weit sind.“ Die Voraussetzungen hierfür seien bereits jetzt schon gegeben: „Wir haben zwei Tanksäulen für Diesel, eine davon könnte künftig für den Bio-Diesel verwendet werden“, so Ermert.

Altes Frittenfett wiederverwenden? Dank des neuen HVO-Diesels ist das möglich.
Altes Frittenfett wiederverwenden? Dank des neuen HVO-Diesels ist das möglich. © WP | Michael Kleinrensing

In Raumland habe man das Thema ebenfalls „auf dem Schirm“, so Karl-Theo Hamm, Geschäftsführer der Raiffeisen Wittgenstein-Hallenberg, die einen Standort in Raumland betreibt. „Aktuell jedoch ist der Bedarf noch nicht da. Das könnte eventuell im kommenden Jahr interessanter werden“, so Hamm.

Und auch die Aral macht sich derzeit intensiv Gedanken über den neuen Dieselkraftstoff. Sowohl in Bad Berleburg als auch in Bad Laasphe und Erndtebrück gibt es eine Aral-Tankstelle. Wird es den „Fritten“-Diesel künftig also auch dort geben? „Aral prüft alle Optionen zur Einführung neuer Kraftstoffe, die der Gesetzgeber der Branche gibt, sehr sorgfältig. Aktuell untersuchen wir die Einführung von Aral-HVO für den Schwerlastverkehr an ca. 40 Standorten in Deutschland. Wir bitten um Verständnis, dass wir noch keine konkreten Standorte benennen können“, teilt Kai Krischnak, Pressesprecher der Aral-Aktiengesellschaft, mit.

Ein Kunde tankt den neuen Bio-Diesel. Auch in Wittgenstein könnte es den Biokraftstoff bald geben.
Ein Kunde tankt den neuen Bio-Diesel. Auch in Wittgenstein könnte es den Biokraftstoff bald geben. © dpa | Christian Charisius

Grundsätzlich begrüße Aral die Einführung nachhaltigerer Kraftstoffe. „Diese Produkte bieten die Chance, rasch und nachhaltig die CO2-Emissionen im Fahrzeugbestand zu senken – insbesondere im Schwerlastverkehr“, ist sich Krischnak sicher. Doch: „Die Einführung eines neuen Kraftstoffes wie HVO erfordert eine umfassende Vorbereitung, da abhängig von den Gegebenheiten am jeweiligen Standort mitunter individuelle Lösungen gefunden werden müssen. Neben einer Überprüfung der technischen Infrastruktur müssen für das neue Produkt beispielsweise eine Logistik zur Versorgung der Tankstellen aufgebaut, das Design der Zapfsäulen umgestaltet und Kassensysteme angepasst werden. Zudem bedarf es der Abklärung mit den jeweils zuständigen Behörden, weshalb wir heute noch nicht sagen können, wann und wo es genau losgehen wird.“

Auch in der Feudinger Classic-Tankstelle konnte man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage zur HVO-Einführung sagen. Ob es den neuen Kraftstoff künftig an der SB-Tankstelle von Shell in Schameder geben wird, dazu liegen der Redaktion noch keine Antworten vor. Auch bei den Betreibern der SB-Tankstelle von Reibert in Berleburg wird die Redaktion in den kommenden Tagen nachhaken.

Die klimaschonende Weiterentwicklung von Kraftstoffen für Bestandsfahrzeuge ist ein wichtiger Schritt, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Karsten Schulze - ADAC-Technikpräsident

Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) fordert auf seiner Homepage indes die Hersteller auf, die Verträglichkeit bei älteren Modellen zu prüfen. Zudem müsse beim neuen Bio-Diesel mit höheren Kosten gerechnet werden. „Der Preis je Liter dürfte bis zu 20 Cent über dem herkömmlichen B7-Diesel und damit etwa auf dem Niveau des sogenannten Premiumdiesels liegen“, so der ADAC. „Die neue Verordnung verpflichtet Tankstellenbetreiber allerdings auch, die Kundinnen und Kunden einheitlich zu informieren, um Schäden an Fahrzeugen durch falsche Betankung zu vermeiden.“ Grundsätzlich begrüße der ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze jedoch die HVO-Zulassung: „Die klimaschonende Weiterentwicklung von Kraftstoffen für Bestandsfahrzeuge ist ein wichtiger Schritt, um die Klimaschutzziele zu erreichen“, wird er auf der Homepage des ADACs zitiert. Jetzt seien die Hersteller gefordert, neue Fahrzeuge für die Verwendung von Speiseöldiesel auszulegen und die Verträglichkeit bei älteren Modellen zu prüfen.

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