Bad Berleburg. Hospizhelfer des Diakonischen Werks Wittgenstein helfen Menschen, ihren finalen Lebensabschnitt zu verschönern – eine wichtige Aufgabe.

„Wir schenken Zeit und unterstützen in der finalen Lebensphase“, sagt Dieter Bald über seine Tätigkeit als ehrenamtlicher Hospizhelfer. „Wir müssen nur Zeit für die Menschen haben, alles andere ergibt sich.“ Tod ist oft ein Tabuthema, dennoch ist es wichtig sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Für schwerstkranke, sterbende Menschen und deren Angehörigen gibt es deswegen Unterstützung vom ambulanten Hospizdienst Wittgenstein. In diesem Jahr feierte er bereits sein 20-jähriges Bestehen. Mittlerweile sind es 70 ehrenamtlich Helfer – im Alter von 20 bis 80 Jahren – die Menschen im finalen Lebensabschnitt begleiten. „Die Menschen sind dankbar, dass die Helfer da sind, dass sie kommen – und die Angehörigen auch“, sagt Tanja Baldus, Leitung des Hospizdienstes.

Die ehrenamtlichen Helfer gehen in Pflegeheime, ins Krankenhaus oder zu den Patienten nach Hause und verbringen Zeit mit ihnen. Bei manchen sind die Phasen länger, bei anderen kürzer: „Manche begleiten wir Jahre, sie wachsen einem ans Herz“, sagt Marion Bock, Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes.

Oft führen eigene Erfahrungen mit dem Tod zur Hospizarbeit

Heike Pöppel ist bereits seit zehn Jahren ehrenamtlich aktiv. „Meine Eltern sind damals verstorben. Ich wusste innerlich, dass ich so eine Arbeit machen will. Dann habe ich den Aufruf in der Zeitung für den Hospizkurs gesehen“, sagt die Berleburgerin. Ihr war sofort klar, dass sie das machen will – „und das hat sich als richtig herausgestellt.“

Dieter Bald hatte bereits beruflich mit dem Thema Tod zu tun. Als Polizeibeamter bekam er bei Todesermittlungen das Leid der Angehörigen mit. Als er 2016 in Pension ging, wollte er gern weiter machen als Sterbebegleiter – „und ich habe noch den letzten Platz im Kurs ergattert“, sagt er. Gemeinsam haben Heike Pöppel und Dieter Bald mittlerweile auch eine Ausbildung zur Trauerbegleitung gemacht: „Dort entdeckt man auch sein Leben nochmal neu. Man muss bei sich anfangen, um diese Arbeit zu machen“, sagt Pöppel.

Ein Kurs bereitet die ehrenamtlichen Hospizhelfer auf ihre Tätigkeit vor

Im Kurs zum ehrenamtlichen Hospizhelfer lernen die Teilnehmenden Techniken der Arbeit und setzen sich mit ihren Erfahrungen mit Trauer, Sterben und Tod auseinander. Der Kurs besteht aus drei Abschnitten: Dem Grundkurs, einem Praktikum und einem Aufbaukurs. „Man wächst innerlich im Kurs“, sagt Baldus. Bei der Praktikumsphase von zehn Stunden gehen die Teilnehmenden in Pflegeeinrichtungen. „Hier können sie hinter die Kulissen schauen und lernen Hilfestellungen beim Aufstehen oder beim Essen zu geben.“ Insgesamt sind es 100 Unterrichtseinheiten, die die Teilnehmenden auf ihre Arbeit in der Wegbegleitung vorbereiten.

Ehrenamtliche Hospizhelfende begleiten Sterbende auf ihrem finalen Weg und schenken ihnen ihre Zeit.
Ehrenamtliche Hospizhelfende begleiten Sterbende auf ihrem finalen Weg und schenken ihnen ihre Zeit. © Shutterstock/Photographee.eu | Photographee.eu

Bei Fragen und Problemen können die Ehrenamtler jederzeit bei der Diakonie nachfragen und bekommen Hilfe. Die Hospizhelfer unterstützen sich auch untereinander. Denn sie kommen aus unterschiedlichen Berufen und haben verschiedene Erfahrungen gemacht, die sie gerne miteinander teilen. Denn das Thema macht es nicht einfach, eine professionelle Distanz zu wahren. „Ich kann nicht mit sterben, nur begleiten. Mein Leben geht weiter“, sagt Bald – und das müssen sich die Helfenden immer wieder bewusst machen. „Humor darf nicht zu kurz kommen“, sagt Heike Pöppel. Und ein Ausgleich ist wichtig. Für sie sind der Chor und ihre fünf Enkel ein Ausgleich zur Arbeit als Hospizhelferin.

