Bad Laasphe/Aachen. Für ihren Traum vom Tiny House geben Thomas und Nicola Nick ihr Eigenheim in Aachen auf und ziehen nach Bad Laasphe. Die Gründe.

„Vollkommen reduziert und erleichtert das Leben“, das ist die Idee von Thomas und Nicola Nick. Ein Tiny House, auf Deutsch Mini-Haus, soll das möglich machen. Dafür ziehen sie aus Aachen nach Bad Laasphe. Wir berichteten im Mai des vergangenen Jahres bereit über die Pläne des Paares, die gerade ein Baugrundstück am Galgenberg in Bad Laasphe erworben hatten. Mittlerweile ist das Eigenheim mit 130 Quadratmetern verkauft. „Wir wohnen aktuell in einer Übergangswohnung – auf 50 Quadratmetern, mit zwei Erwachsenen und zwei recht großen Hunden“, erzählt Thomas Nick. Aber die kleinere Wohnung hat auch Vorteile. „Nichts ist weiter als vier Meter entfernt“, sagt Nick und lacht. Eine gute Vorbereitung auf das Leben im Tiny House, denn das wird auch nur 48 Quadratmeter haben.

So soll das zukünftige Heim von den Nicks in Bad Laasphe aussehen.
So soll das zukünftige Heim von den Nicks in Bad Laasphe aussehen. © Vital Camp GmbH | Vital Camp GmbH

15 Umzugskartons und drei große Tüten haben die Aachener aus ihrem Wohnhaus mitgenommen. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass ein ganzes Leben verpackt wurde: „Das war ein Prozess über fünf Jahre“, sagt Nick. Und dabei sind selbst diese Kartons nicht alle wieder in der Wohnung ausgepackt worden. „Alles, was wir nicht ausgepackt haben, brauchen wir nicht“, sagt der 62-Jährige entschieden. „Wir haben uns nichts Zusätzliches mehr geholt, nur Dinge ersetzt.“ Zum Beispiel wasserdichte Winterstiefel – für den „härteren“ Winter im Wittgensteiner Land. Denn im Tiny House ist eben nur Platz für das, was wirklich gebraucht wird.

Das Grundstück in Bad Laasphe ist für den Bau vorbereitet

Thomas und Nicola Nick sind gerne mit dem Motorrad unterwegs – auch auf längeren Touren. Von den erlebten Reisen hat sich „Zeugs angesammelt“: „Das sind Sachen, von denen man sich nicht trennt“, sagt Nick und so dürfen die Erinnerungsstücke mit umziehen. Andere Dinge aber nicht: „Wir haben nur noch ein Auto, zwei Motorräder und zwei E-Bikes – nicht mehr mehrere“, sagt Nick. Und auch „Sammelleidenschaften für Schallplatten und Zeitungen“ gehören der Vergangenheit an. „Der Rucksack, den wir jetzt tragen, ist sehr viel leichter“, sagt der Aachener.

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Das Grundstück in Bad Laasphe ist mittlerweile vorbereitet für den Bau. „In den nächsten zwei bis drei Wochen wird eine Fertiggarage aufgebaut, für unsere Motorräder und E-Bikes.“ Im Februar wird von einem örtlichen Garten- und Landschaftsbauunternehmen das Streifenfundament gebaut. Auch die Anschlüsse für Wasser, Abfluss, Telefon und Internet werden verlegt, erklärt der Bauherr. „Dann muss nur noch der Tieflader kommen und das Tiny House auf das Fundament setzen. Und drei Stunden später können wir einziehen.“ Denn das neue Heim wird schlüsselfertig angeliefert. Wenn alles glattläuft, soll es bereits Mitte oder Ende April so weit sein.

