Bad Berleburg. 16 tote Rehe in 4 Wochen: So sah die Bilanz an der B 480 bei Berleburg vor 3 Jahren aus. Doch die Arbeit von Markus Suhrweme zeigt klar Wirkung.

Traurige Bilder waren das, die Revierjäger Markus Surwehme von der Wittgenstein Berleburg´schen Rentkammer im Winter 2020-2021 an der B 480 bei Bad Berleburg immer wieder sah: Dort kam es zu sehr vielen Verkehrsunfällen, bei denen Rehe zu Tode kamen. „Da hatten wir in vier Wochen sechzehn tote Rehe zu beklagen“, erklärt der Revierjäger, dessen Zuständigkeitsbereich auch in diesen Abschnitt der B 480 von Bad Berleburg in Richtung Schüllar fällt. Immer wieder wurde Markus Surwehme von der Polizei oder Verkehrsteilnehmern auf die B 480 gerufen, weil es dort zu Unfällen mit Wildtieren gekommen war. Oftmals waren die Tiere schwer verletzt worden und lebten noch, sodass der Revierjäger die Tiere dann nur noch erlösen konnte, um sie von ihren Qualen zu befreien, andere waren nach dem Aufprall auf der Stelle tot.

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Die B 480 war gerade in diesem Teilstück zu einem Unfallschwerpunkt geworden, als Markus Surwehme im Frühjahr 2021 eine für Wittgenstein völlig neue Methode anwandte, um die tödlichen Unfälle zu verhindern, oder zumindest die Zahlen signifikant zu senken. Der Revierjäger brachte entlang der B 480 einen sogenannten Duftzaun an, vergleichbar mit aufgesprühtem Bauschaum. Durch seinen intensiven, für das Wild bedrohlichen Geruch soll er die Tiere davon abhalten, die gefährliche Fahrbahn zu überqueren.

Revierjäger Markus Suhrweme (rechts) frischt den Duftzaun auf. Mit dabei sind Melissa Hagenberg und Nick Schneider, zwei Revierjäger-Azubis.
Revierjäger Markus Suhrweme (rechts) frischt den Duftzaun auf. Mit dabei sind Melissa Hagenberg und Nick Schneider, zwei Revierjäger-Azubis. © WP | Matthias Böhl

Wie sieht es nach der Installation und regelmäßigen Auffrischung des Duftzaunes aus? Konnten die Zahlen der Wildunfälle in dem Teilstück der Bundesstraße gesenkt werden? Wir haben bei Revierjäger Markus Surwehme und der Polizei nachgefragt: „Wir haben seit der Anbringung des Duftzaunes nur einmal einen Unfall mit einem Rehbock gehabt, allerdings auch weiter unterhalb in Richtung Stadt, außerhalb des Duftzaunbereiches“, erklärt Markus Surwehme. Ansonsten, so der Revierjäger, sei es seit dem Frühjahr 2021 zu keinen Zwischenfällen mit Rehen auf der B 480 mehr gekommen.

Nur das alleinige Anbringen des Duftzaunes reiche allerdings nicht aus, um die Unfallzahlen dauerhaft auf einem Minimum zu halten, erklärt der Revierjäger: „Die besprühten Stellen müssen alle paar Monate aufgefrischt werden, was jedes Mal etwa zwei bis drei Stunden Zeit in Anspruch nimmt“, berichtet Markus Surwehme. Einen Aufwand, den er sehr gerne in Kauf nimmt, wenn so die tödlichen Verkehrsunfälle verhindert werden können. Dabei verknüpft der Berufsjäger am Mittwoch gleich noch zwei Dinge miteinander: Zum einen das erforderliche Auffrischen der Duftmarken, zum anderen hat er mit Melissa Hagenberg und Nick Schneider zwei Revierjäger-Azubis mit dabei, und erklärt ihnen das Wirkprinzip des Duftzaunes. „Wenn die beiden später im Revierdienst sind und sich an die erfolgreiche und einfache Maßnahme zur Verhinderung von Wildunfällen hier erinnern können und es bei sich in den Revieren auch anwenden, hat es gleich doppelt viel gebracht“, erklärt er.

So sehen die gefüllten Eisbecher auf, die mit der Masse gefüllt werden - damit werden die Rehe abgeschreckt. Becher wie diese sind jedoch auch abgerissen worden, bedauert Markus Suhrmweme.
So sehen die gefüllten Eisbecher auf, die mit der Masse gefüllt werden - damit werden die Rehe abgeschreckt. Becher wie diese sind jedoch auch abgerissen worden, bedauert Markus Suhrmweme. © WP | Matthias Böhl

Bedauern und Unverständnis drückt Markus Surwehme allerdings über den Vandalismus aus, den manche Menschen an den Tag legen: Eine Eisdiele aus der Nachbarschaft der Wittgenstein Berleburg`schen Rentkammer, dem Arbeitgeber von Markus Surwehme, hatte für das Projekt Eisbecher zur Verfügung gestellt, in die der Duftschaum gesprüht werden konnte und die Markus Surwehme dann auf kleinen Pfählen befestigt hat. „Nach kurzer Zeit waren die Becher entlang des Fußgänger- und Radweges allesamt abgerissen. Und es geschah oft, wenn irgendwo Feierlichkeiten waren, und Leute den Weg zur Heimkehr genutzt haben“, ist er enttäuscht. Auf der anderen Straßenseite, wo er die Becher versetzt in der Böschung befestigt hat, ist hingegen nichts passiert. Auch eine Entsorgung der Mitarbeiter von Straßen NRW kann der Jäger ausschließen, denn mit denen hatte er im Vorfeld abgestimmt, dass die Becher angebracht werden können.

„Ich hoffe, dass dies vielleicht aus Unwissenheit geschehen ist und die Becher zukünftig doch stehen bleiben“, wünscht sich Markus Surwehme. Damit die B 480 sicher bleibt für die Rehe und die Autofahrer.