Wittgenstein. Seit dem Desaster mit der Rahmedetal-Brücke schaut man genauer hin: Auch die Kreisstraßen-Brücken sind ein Problem.
Seit dem Fall der inzwischen gesprengten Rahmedetal-Brücke wird bei den Brückenbauwerken wieder genauer hingeschaut. Aktuell befasst sich der Kreis Siegen-Wittgenstein auch mit den Konstruktionen, die in seine Zuständigkeit fallen.
Ein fragwürdige Ehre hat dabei die marode Brücke über die Kreisstraße 42 in Aue. Sie hat es auf die erste Position in der Liste der Bauwerke geschafft, die dringend saniert werden müssen. Mit der Note 3,5 wäre der Zustand der Konstruktion aus Beton, Stahl und Asphalt in der Schule „noch ausreichend“. Die Skala der Brückenprüfer aber geht nur bis 4,0. Und 3,5 heißt „ungenügender Zustand“.
Oder genauer formuliert: „Die Standsicherheit und/oder die Verkehrssicherheit des Bauwerks sind erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben“. Auf Platz zwei landet eine Brücke der Kreisstraße 27 im Siegener Ortsteil Setzen. Die hat es mit einer 3 auf der Skala in den Zustand „nicht ausreichend“ geschafft.
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Gleich zwei politische Gremien des Kreistags befassen sich in der kommenden Woche intensiv mit diesem Thema. Der Ausschuss für Wirtschaft und Mobilität und Verkehrsinfrastruktur tagt am 14. und der Ausschuss für Finanzen, Bau und Digitalentwicklung am 15. Juni. Auf der Vorlage sind insgesamt 16 Brücken über Kreisstraßen aufgelistet. Neun davon stehen in Wittgenstein.
Es gibt auch gute Nachrichten
Die gute Nachricht ist, die Mehrheit aller Brückenbauwerke von Kreisstraßen befindet sich aktuell in einem guten Zustand. Das geht aus den Ergebnissen einer Hauptuntersuchung mit Stichtag 14. April 2022 hervor, auf die sich die Sitzungsvorlage bezieht. Und nicht nur das: die durchschnittliche Bewertung seit der vorangegangenen Untersuchung im Dezember 2021 hat sich von 2,1 auf 1,91 verbessert.
Trotzdem muss sich der Kreis mit 16 Brücken genauer auseinandersetzen, die schlechter als 2,5 („Ausreichend“) bewertet werden. „Pauschal ließ sich eine Aussage über den Instandsetzungsbedarf über die Zustandsnote schlechter als 2,5 (ausreichender Zustand) treffen“, heißt es dann. Bis auf die Situation der Brücken in Aue und in Setzen bestehe bei keinem weiteren Bauwerk dringender Handlungsbedarf. Allerdings gibt es auch fünf Konstruktionen, die mit Noten von 2,8 oder 2,9 zwar noch als „ausreichend“ bezeichnet werden aber am Rand zu einem „nicht ausreichenden zustand“ kratzen.
Kostenfrage
Das Problem: Noch ist nicht genau zu sagen, was alles gemacht werden muss, bzw. wie viel es kosten wird: „Die Frage nach den geplanten baulich erforderlichen Maßnahmen zur erfolgreichen und notwendigen Brückenunterhaltung ist auch nach Rücksprache mit Straßen-NRW nur schwer inhaltsrichtig zu beantworten. Eine Kostenschätzung kann aufgrund der unterschiedlichen Bau- und Sanierungsweisen und Anforderungsprofile an Brücken nicht getätigt werden“, heißt es aus Siegen.
Immerhin: Die Brücke im Zuge der K 42 ist im Bauprogramm 2024 enthalten und wird neugebaut. Die Setzer Brücke (K 27) ist ebenfalls ein zeitnahes Projekt, welches aufgrund des schlechten baulichen Zustandes umgesetzt werden muss. Hier sind bereits erste Sicherungsmaßnahmen mittels Verkehrsregelung erfolgt.