Der erste Schritt ist oft der schwierigste

Der erste Schritt, ist oft der schwierigste: „Viele denken, sie müssen da allein durch. Müssen sie aber nicht“, sagt Marion Bock. „Es gehört Mut dazu, den Telefonhörer zu nehmen, bei uns anzurufen und seine Geschichte zu erzählen“, sagt Tanja Baldus. Ist das erste Gespräch geschafft, schaut das Team der Diakonie, welcher ehrenamtliche Wegbegleiter gut passen würde. „Im Kurs lernen wir die Teilnehmer gut kennen, so können wir einschätzen, wer zu wem passt und ob da eine Verbindung ist. Es muss menschlich passen“, sagt Tanja Baldus.

Mehr zum Thema

Immer wieder bleiben besondere Momente in Erinnerung: Dieter Bald traf einen Mann über eineinhalb Jahre hinweg jede Woche. „Wir haben uns über die Heimatgeschichte Wittgensteins unterhalten, der Mann ist richtig aufgeblüht. Das hat auch mir gutgetan.“

Die Hospizhelfer finden heraus, was den Menschen guttut

Als Hospizhelfer kann jeder das einbringen, was er gerne macht oder was der zu begleitenden Person gefällt. „Unsere Helfer sind sehr kreativ. Sie merken, was derjenige braucht. Sie finden heraus, was den Menschen guttut, ob Musik, Gesang oder Geschichten erzählen“, sagt Tanja Baldus. „Jeder hat seinen Handwerkskoffer“, sagt Heike Pöppel. Dieter Bald nutzt zum Beispiel die Genealogie als Einstieg. „Ich gehe in die Kirchenarchive und setze die Vergangenheit der Person zusammen. Ich finde zum Teil Dinge heraus, die neu für sie sind oder wir reflektieren gemeinsam. So finden wir einen neuen Zugang.“

Nächster Kurs für Hospizhelfer

Im Januar 2024 startet der nächste Befähigungskurs der Diakonie. 16 Teilnehmer werden dann wieder als ehrenamtliche Hospizhelfer ausgebildet. Anmelden können sich Interessierte noch bis Weihnachten. Die Teilnahme ist kostenlos und wird durch Spenden gefördert. Weitere Informationen zum Kurs gibt es unter www.diakonie-wittgenstein.de/ambulanter-hospizdienst oder 02751/92021-428.

„Zuhören ist ganz wichtig“, sagt Heike Pöppel. „Aber wir erzählen auch, was draußen los ist, was blüht.“ Einige Geschichten gehen einem dabei besonders nah. „Ich habe eine junge Frau begleitet, dann ihre Mutter und dann die Tante. Das ist mir auch sehr nah gegangen. Ich kannte die Familiensituation, das hat mich sehr geprägt“, sagt Pöppel. Wenn einem Trauerbegleiter eine bestimmte Situation doch mal zu nah geht, „kann er jederzeit sagen, das geht mir zu nah. Dann schauen wir, was wir machen können“, sagt Marion Bock.

Erster Zugang durch einen Letzte Hilfe Kurs

Der erste Zugang zum Thema Trauer- und Sterbebegleitung kann ein „Letzte Hilfe Kurs“ sein, den die Diakonie ebenfalls anbietet. „Das kann die Angst davor nehmen“, sagt Marion Bock. Denn auch wenn es keine leichte Aufgabe ist, gibt die ehrenamtliche Arbeit den Helfern auch viel zurück. „Ich habe gelernt und erfahren, wie erfüllend es sein kann. Die Menschen und Angehörigen geben einem selbst viel zurück“, sagt Dieter Bald.