Wittgenstein. Wittgensteiner machen ihrem Ärger Luft: Nach dem abgeschirmten Besuch Habecks in Berleburg üben sie scharfe Kritik – nicht nur am Vizekanzler.
Die Wittgensteiner sind nicht zufrieden. Nach der Berichterstattung über den Besuch von Robert Habeck anlässlich der Eröffnung des Windparks Arfeld sind einige Wittgensteiner aufgebracht – und machen ihrem Ärger mit Leserbriefen Luft:
„Habeck und seine ‘Öko-Amigos’ im Bundeswirtschaftsministerium“
„Viel Lob gab es am 6. Juni 2023 laut Medienberichterstattung für die Bad Laaspher Prinzen aufgrund deren Beharrlichkeit, trotz jahrelanger Widerstände ihre Windkraftpläne realisiert zu haben. Bemerkenswert ist jedoch, dass diese Lobeshymnen ausgerechnet von einem ‘grünen’ Wirtschaftsminister kamen, der schon seit geraumer Zeit immer wieder durch gravierende Fehlleistungen auffällt (z.B. krachend gescheiterte Gasumlage, realitätsfremdes Heizungsgesetz und nicht zuletzt durch seinen peinlichen TV-Auftritt bei Sandra Maischberger, als es um Insolvenz und deren Konsequenzen für Betriebe ging).W
Unverständlich war es auch, drei sichere deutsche Kernkraftwerke nicht für einen eng begrenzten Zeitraum während der Energiekrise am Netz zu lassen und dafür lieber klimaschädliche Kohlekraftwerke weiter zu betreiben. Die einstige Umweltpartei und ihr Spitzenpersonal haben es noch nicht einmal geschafft, ein sofort wirkendes, klimaentlastendes Tempolimit auf Autobahnen gegen den Widerstand der FDP durchzusetzen, was zudem noch ohne zusätzliche finanzielle Belastung für die ohnehin schon gebeutelte Bevölkerung erreicht worden wäre! All dies hat Annalena Baerbock nicht daran gehindert, bei der letzten Weltklimakonferenz anderen Ländern Deutschland als Vorbild in der Energiepolitik zu präsentieren. Zu allem Überfluss sah sich Anton Hofreiter, der wahrscheinlich noch nie eine Kaserne von innen gesehen hat, dazu berufen, medienwirksam konkrete Vorschläge für Panzerlieferungen in die Ukraine zu machen.
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Sollte es Habecks Terminplan zulassen, ist ihm ein Besuch in Baden-Württemberg dringend zu empfehlen, wo es Wilfried Kretschmann als bisher einziger ‘grüner’ Ministerpräsident der BRD immerhin geschafft hat, ganze 9 neue WEA im Jahre 2022 bauen zu lassen. Auch für 2023 dürfte das von Habeck anvisierte Ziel für den Zubau von WEA in Baden-Württemberg deutlich verfehlt werden.
Vielleicht ist ja Wilfried Kretschmann mit seiner ‘Waschlappentheorie“ zur Energieeinsparung so erfolgreich und/oder es weht kein Wind in Baden-Württemberg, so dass sich der Zubau neuer WEA in seinem Bundesland erübrigt. Obwohl Hendrik Wüst (CDU) vor der letzten Landtagswahl in NRW im WDR während einer Bürgerfragestunde noch versichert hatte, mit ihm als Ministerpräsident werde es keine Unterschreitung des 1000-Meter-Mindestabstands zwischen Wohngebieten und WEA geben, gilt dieses Versprechen laut aktueller Medienberichterstattung offensichtlich jetzt nicht mehr (Habeck würde dies als ‘Wortbruch’ bezeichnen). Die AfD kann sich ihrerseits freuen, dass ausgerechnet Bündnis90/DieGrünen zu ihren besten Wahlhelfern zählen, was für unsere Demokratie mehr als bedenklich ist.
Allen Prinzen und Prinzessinen in den Wittgensteiner Schlössern und sonstigen Profiteuren des ungezügelten Ausbaus von WEA in Wittgenstein sei ins Stammbuch geschrieben: Es gibt Dinge im Leben, die man sich mit noch soviel Geld nicht kaufen kann und Reichtum allein macht auch nicht glücklich! Niemand bringt uns unsere schöne Heimat Wittgenstein - so wie wir sie alle lieben und schätzen gelernt haben - jemals zurück! Die inakzeptable Vielzahl der geplanten Windräder bei gleichzeitig rücksichtsloser Missachtung des Artenschutzes wird unser Wittgenstein dauerhaft beschädigen, auch dann noch, wenn R. Habeck und seine ‘Öko-Amigos’ im Bundeswirtschaftsministerium schon längst von der politischen Bühne verschwunden sind!“
Eberhard Knispel, Bad Berleburg-Berghausen
„Die Bäume sind weg, der Wald ist noch da!“
„Der Ausbau erneuerbarer Energien im Land soll massiv beschleunigt werden“. Im ganzen Land? Nein, dass soll nur für das ansonsten benachteiligte Süderbergland gelten.
