Bad Berleburg. Nach Corona-Pause ziehen die Gäste-Ankünfte wieder an. Der Premiumwanderort muss aber für die Zukunft einige Dinge verändern.

Die Statistik ist sehr positiv. Nach der Corona-Pandemie zieht der Tourismus wieder an, Inflation und der Krieg sorgen dafür, dass Urlaube in Deutschland attraktiver werden. Damit Bad Berleburg auch etwas von diesem Kuchen abbekommt, gebe es aber noch viel zu tun. Das berichtet Andreas Bernshausen von der BLB-Tourismus GmbH der Politik.

Erfolge 2023

In diesem Jahr sei man wieder in die Großveranstaltungen eingestiegen. Den Auftakt bildete der Tag des Premiumwanderorts, mit dem Bad Berleburg die Wandersaison einleitete. Tags darauf wurde dann der erste Wollmarkt nach der Corona-Pause auf Marktplatz gefeiert. Das Paket abgerundet hatte der Brotmarkt, der wegen der Umbauten auf dem Marktplatz am zweiten großen Veranstaltungsort, dem Rathauspark stattfand. „Es waren so viele Menschen in der Stadt, aber dass es Weltklasse werden würde, wussten wir nicht“, so Bernshausen. Deswegen hatte es auch Probleme beim Catering gegeben. Bernshausen verteidigte die Veränderungen: „Wir setzen jetzt mehr auf Qualität als auf Quantität. Wir wollen weg von Hosenträgern und Reinigungsmittelvertretern“, formuliert er das Credo.

Ein Punkt ist der Wegfall der Weihnachtszeitreise. In einem durch das europäische Förderprogramm Leader finanzierten Projekt soll BLB-Tourimus jetzt ein neues Konzept „ohne Kannibalisierung mit den Ortschaften in der Stadt der Dörfer“ entwerfen, so Bernshausen. Der aktuelle Adventszauber mit Hütten in der Kernstadt habe damit nichts zu tun. Man habe lediglich für Gastronomen und Geschäftsleute „ein paar Highlights setzen wollen“, so Bernshausen. Das Angebot werde angenommen. Es gebe inzwischen sogar so etwas wie eine Rundreise von Bude zu Bude durch die Stadt.

Nicht online buchbar zu sein, heißt, die Bude wird irgendwann dicht gemacht.
Andreas Bernshausen, Geschäftsführer BLB-Tourismus

Leuchtturmprojekte 2024

Für 2024 haben sich die Touristiker für Bad Berleburg einiges vorgenommen. Ein „Leuchtturmprojekt“ sei der Radweg „Die Holzmacherin“. Ursprünglich als Wanderweg auf den vielfältigen Spuren der Forst- und Holzwirtschaft in Bad Berleburg gedacht, sei man schnell dazu gekommen, einen gut 80 Kilometer langen Radweg an sogenannten Points of Interest (POI) entlang durch zahlreiche Ortschaften vorbeizuführen. Solche POI können Handwerksmusen wie die Drehkoite in Girkhausen oder aber auch markante Bäume sein. QR-Codes erläutern dann, worum es geht. Der Weg sei inzwischen fertig gezeichnet und markiert. Die offizielle Eröffnung solle 2024 erfolgen.

Mehr zum Thema

Ein weiteres Projekt heißt „Grenzenlos“ und gehört zur Idee eines langen Mountainbiketrails, den Bad Berleburg zusammen mit den Kreisen HSK und Waldeck-Frankenberg konzipiert. „Wir hoffen auf den Tschechien-Effekt. Dort ist es sehr erfolgreich“, berichte Bernshausen. Man wolle bestehende Wege und Trails und Mountainbike-Hotspots zusammenfügen. Der Kreis Waldeck-Frankenberg prognostiziert bis zu 4 Millionen Besucher im Jahr.

Premiumwanderort – Kein Selbstläufer

Außerdem steht die Rezertifizierung des Prädikats „Premiumwanderort“ in 2024 an. Der Achtungserfolg für das kleine Bad Berleburg im Konzert der großen Wanderdestinationen ist aber nicht so einfach zu wiederholen. „Das wird kein Selbstläufer“, warnt Bernshausen vor zu großem Optimismus, weil sich die Landschaft stark verändert habe. Die abgeernteten Wälder hätten Auswirkungen auf das Wandererlebnis. Wenn beispielsweise der Autoverkehr auch in der Natur deutlich wahrnehmbarer sei, gebe es Punktabzug. Dem wollen die Tourismusexperten entgegenwirken, Besonderheiten herausstellen, um Minuspunkte auszugleichen. Außerdem soll das „Wanderlabor Bad Berleburg“, ebenfalls ein Leader-Projekt, mit Bürgerbefragung und Marktforschungserkenntnissen dabei helfen, den Nerv der Wandertouristen zu treffen.

Weiter vorantreiben will BLB-Tourismus gemeinsam mit dem Touristikverband Siegen-Wittgenstein auch den Ausbau der Übernachtungskapazitäten. „Wir haben einen starken Zuwachs bei Ferienwohnungen“, freut sich Bernshausen. Man helfe bei der Einrichtung, berate zu rechtlichen Fragen wie der Umwidmung von Wohnraum, Brandschutzfragen und – ganz wichtig – bei der Online-Vermarktung. Es komme auf Kleinigkeiten an, um gute Bewertungen der Portale zu bekommen. „Die schauen sogar auf die Farbe und Form der Kleiderbügel“, schmunzelt Bernshausen. Zum Thema Online macht er aber auch deutlich: Die Zeiten der Kurverwaltung, die die Betten füllt, ist vorbei. „Nicht online buchbar zu sein, heißt, die Bude wird irgendwann dicht gemacht“.