Das Tiny House der Nicks wird aktuell gebaut – speziell nach ihren Wünschen

Aktuell wird das Tiny House aber noch gebaut. „Das haben wir Ende Oktober in Auftrag gegeben“, mit allen Spezifikationen – unter anderem auch einer Klimaanlage. Welche Ausstattung das Mini-Haus bekommen sollte, darüber muss man sich im Vorfeld einige Gedanken machen. „Was möchte ich und was brauche ich? Wie viel Platz brauche ich? Soll es ein einfaches Haus sein? Auf einem Fahrgestell? Ein modulares System zum Anbauen? Brauche ich einen Schuppen oder eine Garage für Fahrzeuge?“ Fragen, die für das zukünftige Heim entscheidend sind.

Die Nicks sind begeisterte Motorradfahrer: Das wird auch in Bad Laasphe so bleiben.
Die Nicks sind begeisterte Motorradfahrer: Das wird auch in Bad Laasphe so bleiben. © Privat | Privat

„Nach deutschem Baurecht muss das Tiny House die gleichen Vorgaben erfüllen wie ein Massivhaus“, sagt Thomas Nick. „Statik, Energieeffizienz, Schneelast, Windlast – die Vorgaben sind gleich für ein kleines Haus oder für ein großes.“ Deswegen gibt es nicht so viele Anbieter von Mini-Häusern, die als Erstwohnsitz genutzt werden können. „Für Campingplätze oder als Freizeitgelände geht das, aber man darf nicht seinen ersten Wohnsitz dort melden.“ Deswegen hat das Paar für den Traum vom Tiny House lange gesucht, bis sie bei der Vital Camp GmbH in der Nähe von Kassel fündig geworden sind.

Nach deutschlandweiter Suche wurde ein Grundstück in Bad Laasphe gefunden

Ein Tiny House zu bauen, ist „keine günstige Sache“, sagt Nick. Auch wenn die Kosten geringer als bei einem Einfamilienhaus sind. Auch bei den Energiekosten macht sich die Größe bemerkbar: „Wir werden ungefähr zwei Drittel weniger Energie verbrauchen als in unserem Haus“, sagt Nick. Viele, die sich für das Leben im Tiny House entscheiden, haben den Wunsch autark zu leben. „Man muss sich trotzdem für Strom, Wasser und Abwasser anmelden und die Grundgebühr bezahlen. Das ist gesetzlich geregelt“, erklärt Nick. „Aber wir planen eine Photovoltaik-Anlage und einen Speicher am Haus, um die Energiekosten zu kontrollieren und möglichst gering zu halten.“

Wir haben 30, 40 Pachtplätze deutschlandweit angeschaut, ebenso viele Bauplätze. Aber der Bebauungsplan gibt das Aufstellen eines solchen Hauses meist nicht her.
Thomas Nick - über die Suche nach einem geeigneten Grundstück für das Tiny House

Auch der Bauplatz war nicht einfach zu finden. „Wir haben 30, 40 Pachtplätze deutschlandweit angeschaut, ebenso viele Bauplätze. Aber der Bebauungsplan gibt das Aufstellen eines solchen Hauses meist nicht her“, sagt Nick. Bad Laasphe sieht er hier als „Vorzeigekommune“, wie er sagt. „Hier gibt es einen maximal offenen Bebauungsplan.“ So stehe in der Nachbarschaft des zukünftigen Mini-Hauses ein kanadisches Blockhaus aus Baumstämmen, ein moderner Bungalow mit Flachdach und ein klassisches Einfamilienhaus, so Nick. Deswegen fiel die Wahl des zukünftigen Wohnortes auf die Lahnstadt. „Die Umgebung ist sehr schön und wir sind gern hier“, sagt der Aachener über seine neue Wahlheimat.

Für den Traum vom Tiny House lässt das Paar seine Freunde zurück

Für den Traum vom Tiny House lässt das Paar sein soziales Umfeld zurück. „200 Kilometer ist keine Distanz, man muss sich nur gezielter verabreden“, sagt Nick. Das Einzige, was ihm negativ bei der Strecke auffällt: „Wir brauchen für die letzten 50 Kilometer genauso lange, wie für den Rest der Strecke. Eine nähere Autobahnanbindung wäre wünschenswert.“