Die Krankenhausreform kann durch kleine Veränderungen eine große Gefahr für den Standort Bad Berleburg darstellen. Wir haben dafür ein Szenario.

Die Sorge vor der Schließung der Vamed-Akutklinik in Bad Berleburg ist nicht unbegründet. Offiziell ist das ehemalige Kreiskrankenhaus Wittgenstein eine Bedarfsnotwendige Einrichtung. Damit gilt sie auf dem Papier als gesichert. Trotzdem wird im Zuge der Reform auch über das medizinische Angebot in Bad Berleburg diskutiert. Und das hat Folgen.

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Dabei geht es nicht um Patienten, Pflegepersonal und Ärzte, sondern um Leistungsgruppen. Bereits im November hat die Klinikleitung in Bad Berleburg Umstrukturierungen im eigenen Haus angekündigt. Auslöser waren zwei Chefärzte aus der Unfallchirurgie und Orthopädie sowie Gastroenterologie, die die Klinik verließen. Es ist schwierig, solches Personal eins zu eins zu ersetzen. In der Unfallchirurgie und Orthopädie gelang dies für Knie- und Hüftprothesen. Neben der Unfallchirurgie und Orthopädie ist die Kardiologie eine wichtige Säule des Krankenhauses. Die Reputation sorgt für Fallzahlen und die dafür, dass Bad Berleburg neben Patienten auch angehende Fachärzte anlockt.

Gefahr für Reputation und Stellung als Lehrkrankenhaus

Was aber passiert, wenn die Reform beispielsweise aus der Chirurgie die Orthopädie herauslöst? Das Ganze kann eine Kaskade von Folgen auslösen: Als allererste sinken die Fallzahlen und damit das wirtschaftliche Ergebnis der Klinik. Als nächstes überlegt sich ein Spezialist für orthopädische Eingriffe, ob er dauerhaft nur noch Unfallchirurgie machen möchte, obwohl er eine aufwändige Spezialausbildung genossen hat. Geht dieser Spezialist, verteilen sich seine Dienste auf die übrigen Kollegen, die dann über kurz oder lang auch über die Mehrbelastung klagen.

Gefahr für Status als Unfallkrankenhaus

Geht dann mehr als Facharzt, ist die Lehrerlaubnis der Klinik in Gefahr und was noch viel dramatischer für Wittgenstein wäre, die Zulassung als Unfallkrankenhaus wäre in Gefahr. Fällt die weg, müssten alle Betriebs-, Wege- und Schulunfälle entweder nach Siegen oder Marburg fahren. Das ist nur ein mögliches Szenario zur Demontage eines Krankenhauses, das zeigt, dass die Krankenhausreform eine Operation am offenen Herzen ist.