Feudingen/Sumbawanga. Josephine Kuhli half als Elektrikerin in Tansania beim Aufbau einer Geburtsstation und berichtet nun von ihren spannenden Erlebnissen vor Ort.
Neue Menschen, neue Aufgaben und eine neue Kultur - aufregende Wochen liegen hinter Josephine Kuhli aus Feudingen. Erst vor kurzem schloss sie ihre Ausbildung zur Elektrikerin bei der Firma Hoffmann in Schameder ab und startete daraufhin eine außergewöhnliche Walz. Denn: Die 20-Jährige flog nach Tansania, um in Sumbawanga, einer Stadt im Westen des Landes, beim Aufbau einer Geburtsstation zu helfen - und so ihr Wissen weiterzugeben und gleichzeitig viele neue Erfahrungen zu sammeln. Seit Sonntag, 12. Mai, ist sie wieder zurück in Deutschland und berichtet von ihrem Einsatz tausende Kilometer von zu Hause weg.
Am 26. April ging es für sie und einen Gesellen aus Porta Westfalica auf große Reise. „Und die dauerte wirklich lange“, erinnert sich die Feudingerin. Von Düsseldorf aus ging es dann Richtung Istanbul, wo sie umsteigen musste. Von dort aus flog sie zur Hauptstadt Tansanias. „Wir landeten dort in der Nacht und wurden von einem Freund des Einsatzleiters abgeholt.“ Den Flug selbst - im Übrigen der erste Flug überhaupt für die junge Elektrikerin - sei am Ende ganz entspannt gewesen. „Das war wirklich super und ich freue mich, noch öfter in meinem Leben fliegen zu können.“ Doch schon gleich merkte sie den klimatischen Unterschied zur Wittgensteiner Heimat. „Es war wirklich sehr warm und es herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit - alles klebte sofort an einem.“
Viele neue Eindrücke und Erfahrungen
Am darauffolgenden Morgen habe sie sich dann gemeinsam mit weiteren Teammitgliedern die Hauptstadt angeschaut, bevor es mit dem Bus weiter nach Sumbawanga ging - ihrem Einsatzort. „Wir waren fünf bis sechs Stunden mit dem Bus unterwegs.“ In Sumbawanga angekommen, ging es auch schon direkt los. „Wir haben uns umgezogen und sind zum Krankenhaus gegangen und haben dort bereits die ersten Patienten kennengelernt.“ Vor Ort erfuhren sie die konkreten Aufgaben, mit denen sich das Team in den darauffolgenden Tagen beschäftigte. Denn: Entstehen soll dort eine Geburtsstation für das Krankenhaus mit rund 50 Betten. Bereits im November 2023 wurde das Projekt von Insterplast Germany gestartet. Josephine Kuhli und ein weiterer Geselle aus dem Handwerk sollten dort im Rahmen der „Walz 4.0“ innerhalb drei Wochen bei der Herstellung der Betriebsbereitschaft der neuen Station unterstützen. Die „Walz 4.0“ wird von der Builtech - ein Zusammenschluss von Experten für technische Gebäudeausrüstung in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Sitz in Berlin - organisiert.
Für die junge Elektrikerin aus Feudingen ein ganz besonderer Einsatz. „Ich habe viele Menschen dort kennenlernen dürfen.“ Auch bei einer Geburt durfte sie dabei sein. „Ich hatte auch die Möglichkeit, mit in den OP-Bereich zu dürfen und das war wirklich super spannend“, sagt sie über ihre Zeit in Tansania. Und wo lagen die größten Unterschiede in der Arbeit als Elektrikerin? „Die gab es unter anderem in der Materialbeschaffung. Anders als in Deutschland kann man dort nicht eben beim Großhändler anrufen und eine Bestellung aufgeben“, erklärt sie. Stattdessen ging es auf den „Baumarkt“. „Dort lief man dann so lange herum, bis man das passende Teil gefunden hatte.“ Oder aber jemand brachte es vom Markt in der Hauptstadt mit. „Wir brauchten zum Beispiel Leuchten für den OP - die brachte dann jemand aus der Hauptstadt mit.“ Nach sieben Tagen etwa waren die Leuchten schließlich vor Ort.
Aber nicht nur in der Materialbeschaffung gibt es Unterschiede - auch im Umgang mit stressigen Situationen. „Die Menschen dort sind viel ruhiger und gelassener“, berichtet Kuhli. Und die Menschen sind es auch, die für die junge Elektrikerin das größte Highlight ihrer Reise darstellen. „Sie leben zwar in ärmlichen Verhältnissen, dennoch aber sind sie dankbar für das, was sie haben. Die Dankbarkeit und die Hilfsbereitschaft der Menschen dort haben mich sehr beeindruckt.“
Menschen, die die junge Feudingerin gern länger begleitet hätte. „Es war eine spannende, tolle Zeit und es ist schade, dass sie so schnell vorbeiging“, sagt sie. „Auf der einen Seite war ich traurig, da ich gern noch länger geholfen hätte - auf der anderen Seite aber habe ich mich auch auf geregelte Umstände gefreut.“ Und das fängt bei den kleinen Dingen im Leben an. „Vor Ort konnte man sich beispielsweise nicht einfach mit Leitungswasser die Zähne putzen. Das ist schon schön, wenn man zu Hause statt mit einer Flasche Wasser einfach den Wasserhahn aufdrehen kann und sich normal die Zähne putzt. Man lernt die einfachen Dinge viel mehr schätzen.“
Für Josephine beginnt nun wieder ihre Arbeit in der Heimat. Die Erinnerung an ihren Einsatz in Tansania aber bleiben. „Ich kann diese Art der Walz nur jedem empfehlen.“