Arfeld. Alte Idee kann Natur- und Tierschutz revolutionieren: Der Balkenmäher kommt zurück. Landwirt Philipp Henk aus Arfeld erklärt die Vorteile.

Es muss nicht immer die neuste Technik sein, manchmal ist es nicht verkehrt auf Altbewährtes zurückzugreifen. So erlebt der Balkenmäher eine Renaissance – zum Schutz der Insekten. Philipp Henk von der Milcherei Henk hat in so einen Balkenmäher investiert. Doch altmodisch und eingestaubt sind die Mähgeräte nicht – denn die Technik hat sich weiter entwickelt.

Der Balkenmäher von Philipp Henk aus Arfeld kann Insekten bei der Mahd das Leben retten. 
Der Balkenmäher von Philipp Henk aus Arfeld kann Insekten bei der Mahd das Leben retten.  © Annelie Manche

„Mir gefällt es Sachen zu machen, die andere nicht machen“, sagt Henk. Bekannte im Allgäu mähen schon länger mit einem Balkenmäher. Dort habe er sich die Technik bereits anschauen können, so Henk. Jetzt hat er sich selber einen modernen Balkenmäher angeschafft. Im Vergleich zu den meist üblichen Kreiselmähern gibt es einige Vorteile. Aus Naturschutzperspektive steht der Bienen- und Insektenschutz an erster Stelle. „Wir gehen mit der Zeit und das ist ein wichtiges Thema.“ Und auch Janneke Scholten, Biodiversitätsberaterin der Landwirtschaftskammer NRW, erklärt warum der Balkenmäher für Insekten lebensrettend sein kann: „Der Kreiselmäher dreht sich und zieht die Insekten wie in einem Sog mit ein. Sie werden herumgeschleudert und sterben. Mit einem Balkenmäher wird das Gras abgeschnitten und hingelegt. Die Insekten bleiben an den Grashalmen sitzen und können sich nach der Mahd eine neues Zuhause suchen.“

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Landwirte aus Wittgenstein, Siegerland und dem Hochsauerlandkreis interessiert

Unter den rund 40 Gästen sind nicht nur heimische Landwirte aus dem Wittgensteiner Land. Auch Landwirte aus dem Siegerland und dem Hochsauerlandkreis sind zur Vorführung des Balkenmähers nach Arfeld gekommen. Der Balkenmäher ist leichter und kann von kleineren Schleppern gezogen werden. Das spart Kraftstoff. Mirko Sonneborn vom Sonnenhof in Wingeshausen hat seit einem Jahr einen Balkenmäher und bereits 200 Hektar Wiese damit gemäht. Sein Fazit: „Ich bin sehr zufrieden und der Kraftstoffverbrauch ist sehr viel niedriger.“ Mit dem Balkenmäher verbrauche er 0,5 Liter pro Hektar, sonst seien es acht bis zehn Liter, so Sonneborn.

Die Messer des Balkenmähers müssen regelmäßig geschärft werden. Das geht vollautomatisch mit einer Maschine.
Die Messer des Balkenmähers müssen regelmäßig geschärft werden. Das geht vollautomatisch mit einer Maschine. © Annelie Manche

Scharfe Messer sind beim Mähen unerlässlich. Durch den geraden Schnitt mit dem Balkenmäher sollen die Pflanzen schneller nachwachsen. „Ein guter Schnitt ist erkennbar an den Grashalmen: Sind sie abgeschnitten oder abgerupft?“, erklärt Philipp Henk. „Es erscheint mir logisch, dass das Gras mit einem graden Schnitt schneller nachwächst.“ Bisher hat der Landwirt 70 bis 80 Hektar damit gemäht und möchte noch abwarten, um eine verlässliche Aussage über das Wachstum zu treffen. Es gibt aber auch Nachteile bei der vorgestellten Mäh-Technik. „Die Technik ist empfindlich und braucht mehr Pflege“, sagt Philipp Henk: „Ein zweiter Messersatz ist Pflicht, dann kann direkt weitet gemäht werden, wenn die Messer stumpf sind.“ Mirko Sonneborn hat zur Demonstration sein Schleifgerät mitgebracht. Ganz automatisch fährt die Maschine über die Klingen des Balkenmähers und schärft sie. Bis zu acht Jahren können die Messer des Balkenmähers benutzt werden, so Sonneborn.

Energieverbrauch und Insektenschutz sind Vorteile des Balkenmähers

„In den 60er und 70er Jahren kamen die Kreiselmäher auf, was für viele Landwirte eine riesige Erleichterung war“, erklärt Henner Braach, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein. Doch die Zeiten ändern sich: „Energieverbrauch, CO2-Fußabdruck, Nachhaltigkeit und Insektenschutz stehen heute ganz oben. Darauf reagiert die Landtechnik, wie alle anderen Wirtschaftsbereiche“, so Braach weiter. Michael Frede von der Biologischen Station des Kreises sieht den Balkenmäher als „ganz große Chance“. Aktuell betreut er drei Personen, die einen Balkenmäher für ihre Wiesen nutzen. Zum Natur- und Insektenschutz gehört allerdings noch mehr: „Der Zeitpunkt, wie oft, auf welcher Höhe und in welche Richtung gemäht wird, sind entscheidende Faktoren.“

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Und was sagen die anwesenden Landwirte zur Technik? „Ich würde den Balkenmäher mal ausprobieren und unter verschiedenen Bedingungen testen“, sagt Torsten Hansmann, Landwirt aus Erndtebrück.