Was ist mit dem Rheinland, dem Flachland NRWs? Was ist mit der ansonsten eigenlöblichen techn. Weiter-Entwicklung NRWs? Wo bleibt die Weiterentwicklung anderer Techniken, und eine Landesorder die unsere zahlreichen Flussläufe betrifft? Wie sieht’s aus mit Wasserkraftwerken an Rhein, Mosel, Ru(h)r, Lippe usw.?
Da in letzter Zeit so oft von Verhältnismäßigkeit gesprochen wird, bietet es sich nach dieser Abwägung an, diese Art von Fluss Kraftwerken nicht als abriegelnde Flussverquerung zu verstehen, sondern in geringerem Rahmen uferbegleitend. Viele Kilometer stünden dafür bereit, peu a peu, wie ein Windradaufbau nach dem anderen. „Klimaschutz ist Artenschutz“, sagt H.. Aber doch nicht nur bei Windrädern und Solarplatten?
„Nicht alle Rotmilanschützer sind ehrlich auch für den Artenschutz, sondern nur einfach gegen WKA“. Mag sein. Aber: Sind alle Windmühlenfürsprecher ehrlich für den Arten- u. Waldschutz oder in Wirklichkeit nicht nur für die „Kohle“? „Der Wald ist zerstört“, heißt es. So nicht Herr Habeck, auch Sie wissen’s, „nur“ die Bäume sind weg, der Wald ist noch da! In seiner Gesamtheit als Lebensraum für Pflanze und Tier, ob bewaldet oder als Kahlfläche zählt alles als natürliche Wohnstube.
Gerne wird moniert, dass bei manchen Ortsbesichtigungen die genannten Tiere ja gar nicht da waren, gibt’s diese überhaupt? Hallo: Diese betreffenden Tiere sind ja bekanntlich selten u. präsentieren sich nicht auf offenen Flächen, wo sie Jahrhunderte lang sofort abgeknallt wurden vom Herrscher aller Reusen, dem Menschen, der plötzlich nur noch Gutes will. Die Tiere können nun mal in ihrer geringen Anzahl nicht auf allen Flächen tanzen. Wenn wir uns auf dem Dachboden befinden, ist der Keller gleichzeitig verwaist.
Wie immer den Weg des geringsten Widerstandes. Die Windräder einfach denjenigen überstülpen, die´s nicht abwendet können. Vergesst in der Windrad-Euphorie nicht die weitere technische Entwicklung wie z. B. die Speicherkapazitäten, Flusslauf-Kraftwerke usw.
Das Würgen anl. dieser überflüssigen Veranstaltung in BLB kann einem kommen, bezgl. dieser profitierenden Fürsprecher-Versammlung. Kritiker wurden weit außerhalb abgeriegelt, wie bequem.
Herr Habeck hätte diese Besuchszeit besser dafür verwendet, Unfairness und Ungereimtheiten zu beseitigen. Als da wären die blödsinnige Phantomstrom-Zahlerei für nicht produzierten Windkraft-Strom. Oder beim Heizölkauf die 19 Prozent MwSt. auf 9 Prozent zu reduzieren, wie beim Gaseinkauf!
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Wir werden, und zwar gewollt, den Landschaftsverbrauch und die weiter um sich greifende Naturzerstörung nicht aufhalten können, weil bis zum bitteren Ende die Profiteure von entscheidender Stelle aus unterstützt werden. Und dann? Aufessen, den Profit? Guten Appetit.“
Gregor Hoffmann, Oberndorf
„Eigenlob der Prinzen“
„Einige Aussprüche von Herrn Habeck lassen einen doch nachdenken. Er sprach u.a. davon, die „idiotische Frontstellung“ abzubauen. Wenn das, wie berichtet, an die Adresse der 50 Windkraftdemonstranten ging, die am Zugang zum eigentlichen Veranstaltungsgelände gehindert wurden, dürfte das ein saftiges Eigentor gewesen sein. Weshalb lässt man nicht auch eine Meinung zu, die nicht unbedingt dem eigenen Verständnis entspricht? Auch die geplante Verringerung des Abstandes auf weniger als 1000 Metern zum nächsten Wohnhaus wird ausschließlich auf dem Rücken der Bürger ausgetragen.
Dazu kommt noch die finanzielle Beteiligung an den Stillstandskosten bei Abschaltung der WKA. Die eigentliche Stimmungsmache bei der Veranstaltung kam eher von Seiten der Prinzen. Der Artikel strotzt nur so vom Eigenlob der Prinzen. Herr Habeck, wie oft wollen Sie noch ins Fettnäpfchen treten und bei den Umfragewerten immer mehr abzusinken? Demokratie heißt auch, andere Meinungen anzuhören.“
Manfred Bad Laasphe
Nichts ist wichtiger als das Goldene Buch
„Dem Bürgermeister von Bad Berleburg war wohl nichts wichtiger als der Eintrag des Ministers in das goldene Buch Bad Berleburgs. Kritik war wohl überhaupt nicht möglich. Eigentlich schade! Es ist alles entschieden, die beiden Windparkbesitzer können hoch zufrieden sein. Die Betonwagen in die Wälder können rollen.“
Gerhard Bernshausen, Bermershausen