Wittgenstein. Im Nachbarkreis Olpe hilft eine neue GmbH Privatleuten dabei, sich am Ausbau erneuerbarer Energien zu beteiligen. Ein Vorbild für Wittgenstein?

Im Nachbarkreis Olpe unterstützt seit dem vergangenen September eine eigens gegründete Gesellschaft Privatpersonen und lokale Unternehmen dabei, sich aktiv am Ausbau erneuerbarer Energien zu beteiligen. Das könnte jetzt Vorbild-Charakter für Wittgenstein und Siegerland haben: Der Siegen-Wittgensteiner Kreistag votierte im großen Saal des Bad Berleburger Bürgerhauses mit deutlicher Mehrheit dafür, dass der Landrat des Kreises Olpe, Theo Melcher, demnächst auf Einladung über „die Gründe, die Zielsetzung und die Funktionsweise“ des Projekts berichtet.

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Gekommen war der Vorschlag von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag. „Kernaufgabe der Gesellschaft ist es, den Bestand an Wind- und Wasserkraftanlagen, Photovoltaik und Speichertechnik in den Städten und Gemeinden auszubauen, indem sie solche Projekte analysiert, plant, koordiniert, unterstützt, Anlagen errichtet und Beteiligte berät“, erklären die Kreis-Grünen in ihrem Antrag. Ziel sei es, „die Wertschöpfung vor Ort zu belassen“. Und: Die Gründung der Erneuerbare Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Olpe GmbH (EEBE) sei „mit großer Mehrheit im Kreistag Olpe beschlossen“ worden.

Grüne: Vergleichbarer Bedarf

Die Grünen sehen „im Kreis Siegen-Wittgenstein vergleichbaren Bedarf und Interesse an einer derartigen Struktur“ – und arbeiten nach eigenen Angaben „an konkreten Überlegungen, ein ähnliches Modell für unseren Kreis zu etablieren“. Landrat Melcher habe „die Entwicklung und Gründung der EEBE maßgeblich initiiert und befördert“, sei also ausgewiesener Experte.

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Theo Melcher (rechts), Landrat des Kreises Olpe, ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der EEBE. Neben ihm der Geschäftsführer der Erneuerbaren Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Olpe, Dr. Matthias Mann.
Theo Melcher (rechts), Landrat des Kreises Olpe, ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der EEBE. Neben ihm der Geschäftsführer der Erneuerbaren Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Olpe, Dr. Matthias Mann. © Kreis Olpe

Siegen-Wittgensteins Landrat Andreas Müller begrüßt die Anregung der Grünen in einer Stellungnahme ausdrücklich. Ähnliche Überlegungen würden im Kreishaus bereits diskutiert. Anlass dafür: Ideen der land- und forstwirtschaftlichen Verbände vor Ort zur Gründung einer genossenschaftlich organisierten Planungs- und Entwicklungsgesellschaft für Windenergie-Projekte, die sich mittlerweile konkretisierten, berichtet Müller.

Landrat: Wittgenstein entwickelt sich anders

Allerdings entwickle sich der Ausbau der Windenergie mit Blick auf die Eigentumsstruktur bei den dafür notwendigen Flächen innerhalb des Kreises Siegen-Wittgenstein und im Vergleich zum Kreis Olpe durchaus unterschiedlich. „So haben die Überlegungen, Planungen und Anträge zum Ausbau der Windenergie in dem stärker durch Großgrundbesitz geprägten Bereich des Altkreises Wittgenstein eine weitaus größere Dynamik erreicht als in den Bereichen, die stärker durch kleinteiligeren Privatbesitz oder genossenschaftliches Eigentum gekennzeichnet sind“, betont Müller.

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Die angedachte genossenschaftliche Gesellschaft werde daher wohl weniger in Wittgenstein wirken, schätzt der Landrat – „zumal insbesondere in den Kommunen des Altkreises Wittgenstein schon sehr viele Projekte für den Bau und den Betrieb von Windenergieanlagen geplant und teilweise auch schon beantragt sind“. Das könne sich für den Ausbau anderer erneuerbarer Energien jedoch anders verhalten.

Hinweis aufs Bürger-Energiegesetz

Außerdem verweist der Landrat auf ein geplantes Bürger-Energiegesetz für NRW, dass deren Beteiligung am Ausbau erneuerbare Energien regeln solle. Er rät dazu, dies bei der Gründung einer Energiegesellschaft zu berücksichtigen.