Bad Berleburg. EJOT zählt jetzt über 4400 Mitarbeiter. Hintergrund ist das Geschäft auf dem amerikanischen Markt und eine Neuausrichtung der Automobilsparte.

EJOT will speziell in der E-Mobilität und beim autonomen Fahren wachsen. Deswegen wächst das Unternehmen jetzt stark in Übersee. Das geht aus einer Pressemitteilung des Wittgensteiner Automobilzulieferers hervor.

Mit der Umsetzung des Zukunftskonzeptes „EJOT 2025“ wird sich die EJOT-Gruppe stärker auf internationale Märkte außerhalb Europas fokussieren, heißt es dort. Ein wichtiger Baustein sei dabei die strategische Neuausrichtung der Aktivitäten auf dem nordamerikanischen Kontinent. Dazu haben die beiden langjährigen Joint-Venture-Partner EJOT und Accurate Threaded Fasteners, Inc. (ATF) ihre Aktivitäten im Bereich der industriellen Verbindungselemente neu ausgerichtet, so das Unternehmen.

Verschmelzung von Gesellschaften in Amerika

Kernpunkt sei die Gründung des neuen Joint Ventures „EJOT ATF LP“, dessen Anteilsmehrheit mit 51 Prozent bei EJOT liegt. In diesem Joint Venture geht neben dem Nordamerikageschäft der EJOT Market Unit Industry die Firma Accurate Threaded Fasteners, Inc. (ATF) auf. Der Hauptsitz liegt im nördlich von Chicago gelegenen Lincolnwood/Illinois sowie zwei weiteren, kleineren Standorten im Bundesstaat Michigan, nahe der Automobilmetropole Detroit. An dem bestehenden gemeinsamen Joint Venture „EJOTATF Fasteners de Mexico“ (San Luis Potosi/Mexiko) wird EJOT nach eigenen Angaben ebenfalls die Mehrheit der Gesellschaftsanteile erhalten. Die Standorte in den USA und Mexiko bilden künftig eine gemeinsame nordamerikanische Einheit für die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Verbindungselementen, wie Schrauben und Kaltformteilen für industrielle Abnehmer.

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Im Grunde intensiviert EJOT hier sein Erfolgsmodell, seine Produkte direkt im Dialog mit und bei den Kunden zu entwickeln. Dieser direkte Dialog stärkt die Beziehungen zwischen Hersteller und Kunde.

Die US-amerikanische Gesellschaft EJOT LP bleibe bestehen und werde künftig als reine Vertriebsgesellschaft der Market Unit Construction (MUC) geführt.

Marktstellung in Autoindustrie verbessern

EJOT-CEO Christian Kocherscheidt.
EJOT-CEO Christian Kocherscheidt. © IHK Siegen | IHK Siegen

„Die neue Unternehmensstruktur wird unsere Marktstellung, insbesondere in der Automobilindustrie, nochmals verbessern und beiden Partnern neue Möglichkeiten schaffen“, betont EJOT-CEO Christian Kocherscheidt. Die neue amerikanische Einheit verfügt nun über moderne Angebote im Bereich gewindeformender Schrauben. Der EJOT-Ansatz, für die Kunden unter anderem über eine Vorauslegung der Verbindung die Systemkosten zu senken, wird durch weitere Investitionen in anwendungstechnische Labors und Simulationsprogramme unterstützt. „Hinzu kommt die Einbettung in das weltweite Vertriebs- und Produktionssystem der EJOT-Gruppe, was den Service für die nordamerikanischen Kunden verbessert – mit dem Ziel, eine führende Rolle im dortigen Markt für individuelle Verbindungstechnik zu spielen“, so Kocherscheidt weiter.

In der Automobilindustrie seien die Wachstumsmärkte mit anspruchsvollen und dynamischen Kunden vermehrt auch in Nordamerika und in Asien angesiedelt. Dabei werde man die Kunden in Deutschland und in Europa nicht vernachlässigen. „Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass die Rahmenbedingungen in Europa schwieriger geworden sind.“ Als mittelständisches Familienunternehmen sei EJOT bestrebt, Risiken zu erkennen und möglichst auszubalancieren sowie Chancen wahrzunehmen, erläutert Kocherscheidt. „Als Technologieführer können wir den Kunden in Nordamerika großen Nutzen bringen, insbesondere im Bereich der E-Mobilität.“

Das neue Produktionsgebäude des gemeinsamen Joint Ventures zwischen EJOT und ATF in San Luis Potosi/Mexiko.
Das neue Produktionsgebäude des gemeinsamen Joint Ventures zwischen EJOT und ATF in San Luis Potosi/Mexiko. © EJOT | EJOT

Erstmals mehr Mitarbeiter im Ausland als in Deutschland

Für die EJOT-Gruppe sind diese Veränderungen mit einem Zuwachs von etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verbunden. Damit hat das Familienunternehmen aus Bad Berleburg mit insgesamt ca. 4.400 Beschäftigten erstmals einen überwiegenden Anteil an Mitarbeitenden außerhalb Deutschlands.

Eine weitere Veränderung betrifft den Bereich der Scheinwerferverstell-Systeme: Bislang war die EJOT-Gruppe hier über die EJOT SE Co.KG im europäischen und asiatischen Markt sowie in Nordamerika über das Joint Venture ASYST Technologies in Kenosha/Wisconsin tätig. ASYST Technologies wurde im Jahr 1996 von EJOT und der Inhaberfamilie von ATF gegründet und hat sich zum Marktführer in Nordamerika entwickelt.

Mit der zunehmenden Globalisierung der in Europa, Asien und Amerika aktiven Kunden entschlossen sich beide Inhaberfamilien, die weltweiten Aktivitäten in der Scheinwerferverstellung bei ASYST Technologies zu bündeln und dieser die unternehmerische Führung der gemeinsamen Aktivitäten in der Scheinwerferverstellung übertragen. Die EJOT-Werke übernehmen in dieser neuen Aufteilung die Aufgabe des Produktionsdienstleisters außerhalb Nordamerikas. Auch im Bereich der Produktentwicklung wird EJOT für ASYST Technologies projektbezogene Dienstleistungen erbringen.

Hintergrund

• Beide Unternehmen, EJOT und ATF, sind Familienunternehmen. Die Eigentümerfamilien Kocherscheidt und Surber verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft.

• Unternehmerische Leidenschaft, Innovationskraft, Mitarbeiterorientierung sowie soziale und gesellschaftliche Verantwortung zeichnen beide Joint-Venture-Partner aus.

• ATF wurde im Jahr 1946 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Lincolnwood, einem Vorwort im Nordwesten von Chicago. Im Jahr 2022 hatte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von ca. 100 Mio. US-Dollar.