Wittgenstein/Münster. Rebecca Watzal will wissen, wie die Windparks in Arfeld und Hesselbach bei den Bürgern ankommen. Dazu braucht sie Hilfe aus Wittgenstein.

Windenergie ist vieldiskutiert in Wittgenstein, schließlich sind neben den bestehenden Windkraftanlagen im Wald noch viele weitere in Planung (wir berichteten). Ein Thema, das über die Region hinaus von Interesse ist: Eine Studentin der Universität Münster beschäftigt sich mit der Windenergie in den Wittgensteiner Wäldern. Rebecca Watzal ist 24 Jahre alt und studiert Humangeografie. In ihrer Masterarbeit untersucht sie die Auswirkungen von Windenergie im Wald mit Fokus auf das Landschaftsbild, die Naherholungsfunktion und die Akzeptanz bei den Anwohnern. Ihre zwei Fallbeispiele sind die Windparks in Arfeld und Hesselbach. Im Interview erklärt sie, warum Wittgenstein von besonderem Interesse ist.

Sie studieren in Münster. Wie sind Sie auf die beiden Windparks in Arfeld und Hesselbach gekommen?

In Wittgenstein sind sowohl bestehende Windparks, neue Planungen und viel Wald vorhanden. Außerdem gibt es noch nicht so viele Studien über Windkraft im Wald wie über Anlagen auf offener Fläche. Und ich glaube, Windkraft im Wald ist konfliktreicher. Der Windpark in Arfeld ist noch neu und es gibt aktuelle Berichterstattung. Der Windpark Hesselbach ist gute zehn Jahre alt. Hier finde ich es vor allem spannend, die Unterschiede zu sehen. Gibt es einen Gewöhnungseffekt bei der Bevölkerung? Wie sind die Einschätzungen zur Akzeptanz und zum Landschaftsbild und zur Naherholungsfunktion? Man kann vieles lesen und vermuten, aber es ist wichtig, die Stimmen von Betroffenen zu hören.

Warum überhaupt das Thema Windkraft?

Das Thema Windenergie – und generell erneuerbare Energien – ist aktuell und es gibt viele gesetzliche Neuregelungen. Der Landesentwicklungsplan für NRW wird beispielsweise aktualisiert, mit einer starken Öffnung für Windenergie im Wald. Wenn es so durchgeführt wird, wird es zukünftig mehr Fläche für Windenergie im Wald geben: Auf Waldschadensfläche, aber auch intakte Nadelwaldflächen können in Planungen mitbetrachtet werden, solange diese nicht von anderen Schutzbereichen überlagert werden. Außerdem möchte ich nach dem Studium gern in diesem Bereich arbeiten.

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Was erwartet die Wittgensteiner Anwohner bei der Umfrage?

Es geht darum, wie Anwohner die Anlagen wahrnehmen, ob sie sich gestört fühlen, ob sie Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die Naherholungsfunktion bemerken. Windkraftanlagen haben verschiedenen Emissionen. Ich möchte herausfinden, wie sehr spüren das die Leute?

Wie viel Zeit nimmt die Teilnahme an der Umfrage in Anspruch?

Die Befragung wird analog und online stattfinden. Ich werde durch die Ortschaften gehen und persönlich befragen, Flyer verteilen mit Link und QR-Code. Die Umfrage ist quantitativ, das heißt, es gibt zwei oder drei offenen Fragen, der Rest ist zum Ankreuzen oder Auswählen. Das ist wenig Aufwand für die Teilnehmer und die Auswertung ist nicht so langwierig. Es werden ungefähr 20 Fragen sein und dauert ungefähr fünf Minuten.

Rebecca Watzal macht eine Umfrage zur Windenergie im Wald an den Fallbeispielen der Windparks in Arfeld und Hesselbach. 
Rebecca Watzal macht eine Umfrage zur Windenergie im Wald an den Fallbeispielen der Windparks in Arfeld und Hesselbach.  © Privat | Rebecca Watzal

Wie viele Teilnehmer brauchen Sie für messbare Ergebnisse?

Wenn ich jeweils 100 bis 150 Personen pro Ort habe, die an der Umfrage teilnehmen, wäre das gut. Ich brauche eine gewisse Masse für die Auswertung für meine Masterarbeit. Über jede Antwort mehr bin ich glücklich.

Sie studieren Humangeografie, was genau ist das?

Meinen Bachelor habe ich in Geografie gemacht, das ist ein breites Themenfeld. Der Master in Humangeografie baut darauf auf und beschäftigt sich noch konkreter mit besiedelten Gebieten. Alles, was mit Menschen zu tun hat, zum Beispiel Raum- und Städteplanung, aber zum Beispiel auch die Energiegeografie gehören hierzu. Dabei geht es hier etwas weniger um die physische Geografie, also den naturwissenschaftlichen Teil der Geografie.

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Bei wissenschaftlichen Arbeiten hat man im Vorfeld bereits eine Hypothese. Wie schätzen Sie die Ergebnisse ein?

Ich glaube, dass viele die Windräder als störend für die Naherholungsfunktion und das Landschaftsbild wahrnehmen, allein durch die Höhe und Sichtbarkeit der Windräder. Ich bin mir sicher, dass die Akzeptanz zugenommen hat. Es wird schon entsprechende Kritik geben, denn viele sind erstmal dafür, aber wenn man selbst betroffen ist, sieht das anders aus. Und ich gehe stark davon aus, dass Windkraft auf Waldschadensfläche stärker akzeptiert wird als auf intakter Waldfläche. Wenn Bürger selbst am Windpark partizipieren, ist die Akzeptanz meist höher, sei es entweder mit der Pacht oder mit vergünstigtem Strom. Aber ich lasse mich überraschen, was bei der Umfrage rumkommt.

Wie stehen Sie persönlich zur Windkraft im Wald?

Ich möchte hier niemanden von vorneherein beeinflussen, ich glaube einfach, dass wir uns bewusst machen müssen, dass wir diejenigen sind, die den Strom brauchen und wollen und dementsprechend auch mit gewissen Folgen leben müssen. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Eingriffe hierfür möglichst gering gehalten werden sollten. Auch wenn eine Kompensation gesetzlich vorgeschrieben ist, ist es schöner, wenn beispielsweise notwendige Rodungen erst gar nicht so stark ausfallen.

Hier geht’s zur Umfrage:

Die Umfrage zur Windenergie im Wald am Beispiel von den Windparks in Arfeld und Hesselbach startet am 9. Oktober und läuft ungefähr vier bis sechs Wochen.

Auf die Teilnehmer warten 20 Fragen, die ungefähr fünf Minuten Zeit in Anspruch nehmen.

Alle, die sich beteiligen wollen, können online unter folgenden Links teilnehmen:
Bad Berleburg: https://t1p.de/windenergie-badberleburg
Bad Laasphe: https://t1p.de/windenergie-badlaasphe