Röspe. Kaputte Kleidung sollte nicht gleich weggeworfen werden. Friederike Oldeleer aus Röspe näht von Kindheit an und hat ein paar Geheimtipps.
Wer kennt es nicht: Plötzlich bleibt man an der Türklinke hängen, fällt auf die Knie oder aber macht eine ruckhafte Bewegung und plötzlich macht es „ratsch“! Die Lieblingsbluse, das Shirt oder die Hose ist gerissen, der Knopf verschwunden oder ein Loch im Lieblingsteil ist entstanden. Für viele Menschen ist das der Moment, in dem sie ihre Kleidung wegwerfen. Dabei ist das gar nicht immer notwendig – viele Kleidungsstücke können repariert werden. Das weiß auch Friederike Oldeleer aus Röspe, Organisatorin des Erndtebrücker Reparatur-Cafés. Sie verrät, worauf es bei der Reparatur ankommt – und zeigt, wie man ganz schnell und einfach einen Knopf annäht.
Dass viele Dinge repariert werden können, zeigt das Team vom Reparatur-Café immer wieder aufs Neue – seit 2019 wird es an jedem dritten Samstag im Monat organisiert, seit dem August 2020 im Gemeinderaum der katholischen Kirche (Birkenweg 2). „Und es läuft wirklich super, die Nachfrage und der Bedarf sind gleichermaßen groß. Man merkt den Menschen an, dass ihnen die Dinge oftmals ans Herz gewachsen sind und sie sie deshalb nicht einfach so wegschmeißen möchten“, resümiert Organisatorin Friederike Oldeleer. Und das Expertenteam aus Fachleuten und Hobbytüftlern ist 2022 noch einmal gewachsen – durch einen Neuzugang, der sich um Kleidung kümmert. Von gerissenen Nähten, über klemmende Reißverschlüsse bis hin zu anzunähenden Knöpfen und zu stopfenden Löchern werden auch in diesem Bereich fortan kleinere Rettungsversuche angeboten. Und die Nachfrage an diesem Angebot ist gewachsen – vor allem bei älteren Männern.
Die Nadel ist entscheidend
Dabei kann man kleinere Reparaturen ganz einfach und schnell zuhause erledigen – auch ohne Nähkenntnisse und ohne Nähmaschine. „Ich selbst nähe fast alles per Hand“, so Oldeleer, die schon früh mit dem Nähen in Kontakt kam. „Ich nähe schon fast 30 Jahre lang. Damals hatten wir noch Handarbeitsunterricht an der Schule“, sagt sie. Vieles aber habe ihre Großmutter ihr beigebracht. „Schon als Kind nähte ich die Kleider für meine Barbies selbst“, sagt sie. „Heute gibt es hierfür ja unzählige Onlinetutorials.“ Sie selbst aber hat sich ihr Wissen über Jahre angeeignet. Und sie weiß: Es kommt immer auf das Material an, das repariert werden soll. Handelt es sich um einen Seidenstoff, um Satin, Baumwolle oder aber einen festen Jeansstoff? Und wie elastisch ist der Stoff? „Daher kann man keine pauschale Anleitung für die Reparatur von Kleidungsstücken geben.“ Grundsätzlich aber könne man sagen: „Bei einem dünnen Stoff empfiehlt sich eine dünne Nadel.“
Neben herausgerissenem Futter oder einer aufgetrennten Naht seien es vor allem die Kniebereiche bei Kinderhosen, die besonders anfällig für Risse und Löcher sind. „Bei Kinderhosen kann man jedoch ganz einfach Bügelflicken verwenden.“ Und da gibt es für jeden Geschmack die passenden Motive – von schlicht bis Dinomuster. Schwierig hingegen seien Reparaturen, die man nicht sehen sollte. „Da wird es dann schon manchmal ganz schön tricky.“
Eine Anleitung
Nicht tricky hingegen ist das Knopfannähen. Und wie das geht, zeigt Friederike Oldeleer Schritt für Schritt. Bevor es losgeht, brauchen wir einen Knopf unserer Wahl, ein Garn, eine Nadel und eine Schere. Beim Garn sollte darauf geachtet werden, dass es möglichst reißfest ist, damit der Knopf nicht gleich wieder verloren geht. Grundsätzlich gilt: „Was die Knopf- und die Garnfarbe betrifft, gibt es keine Grenzen. Das ist reine Geschmackssache. Der eine mag es schlicht, der andere wiederum bunt.“ Und dann geht es auch schon los. Der Faden wird durch das Nadelöhr gefädelt. „Ich nehme den Faden immer doppelt und mache am Ende einen kleinen Knoten“, so die Expertin. Der Vorteil: „Mit einem doppelten Faden spart man sich auch die Hälfte an Zeit“, sagt sie.
Es folgt Schritt 2: Mit der Nadel wird nun von unten in die gewünschte Stelle am Kleidungsstück eingestochen. Wir ziehen den Faden nun bis zum Knoten durch und stecken den Knopf auf die Nadel. Von oben geht es durch das zweite Loch wieder zurück durch den Knopf und den Stoff. Das Ganze wird dann mehrfach wiederholt. „In der Regel fünf bis sechs Mal, sonst wird es zu wulstig.“ Apropos Loch: Es gibt sowohl Zwei- als auch Vierloch-Knöpfe – das Prinzip des Annähens ist dasselbe – bei einem Vierlochknopf kann man nun auswählen, ob man über Kreuz oder parallel näht. „Früher hat man immer gesagt: Bloß nicht über Kreuz.‘ Aber das ist mittlerweile einfach Geschmackssache.“
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Sobald der Knopf fest ist, wird der Faden vernäht. Hierbei sticht man am besten drei Mal auf einer Stelle, so Oldeleer. „Dabei stechen wir jedoch nicht komplett durch den Stoff durch, sondern vernähen den Faden mit den Nähten, so dass der Faden festgezogen ist.“ Und schon ist der Knopf wieder am Lieblingsoberteil. Bei Jeanshosen gilt: „In der Regel haben sie Knöpfe zum Nieten.“ Aber auch die können mit ein wenig Druck ganz leicht selbst wieder eingedrückt werden.
Übrigens: Wer unterwegs auf Nummer sicher gehen möchte, kann für wenig Geld ein Mini-Notfallset kaufen. Die gibt es bereits für 2-3 Euro und beinhalten eine Minischere, Nadel und Garn. Sollte unterwegs ein Knopf abfallen oder der Stoff reißen, kann dies damit schnell repariert werden.