Bad Berleburg. Schlimme Zustände im Berliner Viertel. In einem weiteren Wohnblock ist seit acht Wochen die Heizung kaputt. Mieter sind wütend auf Besitzer.
Es ist noch nicht vorbei: Das Drama um ausgefallene Heizungen in mehreren Wohnblocks an der Berliner Straße in Bad Berleburg geht weiter. „Ich wohne seit neun Jahren hier. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Thorsten Freiberger. Der 48-Jährige wohnt in dem allerersten Mehrfamilienhaus Berliner Straße 47/49 und hat seit acht Wochen kein warmes Wasser und keine Heizung. „Das geht überhaupt nicht. Immerhin wohnen hier auch Familien mit kleinen Kindern. Was soll denn erst passieren, wenn Winter ist?“, fragt Freiberger.
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Anders als im Block Nr. 61 ist hier keine unbezahlte Stromrechnung des Immobilienbesitzers das Problem. Hier gehen die Schwierigkeiten tiefer: „Uns ist gesagt worden, dass ein größeres Ersatzteil fehlt“, berichtet Freiberger. Das bestätigt auch das Installateursunternehmen Weise aus Dotzlar, das die Wohnblocks seit Jahren betreut, auf Nachfrage der Redaktion. Nur: Ohne Auftrag kann auch Ingo Weise nicht tätig werden. „Wir wollten die Rechnung ja schon selbst übernehmen“, sagt Mieter Thorsten Freiberger, „Aber die Kosten wären zu hoch gewesen.“ Tatsächlich fehlt ein Bauteil, das beim Hersteller Buderus in Auftrag gegeben werden müsse.
Heizungsgesellschaft schickt eine Spezialisten
Wie auch in den anderen Häusern gehört die Heizungsanlage nicht der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Immobiliengesellschaft Plan B Capital GmbH aus Limburg an der Lahn, sondern dem Magdeburger Contracting-Unternehmen Getec Holding GmbH. Deren Pressesprecher Stefan Hofmeister reagiert umgehend auf die schriftliche Anfrage dieser Zeitung: „Ich habe umgehend mit einem technischen Verantwortlichen gesprochen. Es wurde ein Techniker beauftragt, der schnellmöglich eine erweiterte Fehleranalyse betreibt und die Anlage wieder zum Laufen bringt. Die Heizung sollte in Kürze wieder funktionieren“, heißt es aus Magdeburg. Und auf Nachfrage präzisiert das Unternehmen: „Wir haben morgen einen Spezialisten in der Anlage, der noch einmal eine erneute Diagnose stellt und im Idealfall im Anschluss die Anlage zum Laufen bringt.“
Auch die Stadt Bad Berleburg ist in diesem Fall mit im Boot: „Wir stehen weiterhin in Kontakt mit dem Eigentümer, der über den Defekt informiert ist. Dieser hat im Gespräch mit uns zugesagt, dass der Defekt zeitnah behoben werden soll“, berichtet die Abteilung Sicherheit und Ordnung auf Nachfrage. Die Stadt war schon nach der jüngsten Berichterstattung über nicht bezahlte Stromrechnungen eingesprungen, um den Menschen schnell helfen zu können. Auf die Frage, ob Plan B Capital inzwischen seine Außenstände beglichen habe, heißt es weiter: „Bislang ist bei uns kein Geldeingang verbucht. Wie erwähnt stehen wir aber weiterhin im Kontakt mit dem Eigentümer.“
Warmes Wasser nur mit dem Elektro-Kocher
Für Thorsten Freiberger, der mit seinem 18-jährigen Sohn in einer 70-Quadratmeter-Wohnung lebt, wäre es super, wenn der Defekt in Haus 47/49 schnell behoben wäre: Er freut sich auf eine warme Dusche: „Seit acht Wochen machen ich morgens Wasser in einem Wasserkocher heiß, damit wir uns waschen können.“
Aber selbst, wenn die Heizung wieder liefe, gibt es genügend, was der Mieter dem Immobilienbesitzer vorwirft. Weil der Hausmeister vier Monate kein Geld bekam, hat er seinen Job hingeschmissen. „Hier steht das Gras einen Meter hoch, das Ungeziefer läuft ins Haus. Aber hier wird ja seit Jahre nichts mehr gemacht“, ärgert sich Thorsten Freiberger.
„Ich bin hier aufgewachsen“, sagt er und erinnert sich an schöne Zeiten. Aber jetzt: „Für mich ist es kein Wunder, dass hier inzwischen viele Wohnungen leerstehen“. Freiberger schüttelt den Kopf: Es sei schließlich schwer, eine bezahlbare Drei- oder Vier-Zimmer-Wohnung in Bad Berleburg zu bekommen.