Bad Berleburg. Der Insolvenzverwalter Jens Lieser informiert über Kundengespräche, den Umzug nach Marokko und Fortschritte im Verkaufsprozess.

Für Außenstehende klingt das nach einer schlechten Nachricht: Mit Wirkung vom 26. März, wurde vom Amtsgericht Siegen auch das Insolvenzverfahren über die Stahlschmidt Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG eröffnet. Offiziell mitgeteilt wurde dies erst am Mittwoch, 3. April. Zum Insolvenzverwalter bestimmte das Gericht Jens Lieser. Der Rechtsanwalt führt bereits die anderen Insolvenzverfahren rund um den Automobilzulieferer SCS Deutschland GmbH aus Bad Berleburg. Den Antrag auf Insolvenz der Vermögensverwaltung war Ende Januar gestellt worden und gibt Jens Lieser jetzt mehr Möglichkeiten für eine Rettung des traditionsreichen Unternehmens, das in diesem Jahr 100 Jahre alt wird.

Der Geschäftsbetrieb ist auch zu Beginn des 2. Quartals 2024 stabil und durchfinanziert. Die Verlagerung des operativen Geschäfts nach Marokko liegt im Plan und wir rechnen weiterhin mit dem Abschluss bis zum Frühsommer.
Jens Lieser - Insolvenzverwalter von SCS Deutschland

„Das Amtsgericht Siegen hat zum 1. März 2024 das Insolvenzverfahren der SCS Deutschland erwartungsgemäß eröffnet und Rechtsanwalt Jens Lieser zum Insolvenzverwalter bestellt. Das Amtsgericht Siegen hat auch das Insolvenzverfahren der Stahlschmidt Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG eröffnet und ebenfalls Herrn Lieser zum Insolvenzverwalter bestellt“, bestätigt Pietro Nuvoloni von der dictum media GmbH aus Köln im Auftrag von Jens Lieser.

Lieser selbst kommentiert den aktuellen Stand bei SCS für Belegschaft und Kunden positiv: „Wie bereits berichtet, läuft die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden auch nach der Eröffnung des Verfahrens gut und uneingeschränkt weiter. Der Geschäftsbetrieb ist auch zu Beginn des 2. Quartals 2024 stabil und durchfinanziert. Die Verlagerung des operativen Geschäfts nach Marokko liegt im Plan und wir rechnen weiterhin mit dem Abschluss bis zum Frühsommer.“

Die wirtschaftlich entscheidende Produktionsverlagerung nach Marokko war bedroht, weil das Unternehmen insgesamt mit steigenden Energie- und Rohstoffkosten zu kämpfen hatte und für viele überraschend eine Woche vor Weihnachten 2023 Insolvenz anmelden musste.

Chancen auf Verkauf im Paket

Die nun zusätzliche Insolvenz der Vermögensverwaltung bietet Chancen: Dadurch könnte das Unternehmen SCS im Paket verkauft werden. In der Vermögensverwaltungs-Gesellschaft, die auch noch den Namen des ursprünglichen Familienunternehmens Stahlschmidt trägt, wurden das unbewegliche Firmenvermögen, die Grundstücke und Firmengebäude zusammengefasst. Die wurde am 10. März 2014 im Handelsregister eingetragen. Damals war die Gliederung des Unternehmens erneuert und eine SCS Deutschland Holding geschaffen worden. Später ging die Gesellschaft im September 2015 ebenso wie die SCS-Gesellschaften an die Peter-Möhrle-Gruppe aus Hamburg und dann im Februar 2023 überraschend an die Lafayette Capital.

„Nein, es werden keine Teilverkäufe der Auslandsgesellschaften angestrebt, sondern ein Gesamtverkauf der SCS-Unternehmensgruppe.
Jens Lieser - zur Zukunft des Unternehmens SCS

Laut Lieser läuft die Suche nach einem Investor gut: „Der Verkaufsprozess läuft gut und es haben sich bereits mehrere Interessenten gemeldet. Aufgrund der vereinbarten Vertraulichkeit können wir hier jedoch keine Details nennen.“ Einem Teilverkauf einzelner Auslandsgesellschaften erteilt Lieser eine Absage: „Nein, - es werden keine Teilverkäufe der Auslandsgesellschaften angestrebt, sondern ein Gesamtverkauf der SCS-Unternehmensgruppe.“

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