Siegen-Wittgenstein. Mehr als 7200 Menschen im Kreis Siegen-Wittgenstein können eine Verhinderungspflege beantragen. Ein Experte erklärt, was dahinter steckt.
Auch pflegende Angehörige wollen mal Urlaub machen: Allein im Kreis Siegen-Wittgenstein werden mehr als 7200 pflegebedürftige AOK-Versicherte von ihren Angehörigen zu Hause gepflegt. Doch wie funktioniert eine Auszeit am besten? Die AOK gibt Tipps.
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Wenn pflegende Angehörige zum Beispiel wegen eines geplanten Urlaubs nicht in der Lage sind, das pflegebedürftige Familienmitglied zu Hause zu versorgen, kann die „Verhinderungspflege“ helfen, heißt es in einer Mitteilung der Versicherung. Während der Abwesenheit der Pflegeperson können ein ambulanter Pflegedienst, Einzelpflegekräfte, ehrenamtlich Pflegende, aber auch Nachbarn oder nahe Angehörige die Versorgung übernehmen.
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„Private Pflegepersonen stehen täglich vor der Herausforderung, die Pflege eines Angehörigen mit Familie, Beruf und eigener Freizeit zu vereinbaren. Eine Auszeit von der Pflege kann auch hier wie im herkömmlichen Berufsleben für beide Seiten hilfreich sein, um ein wenig Abstand zu gewinnen, neue Eindrücke zu sammeln und sich danach wieder erholt auf die Pflegesituation einzulassen“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Dirk Schneider.
Die Pflegekasse stellt Pflegebedürftigen ab Pflegegrad zwei jährlich 1612 Euro für die Verhinderungspflege zur Verfügung. Voraussetzung ist, dass die Pflegeperson die pflegebedürftige Person bereits seit insgesamt sechs Monaten pflegt. Die Verhinderungspflege kann höchstens bis zu sechs Wochen (42 Tage) in Anspruch genommen werden. Das zuvor bezogene Pflegegeld wird für den ersten und den letzten Tag der Abwesenheit voll und dazwischen hälftig ausgezahlt.
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Pflegebedürftige können Verhinderungspflege aber auch stundenweise in Anspruch nehmen und abrechnen, z. B. für Termine, Freizeitgestaltung, usw. Reicht das von der Pflegekasse im Rahmen der Verhinderungspflege zur Verfügung gestellte Budget nicht aus, können Pflegebedürftige zusätzlich einen Teil des Kurzzeitpflege-Budgets in Höhe von bis zu 806 Euro in Anspruch nehmen und damit die Leistungen für die Verhinderungspflege aufstocken. Das Kurzzeitpflege-Budget reduziert sich dann um den jeweiligen Anteil, höchstens jedoch um 806 Euro. Wichtig: Wenn nahe Angehörige oder Personen aus dem gleichen Haushalt die Verhinderungspflege übernehmen, sieht der Gesetzgeber eine geringere Kostenerstattung vor, als dies beispielsweise beim Einsatz eines ambulanten Pflegedienstes der Fall wäre.
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Eine gemeinsame Reise mit der pflegenden und der zu pflegenden Person ist natürlich eine Alternative. Gemeinsame Erlebnisse in neuer Umgebung können der Beziehung guttun. Auch hier sind im Vorfeld einige Fragen zu klären. Die Wahl des Urlaubsortes, der Unterkunft, die Anreise und mögliche Aktivitäten vor Ort müssen auf die Bedürfnisse des zu pflegenden Angehörigen abgestimmt sein.
Werden beispielsweise Pflegeprodukte oder Medikamente benötigt, müssen diese vorher besorgt werden oder geklärt sein, dass diese am Urlaubsort erhältlich sind. „Auch viele Pflegebedürftige wünschen sich ab und zu einen ,Tapetenwechsel’ oder eine Auszeit. Damit der Urlaub für alle erholsam wird, gibt die Pflegeberatung gute Tipps und unterstützt bei der Antragstellung zum Beispiel für Verhinderungspflege oder die Umstellung auf die passende Pflegeleistung“, sagt Dirk Schneider.
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