Bad Berleburg. Das Geld ist knapp, die Kosten steigen: Die Auswirkungen der Unterfinanzierung treffen vor allem Eltern und Kinder.
Höhere Mieten, gestiegene Strom- und Gaskosten sowie eine anstehende Tariferhöhung und damit steigende Personalkosten machen vielen Kita-Mitarbeitern schon seit längerer Zeit zu schaffen. Bereits im Oktober gingen tausende Menschen in Düsseldorf auf die Straße, um auf die Unterfinanzierung aufmerksam zu machen. In Bad Berleburg wollen viele Kita-Mitarbeiter, Eltern und Kinder am stillen Protestmarsch am kommenden Donnerstag, 7. Dezember, ab 15.30 Uhr auf ihre Situation aufmerksam machen und aufzeigen, welche Auswirkungen dies haben könnte. Birte Freudenberg, Leiterin der Kita Blauland in Raumland und Diana Wegner-Winnebald, Leiterin des AWO-Familienzentrums Laubfrosch in Bad Berleburg haben die Aktion initiiert und verraten, warum sie so wichtig ist.
„Wenn jetzt nicht etwas passiert, wird es bitter“, sagt Freudenberg. „Mieten, Strom, Gas, Personal - alles wird teurer.“ Kosten, die finanziert werden müssen. Im Landeshaushaltsentwurf 2024 aber seien keine adäquaten Mittel eingeplant, mit denen man die finanzielle Lücke füllen könnten. „Eine Auskömmlichkeit der sozialen Bereiche ist somit nicht mehr gesichert“, so Freudenberg. Hinzukomme dann noch die Tariferhöhung im kommenden Jahr. „Die ist wichtig, aber von welchen Mitteln sollen wir das alles zahlen?“, fragt die Einrichtungsleiterin. „Insbesondere kleinere Trägervereine trifft die finanzielle Schieflage hart. Die sind die ersten, die die Auswirkung zu spüren bekommen“, so Wegner-Winnebald.
Auswirkungen treffen Eltern und Kinder
Auswirkungen, die vor allem die Familien und Kinder hart treffen. In der Raumländer Kita müssten dann die Öffnungszeiten reduziert werden, wie Freudenberg skizziert. Die aktuell 52 Stunden müssten dann auf die vorgeschriebenen 45 Stunden begrenzt werden. Derzeit hat die Kita noch von 6 bis 16.30 Uhr geöffnet, da ihr die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Anliegen ist. „Viele Eltern sind auf lange Öffnungszeiten angewiesen.“ Auch die Leiterin des Familienzentrums Laubfrosch betont: „Wir sind Teil der Wirtschaft. Würde es uns nicht geben, könnten viele junge Mütter oder Väter erst später zurück ins Arbeitsleben.“ Sie ärgert sich, dass im Landeshaushaltsplan zwar betont wurde, wie wichtig die Bildung der Kinder sei, dabei aber erst von Kindern im Grundschulalter gesprochen werde. „Ich frage mich: Wo fängt denn die Bildung an?“
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Wegner-Winnebald foldert daher mehr Fairness. „Die Kinder sind unsere Zukunft. Wir dürfen dabei die Kleinsten nicht vergessen.“ Gerade aus diesem Grund sei es beim Protestmarsch wichtig, dass auch die Eltern und Kinder mit dabei sind. „Wir wollen den Menschen zeigen, wen die Auswirkungen der finanziellen Schieflage am Ende treffen“, bestätigt auch Anika Autschbach. Sie ist beim AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe für den wirtschaftlichen Betrieb der Kitas zuständig und weiß, wie es überhaupt zu dieser Schieflage kommen konnte.
Maßgeblich dafür verantwortlich sei das Kinderbildungsgesetz (Kibiz). Laut dem Kibiz erhalten die Träger eine Pauschale für jedes betreute Kind - die richtet sich wiederum nach den gebuchten Stunden. Jedoch werden diese Pauschalen nur einmal pro Jahr ausgezahlt und erhöht. „Davon müssen wir dann alle Kosten tragen“, so Autschbach. „Auch die Personalkosten, um die Personaldecke aufrechtzuerhalten.“ Und die Personalkosten werden weiter steigen. Ein weiteres Problem sei, dass die Anpassung immer erst eineinhalb Jahre später geschehe. „Die dadurch resultierenden Finanzlücken sind also kaum zu füllen.“ Und das, obwohl die finanzielle Lage schon immer sehr knapp war, wie Diana Wegner-Winnebald berichtet. „Wenn sich nichts ändert, könnten im schlimmsten Fall könnten sogar Insovenzen drohen.“ Sie selbst habe schon einmal einen Trägerwechsel mitgemacht. Damals gehörte das Familienzentrum Laubfrosch wie auch die Kita Blauland zu den Betriebskindergarten der Wittgensteiner Kliniken Allianz (WKA). Heute gehört es zur AWO. Hinter der Kita Blauland steht kein großer Sozialverband oder ein kirchlicher Träger, sondern der Verein „Bad Berleburger Kindertagesstätte“. „Uns ist es wichtig zu zeigen, dass wir für Zukunft der Familien, der Kinder und der Kitas auf die Straße gehen. Die Landesregierung muss endlich handeln.“
Der Protestmarsch am 7. Dezember startet um 15.30 Uhr am Berleburger Rathausgarten. Eingeladen sind alle Erziehungsberechtigte, Kinder, Angehörige, Freunde und Kollegen der Kitas.