Bad Berleburg. Dieter Bald hat zwei Jahre lang geforscht und bislang Unbekanntes über die Heimatdichterin aus Bad Berleburg zutage gefördert.
Er hat es schon wieder getan! Dieter Bald veröffentlicht sein zweites Buch mit heimathistorischem Hintergrund. Diesmal hat sich der pensionierte Kriminalbeamte tief in das Werk von Frieda Claudy gegraben und dabei 77 Jahre nach dem Tod der Autorin Erstaunliches zutage gefördert. Sein neuestes Buch heißt: „Frieda Claudy – Poesie aus Wittgenstein: Gedichtsammlung und Anmerkungen zu ihrem Lebenswerk“. Es kostet 22,90 Euro und ist in den lokalen Buchhandlungen in Bad Berleburg und Bad Laasphe erhältlich.
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Bald ist inzwischen einer der zugegeben wenigen Experten, wenn es um die Lebensgeschichte der in Berleburg aufgewachsenen Heimatdichterin geht. Das liegt auch daran, dass die 1880 geborene Frieda Claudy immer ein bisschen im Schatten von Florentine Goswin-Benfer steht. Goswin-Benfer ist vielen ein Begriff, weil sie Mundartgedichte und das Lied „Wittjestee mei Hematlandche“ geschrieben hat.
Wirken ist viel umfangreicher als gedacht
Doch Bald ist von der Person der Gemeindeschwester Frieda Claudy schon lange fasziniert, hat einen Wikipedia-Eintrag über sie geschrieben und später auch einen Aufsatz für die Zeitschrift des Wittgensteiner Heimatvereins – anlässlich ihres 140. Geburtstages in 2020. „Schon damals reifte der Entschluss, das bisher unveröffentlichte Gesamtwerk von Frieda Claudy zu publizieren“, sagt Bald. Und das ist umfangreicher als gedacht.
In seiner Wittgenstein Bibliografie hatte Andreas Krüger alle Veröffentlichung aus und über Wittgenstein aufgelistet und insgesamt 63 Claudy-Gedichte gefunden. Der Wittgensteiner Heimatverein konnte später 110 Werke ausfindig machen und durch Dieter Balds Recherchen sind es inzwischen 182. Diese bisher einmalige Sammlung hat er in zweijähriger, mühsamer Recherche in den digitalen Archiven des Wittgensteiner Kreisblattes – einem Vorläufer der Wittgensteiner Ausgabe der Westfalenpost – und anderen Druckwerken zusammengetragen. „Ich habe die Coronazeit intensiv genutzt“, sagt Bald.
Neben dem digitalisierten Zeitungen, in denen Frieda Claudy ihre Verse veröffentlichte, waren es auch Handschriften oder Pralinenschachteln voller Gedichte aus Nachlässen, die er unter die Lupe nehmen durfte.
Die älteste Veröffentlichung ist datiert auf den 25. Juni 1902. Dort ist in einem Bericht des Wittgensteiner Kreisblattes von einer Veranstaltung des lokalen Radfahrvereins zu lesen, bei dem Frieda Claudy ein Gedicht vortrug. Sie dichtete auch über den Einzug des Fürsten Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg nach seiner Hochzeit oder über die Eröffnung der Bahnstrecke von Raumland bis nach Berleburg im Jahr 1911 oder die Einweihung der Kleinkinderschule, einem Gebäude in der Schulstraße, in dem heute das Immobilienmanagement der Sparkasse beheimatet ist. Später veröffentlichte sie auch patriotische Verse zu Beginn des ersten Weltkriegs. Zu dieser Zeit beginnt sie auch als Krankenschwester in einem Lazarett im Berleburger Schloss zu arbeiten. Später wird Claudy dann examinierte Kinder- und Säuglingskrankenschwester. Ende der 20er Jahre verließ sie Wittgenstein und kehrte erst in den 1930er Jahren wieder hierher zurück – als Gemeindeschwester. Vermutlich aufgrund ihres Berufes heiratetet sie nie und blieb bis zu ihrem Tode 1946 alleinstehend.
Dieter Bald hat nicht nur nach Gedichten dieser Frau gesucht, er hat sie in seinem neuen Buch auch editiert. „Mich interessiert beispielsweise immer die Herkunft und wann sie veröffentlicht wurden.“ Das war nicht einfach: „Es ist ein bunter Strauß an Themen. Viele Gedichte haben auch denselben Titel. Der beliebteste ist Maienzeit“, sagt der Heimatforscher. Um die einzelnen Werke dennoch in eine sinnvolle Reihenfolge bringen zu können, hat er sie nicht nur nach Titel oder Entstehungs- bzw. Veröffentlichungsdatum sortiert, sondern auch den Versbeginn berücksichtigt.