Bad Laashe. Seit einem Jahr gibt es die WG der Carevion Intensivpflege in Bad Laasphe bereits. „Der Bedarf ist da“, so Geschäftsführer Waldemar Waigandt.
Einen Panoramablick über die Stadt Bad Laasphe – den gibt es vom großen Balkon des Hauses mit der Nummer 10 in der Sebastian-Kneipp-Straße in Bad Laasphe. Gleich mehrere kleine Tischchen und Stühle befinden sich darauf. Mehrmals täglich wird er von den Bewohnern und ihren Besuchern genutzt – denn: Im zweiten Obergeschoss wohnen mehrere Menschen gemeinsam in einer WG, betreut von Pflegekräften. Seit einem Jahr ist dort die Carevion Intensivpflege beheimatet. Neben Chemnitz, wo der Träger des Unternehmens seinen Sitz hat, ist die Intensivpflege-Wohngemeinschaft in Bad Laasphe der zweite Standort.
Seit Juni 2022 betreut das Team rund um Waldemar Waigandt, stellvertretender Pflegedienstleiter und Geschäftsführer in Bad Laasphe, bis zu sieben Menschen in der WG. Aktuell sind dort fünf Intensivpatienten und eine ambulant betreute Dame untergebracht. „Ein Zimmer ist also noch frei“, sagt Waigand, der weiß: „Der Bedarf ist einfach da – daher haben wir uns bewusst für diesen Standort entschieden.“ Das war bereits Anfang 2022. Nur sechs Monate später – am 1. Juni 2022 – ging die Carevion Intensivpflege in der Lahnstadt an den Start. Mittlerweile arbeiten insgesamt 25 Pflegekräfte – verteilt auf beide Standorte – dort. „Manchmal kommt es auch vor, dass wir uns untereinander aushelfen“, so Waigandt.
Viele der Bewohner werden durch die Kooperation mit den umliegenden Kliniken in die Wohngemeinschaft vermittelt. „Der Bedarf, aber auch die Anbindung an die umliegenden Krankenhäuser und an die Wohnorte der Mitarbeiter spielte bei der Auswahl des Standortes eine Rolle. Und auch die Angehörigen der meisten Bewohner kommen aus Wittgenstein oder den angrenzenden Regionen, wie der stellvertretende Pflegeleiter im Gespräch mit unserer Redaktion verrät. „Die meisten unserer Bewohner kommen jedoch aus dem Raum Bad Laasphe.“
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Jeder von ihnen hat ein eigenes großes Zimmer, das mit persönlichen Dingen liebevoll eingerichtet wurde. „Es ist wichtig, dass sich die Bewohner hier wohlfühlen und auch ihre persönlichen Gegenstände mitbringen können. Wir sind eine Wohngemeinschaft – kein Krankenhaus“, so Waigandt. „Wir hatten einmal einen Bewohner, der hatte in der Vergangenheit Keyboard in einer Band gespielt. Über den Zugang dieses Instruments wurde der Bewohner zusätzlich motiviert. Solche Momente sind auch wichtig für die Genesung des Bewohners.“
Der Tagesablauf
Doch wie schaut ein „normaler“ Alltag in der WG in Bad Laasphe aus? „Der richtet sich in der Regel nach den Bewohnern – während der eine Bewohner lieber früh aufsteht und frühstücken möchte, schläft der andere lieber etwas länger.“ Für die Pflegekräfte bedeutet dies: Mehr Zeit für die individuelle Betreuung des Einzelnen. „Wir haben hier keine 1:1-Betreuung. Hier greift das Stichwort: Mehrfachbetreuung“, erklärt Waigandt.
„Aber natürlich gibt es auch feste Tagespunkte wie zum Beispiel das Training oder die Therapie mit Ergo- und Physiotherapeuten oder Logopäden. Das ist wichtig, denn oft werden simple Alltagsgestaltungen und Situationen, durch die Schwere einer Erkrankung zur Lebensaufgabe. Und hier wollen wir den Bewohnern durch gezielte Unterstützungsangebote helfen, wieder ein Stück ihrer Lebensqualität zurück zu gewinnen. Eine gesunde Sozialisation gehören im Rahmen unserer Intensiv- und Palliativbetreuung zum pflegerischen Gestaltungsrahmen genauso dazu, wie Freizeitaktivitäten oder sogar Urlaubsreisen.“
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Aber Waigandt weiß auch: „Die meisten unserer Bewohner gelten als austherapiert. Aber es gibt auch jene, die trotz Langzeitbeatmung den Ehrgeiz haben, eines Tages wieder nach Hause zu können.“ Solange sie in der Sebastian-Kneipp-Straße wohnen, kommen die Angehörigen zu ihnen. „Eine Angehörige eines Bewohners hat hier über Weihnachten im Therapieraum der WG übernachtet – das ist kein Problem.“
Und wie schaut es mit dem aktuell noch freien Zimmer aus? Welche Kriterien müssen für eine Aufnahme erfüllt sein? „Grundsätzlich sind wir eine Einrichtung für Menschen, die intensivpflichtig sind. Heißt: Für Menschen, die ohne die Unterstützung der Pflegekräfte im Alltag lebensbedrohlich eingeschränkt sind.“ Die Art der Erkrankung spiele dabei keine Rolle. Immerhin handelt es sich bei der Intensivpflege um eine komplexe Versorgung, „die bei verschiedensten akuten und lebensbedrohlichen Erkrankungen konstant geleistet werden muss“.
Hintergrund: Zahl der Pflegebedürftigen in NRW steigt
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Nordrhein-Westfalen wird laut Pflegemodellrechnung des Statistischen Landesamtes bis 2050 auf knapp 1,6 Millionen ansteigen und damit um 30,4 Prozent höher liegen als 2021 (damals: 1,2 Millionen).
Das berichtet Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) in einer aktuellen Pressemitteilung auf seiner Homepage.
Wie IT.NRW weiter mitteilt, werden im Jahr 2050 325.000 Pflegebedürftige in NRW Leistungen eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch nehmen. Das sind 38,1 Prozent mehr als 2021.
„Den größten prozentualen Anstieg bei den Leistungsarten gibt es bei der stationären Pflege: Hier werden im Jahr 2050 mit 249 000 Pflegebedürftigen 48,9 Prozent mehr Personen erwartet als 2021.“