Bad Berleburg. Bad Berleburger Facharzt Bozhidar Angelov: „Durch Vorsorge-Untersuchungen konnte die Zahl der Krebstoten um 20 Prozent gesenkt werden.“
In der Bad Berleburger Vamed-Akut-Klinik kümmert sich der Gastroenterologe Bozhidar Angelov um die Darmkrebsvorsorge. Im Interview erläutert der Facharzt, wann eine Vorsorge-Untersuchung besonders wichtig ist und welche Untersuchungsmethoden und Behandlungsmöglichkeiten es gibt: Unterm Strich bleibt dabei die Erkenntnis: Je früher Krebs entdeckt und behandelt werden kann, umso besser sind die Heilungschancen.
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Unter welchen Bedingungen/Risikofaktoren lohnt sich schon früher eine Untersuchung?
Wir empfehlen Patienten, deren Eltern oder Geschwister eine Darmkrebserkrankung vor dem 60. Lebensjahr hatten, sich frühzeitig untersuchen zu lassen – unabhängig vom jeweils geltenden Vorsorgealter. Als Faustformel kann man es wie folgt formulieren: Wenn z. B. der Vater mit 50 Jahren an Darmkrebs erkrankt, sollten sich die Kinder mit 40 Jahren erstmalig untersuchen lassen. Also im Idealfall zehn Jahre vor dem Alter, in dem die Erkrankung bei einem nahen Angehörigen diagnostiziert wurde.
Zum anderen sollte jeder Mensch, der Beschwerden hat, zeitnah seinen Hausarzt oder einen Facharzt aufsuchen. Die Beschwerden können dabei von Schmerzen und Blutungen beim Stuhlgang über schleimige, übelriechende oder deformierte Stühle bis hin zu Gewichtsverlust und Blutarmut reichen.
Menschen, die weder erblich vorbelastet sind, noch Beschwerden haben, können ab dem 50. (Männer) bzw. dem 55. Lebensjahr (Frauen) an den Früherkennungsprogrammen ihrer Krankenkassen teilnehmen.
Was bedeutet eine frühzeitige Erkennung von Krebs?
Je früher ein Karzinom oder die Vorstufen eines Tumors erkannt werden, desto höher sind die Heilungschancen beziehungsweise die Aussichten, eine verfrühte Sterblichkeit sowie schwere Komplikationen zu verhindern.
Welche Untersuchungs-Möglichkeiten der Darmkrebsvorsorge gibt es?
Als Untersuchungsmöglichkeiten mit wissenschaftlich nachgewiesenem Nutzen haben sich der Stuhltest IFOB sowie die Koloskopie, sprich die Darmspiegelung, etabliert. Während der IFOB-Test das Vorhandensein von Blut in einer Stuhlprobe nachweist, wird während einer Darmspiegelung, der zuvor entleerte und gereinigte Darm mit einem sogenannten Endoskop untersucht. Dabei führt der Gastroenterologe bei dem sedierten Patienten ein flexibles Instrument mit Kamera in den Darm ein und kann diesen so per Sicht beurteilen sowie Proben entnehmen. In den meisten Fällen kann der Arzt zudem Krebsvorstufen – wie z.B. Polypen - unmittelbar entfernen. Eine Darmspiegelung ist schmerzfrei und wird unter einer Kurznarkose durchgeführt. In der Regel kann der Patient das Krankenhaus noch am Tag der Untersuchung wieder verlassen.
4. Welchen Sinn machen Stuhlproben?
Die Spezifität der IFOB-Tests ist sehr hoch. Wenn sich Blut im Stuhl des Patienten befindet, so erkennt der Test dies mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit. Das Problem: Nicht alle Karzinome bluten. In diesen Fällen ist ein negativer Test nicht aussagekräftig und vermittelt unter Umständen eine falsche Sicherheit. Die sicherste Methode – die im Falle von Darmtumoren sogar der apparativen Diagnostik überlegen ist – ist die Darmspiegelung.
5. Wenn ich zu jung für eine Vorsorgeuntersuchung bin, welche Möglichkeiten habe ich dann?
Im Falle von Beschwerden gibt es kein „zu jung“ für eine Untersuchung. Sobald jemand Beschwerden hat, die sich in einem überschaubaren Zeitraum nicht bessern, hat jeder Patient den Anspruch auf eine entsprechende Diagnostik im Krankenhaus oder bei einem Facharzt!
Zudem gibt es Möglichkeiten, vor dem 50. bzw. 55. Lebensjahr eine Darmspiegelung in Anspruch zu nehmen, wenn die familiäre Anamnese entsprechend ausfällt. Ich habe das bereits erläutert.
Wenn beide Faktoren nicht zutreffen – Sie also weder spezifische Beschwerden, noch eine familiäre Vorbelastung haben – ist eine Darmspiegelung vor dem 50. bzw. 55. in der Regel nicht erforderlich. Studien zeigen, dass die wenigsten Patienten vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs erkranken.
Dennoch gilt: Gehen Sie lieber einmal mehr als einmal weniger zum Arzt und machen Sie von den Früherkennungsangeboten Gebrauch! Aufgrund dieser Maßnahmen konnte die Zahl der Krebstoten deutschlandweit um 20 Prozent gesenkt werden.