Wittgenstein. Die Preise steigen, das Abendessen im Restaurant wird zum Luxus. Wittgensteiner Gastronomen erklären, wie sich das auf das Trinkgeld auswirkt.
Trinkgeld ist eine individuelle Sache – einige sind großzügig, andere runden den Betrag einfach auf. Krisen, Kriege und die Inflation haben in fast allen Bereichen – Lebensmittel, Benzin oder Heizkosten – für steigende Ausgaben gesorgt. Viele Menschen überlegen sich deswegen genauer, wofür sie ihr Geld ausgeben. Die Gastronomie erholt sich gerade erst von der Corona-Pandemie. Wird in Wittgenstein nun also auch beim Trinkgeld gespart?
Zwischen zwei und fünf Euro
„Es gibt welche, die geben viel, andere geben weniger. Aber das war schon immer so“, sagt Monika Horchler, Servicekraft im Waldhotel Haferkiste in Bad Laasphe. „Trinkgeld ist eine freiwillige Zahlung und eine schöne Geste, da kann man sich für bedanken – so sehen wir das“, sagt sie weiter. Einen Grund sich zu beschweren, gebe es nicht. „Bei uns ist alles wie gehabt, bis jetzt habe ich keinen Unterschied bemerkt“, sagt Rebecca Falivena vom Ristorante Da Angela am Bad Berleburger Bahnhof. Für sie hat das Trinkgeld auch immer etwas mit dem Service zu tun: „Es kommt auch darauf an, wie man sich dem Kunden gegenüber verhält. Bis jetzt hat sich keiner über zu hohe Preise bei uns beschwert.“
Lesen Sie auch:
- Höhere Mehrwertsteuer: „Das wäre eine Katastrophe“
- Wingeshausen: Restaurant Forellenhof wird renoviert
- Bad Laasphe: Neue Pächter ziehen in die Sonne ein
In der Regel geben die meisten Deutschen zehn Prozent Trinkgeld. Bei einer Umfrage von YouGov in 2019 gaben 75 Prozent an bei einer Rechnung von 50 Euro zwischen zwei und fünf Euro Trinkgeld zu geben – das sind umgerechnet zwischen vier und zehn Prozent.
Gäste schauen auf den Preis
„Aktuell habe ich das Gefühl, dass es vielleicht etwas weniger Trinkgeld wird. Aber das ist bisher nicht negativ aufgefallen“, sagt Marko Holschuh, Inhaber des Stamm-Hauses in Wingeshausen. Er habe eher bemerkt, dass sich das Konsumverhalten der Gäste verändere. „Das ein oder andere Getränk wird weniger konsumiert. Die Gäste schauen auf den Preis und sparen dadurch etwas. Sie überlegen sich schon, was sie bestellen“, erklärt Holschuh. Das bestätigt auch Monika Horchler, vom Waldhotel Haferkiste: „Die Leute gehen nicht mehr so oft Essen und das Trinkverhalten ist schlechter geworden.“Grund zur Sorge ist das aber bei keinem der Gastronomen.
„Trinkgeld ist immer eine Wertschätzung“
Eine Veränderung im Bestellverhalten der Gäste hat das Personal der Mühle Acht in Erndtebrück bisher nicht bemerkt, auch nicht beim freiwilligen Servicezuschlag. „Trinkgeld ist immer eine Wertschätzung, egal, wo man hingeht – ob zum Friseur, ins Nagelstudio oder ins Restaurant. Es ist ein Zeichen dafür, dass man zufrieden ist“, sagt eine Mitarbeiterin. Ob die Mehrwertsteuererhöhung, die die Gastronomie im Januar erwartet, Auswirkungen auf das Trinkgeld haben werde, müsse man abwarten.
Im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn liegt Deutschland mit zehn Prozent Trinkgeld im Mittelfeld. In Frankreich, Spanien oder Portugal wird etwas mehr Trinkgeld gegeben – meist zwischen zehn und 15 Prozent. In Österreich, Dänemark, Norwegen und Finnland gibt es für guten Service nur fünf Prozent, in Schweden sind es immerhin zehn. In den nordamerikanischen Ländern Kanada und den USA gibt es das meiste Trinkgeld. Hier gehören mindestens 15 bis zu 20 Prozent zum guten Ton. Was aber auch an den niedrigen Löhnen der Servicemitarbeiter liegt, die mit ihren Gehälter kaum den eigene Lebensunterhalt bestreiten können und auf die sogenannten „Tips“ angewiesen sind.