Bad Laasphe/Schmallenberg. Vandalen haben Renate Hahns „Himmelsguckerin“ demoliert. Doch die Wittgensteiner Künstlerin will nicht nachgeben – und erklärt auch, warum.
„Perspektivwechsel“ – so heißt die aktuelle Ausstellung der Bad Laaspher Künstlerin Renate Hahn im Schmallenberger Kunsthaus „Alte Mühle“. Von plastischen Arbeiten über Zeichnungen und Installationen bis hin zu Videos und Live-Performances – Hahn wechselt zwischen verschiedensten Ausdrucksformen, um gesellschaftliche Problematiken zu reflektieren. Das gefällt aber offensichtlich nicht jedem, denn: In der Nacht unmittelbar vor der Ausstellungseröffnung wurde eine von Hahns Skulpturen zerstört.
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Dabei handelt es sich um die „Himmelsguckerin“ – eine Keramik, die im Außenbereich aufgestellt ist. Ihr Wert: immerhin rund 3100 Euro. Aufgrund einer erstatteten Anzeige ermittelt nun die Polizei gegen bislang unbekannte Vandalen. „Ein Bein und die linke Schulter wurden zerschlagen“, berichtet Hahn im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Schaden sei „irreparabel“. Das sei „das erste Mal, dass ich so etwas erlebe“ – und daher „sehr unerfreulich“. Aber offenbar „symbolhaft für die heutige Zeit. Leider“, bedauert die Künstlerin. „Gerade so unbekleidete Damen sind ja besonders reizvoll. Doch ich will jetzt auch nicht spekulieren, wer das gewesen sein könnte.“
Eröffnung gut besucht
Zwar habe sie die Figur so gut es eben gehe wieder zusammengefügt, so Hahn, doch sei inzwischen auch das Provisorium schon wieder zerstört. Sie werde aber nicht nachgeben und ihr demoliertes Kunstwerk wegräumen – sondern es „als Mahnmal“ bis zum Ende der laufenden Ausstellung stehenlassen.
Die gut besuchte Eröffnungsveranstaltung war schon eine besondere. Nach kurzer Begrüßung durch Christiane Kellersmann vom „Freundeskreis kunsthaus alte mühle“ als Veranstalter führte Renate Hahn eine Butoh-Perfomance auf – ein japanisches Tanztheater ohne feste Form. Begleitet wurde sie von Johanna Elisa Vollmer (Cello).
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Hervorragende Symbiose mit Cellistin
Hier lobt Hahn die gute Zusammenarbeit mit der Cellistin aus Dillenburg, die in Siegen Musik studiert. Vollmer habe „ganz genau auf mich geachtet“ – so sei eine hervorragende Symbiose entstanden. In ihre Performance eingebaut habe sie im Übrigen auch einen Hinweis auf die Zerstörung ihres Kunstwerks, so Hahn – und ein rohes Ei auf den Boden geworfen. Diese Aktion sei symbolhaft für den augenblicklichen Zustand der gesamten Welt zu verstehen, fügt sie hinzu.
Bereits positive Resonanz
Die Ausstellung dauert noch bis zum 14. Mai. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Führungen durch die Ausstellung finden am 23. April und am 14. Mai für 3 Euro pro Person statt.
Eine Kunstvermittlung für Schulen und Kindergärten wird ebenfalls angeboten und stößt bereits auf positive Resonanz.
Inspiriert wird die Künstlerin vor allem durch den Austausch mit Menschen auf zahlreichen internationalen Treffen. „Die Zusammenarbeit mit Studenten ist für mich immer besonders“, so die Künstlerin. Geboren 1946 in Norderney, studierte sie von 1968 bis 1972 Germanistik und Romanistik, Philosophie und Pädagogik in Genf, Hamburg und Köln. Weitere Ausbildungen folgten: 1989 die Gesellenprüfung im Töpferhandwerk, Mitte der 80er- und Ende der 90er-Jahre Gastsemester in Kiel, Kassel und Kyoto, 2013 der Master of Fine Arts in Alfter. Zu Hause ist Renate Hahn in Bad Laasphe. Egal ob in Europa, Japan, China, Australien oder USA – die Qualität ihrer Arbeit wird durch Ausstellungen und Auszeichnungen überall auf der Welt bestätigt. In den Räumlichkeiten des Kunsthauses Alte Mühle kann man sich davon selbst überzeugen: Dünnste Keramik, zu Schiffen gefaltete Liebesbriefe oder detailreiche Strichzeichnungen – perfektionistisch hat Renate Hahn Handwerkstechniken verwendet, um die verwendeten Materialien zu beseelen.
Drei Werke schon verkauft
Nach Schmallenberg kam sie durch Christiane und Tom Kellersmann. 2022 wollte Hahn ihre Installation „Cloud“ aus emotionalen Gründen nicht zurück in eine Kiste verpacken, sondern lieber selbst zerstören. Christiane und Tom Kellersmann vom Kunsthaus kamen zur Hilfe, übernahmen einen Teil des „Cloud“-Werkes und stehen seitdem im Kontakt mit der Künstlerin.
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Auf die Frage, wie Menschen aus ländlichen Regionen auf ihre Perfomance-Kunst reagieren, meint Renate Hahn freundlich: „Viele sind nicht besonders interessiert, es wird mehr ‚Kunst zum Hinstellen‘ gewünscht.“ Im Anschluss führte sie persönlich durch die Räumlichkeiten der Ausstellung.
Übrigens: Die ausgestellten Werke aus 40 Jahren künstlerischem Schaffen können vor Ort erworben werden und liegen preislich zwischen 120 und 15.000 Euro. Sechs Werke waren zu Beginn der Ausstellung bereits verkauft.