Bad Laasphe. Bewegende Worte einer Pfarrerin: Für Heike Lillienthal war es eine besondere Zeit in Wittgenstein, wo sie ein letztes Mal auf ihre Weise predigte.
Deutlich bewegt schaute Heike Lilienthal erst kürzlich in die Laaspher Stadtkirche, wo sich 150 Besucherinnen und Besucher versammelt hatten, um bei diesem besonderen Gottesdienst dabei zu sein: „Ein letztes Mal predige ich heute – in meiner mir eigenen Weise. Ich habe in meinem Dienst versucht, das, was ich gefühlt habe und mich bewegt, zu Jesu und Gottes Botschaft auszudrücken und weiterzugeben.“
Und genau so hielt sie mit ihrer zuversichtlichen Menschennähe und einem grenzenlosen Gottvertrauen ihre Predigt, in der sie Mut machte: Anschaulich wählte sie das Bild eines Schuhkartons, in den der Alltag und Materielles jeden Einzelnen hineinzwängt. Sie erinnerte deshalb daran, dass all unsere Schuhkartons umgeben seien von der Wirklichkeit Gottes, die für uns alle bereit stehe: „Ich bin froh, dass es mit Jesus einen Menschen gegeben hat, der den weiten Raum beschritten hat, die Weite des Himmels auf der Erde, der das Reich Gottes in sich fühlte, die Liebe, die Gerechtigkeit, den Frieden, die Fülle.“ Jesus habe so Licht in unsere Schuhkarton-Welten gebracht.
Unterschiedliche Stationen kennengelernt
„Ergreifen wir es?“, fragte Heike Lilienthal am Ende ihrer Predigt. Vor 31 Jahren war die Pfarrerin aus dem Ruhrgebiet in den Wittgensteiner Kirchenkreis gekommen. An ganz unterschiedlichen Stationen arbeitete sie danach: ab 1991 als Klinikseelsorgerin in der Berleburger Odeborn-Klinik, ab 1993 in der Laaspher Schlossberg-Klinik, ab 2005 in der Laaspher Kirchengemeinde, wobei ihr Besuche bei Gemeindemitgliedern in den Krankenhäusern Bad Berleburg und Biedenkopf wichtig blieben. Einem kurzen Zwischenspiel in der Erndtebrücker Kirchengemeinde folgte eine Zeit im Banfetal und im Oberen Lahntal, dann wieder in der Kernstadt.
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Über ihre Zeit im Süden des Wittgensteiner Kirchenkreises schreibt Heike Lilienthal im aktuellen Laaspher Gemeindebrief: „Der Begriff ‚Gemeinde‘ hat sich dadurch für mich geweitet, über Kirchengemeindegrenzen hinweg. Überall fühlte ich mich wohl in der großen Gemeinde. Überall lernte ich Menschen kennen und kam mit ihnen ins Gespräch. Ich habe diese Jahre schätzen gelernt.“ Ebenfalls mit viel Wertschätzung verabschiedete Superintendentin Simone Conrad beim Gottesdienst Heike Lilienthal.
Auch Laasphes Gemeindepfarrer Steffen Post gab seiner langjährigen Kollegin in der Kirche ein Segenswort mit auf den Weg in den Ruhestand. Ein deutliches Zeichen der Wertschätzung war es auch, dass mit Friedhelm Nicklaus und Mareike Schäfer beide Organisten der Gemeinde beim Gottesdienst waren, außerdem spielte der Posaunenchor der Kirchengemeinde, der inzwischen nur noch zu ganz besonderen Anlässen auftritt. Unter den Gästen in der Stadtkirche waren viele Menschen aus den Dörfern der Kirchengemeinde, aber auch aus der Banfetaler und der Oberlahntaler Nachbarschaft. Und für die Zoom-Übertragung des Gottesdienstes hatten sich 15 weitere Handys, Tablets oder Computer mit ihren jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer hinzugeschaltet.
Zahlreiche Grußworte
Ganz eindeutig ließ sich die Wertschätzung für Heike Lilienthal daran messen, wie lange es vor der Kirche dauerte, bis sie sich von allen Gottesdienstgästen per Handschlag und meist auch mit einer Umarmung verabschiedet hatte. Dabei blieben doch viele der Besucherinnen und Besucher zum anschließenden Empfang im benachbarten Gemeindehaus. Auch hier hieß es wie in der Schlange aus der Stadtkirche zuvor: warten.
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Denn auf Steffen Posts Grußwort-Liste standen einige Namen, die viel Dank für Heike Lilienthal dabei hatten: das Team der Tagespflege in der Laaspher Wohnanlage „Lahnblick“, Barbara Lenz-Irlenkäuser im Namen des Diakonischen Werks Wittgenstein, die noch ziemlich frisch pensionierten Pfarrer Dieter Kuhli und Peter Mayer-Ullmann als ehemalige Kollegen und Peter Mayer-Ullmann zudem im Namen des ganzen Banfetals, Irmtraud Frank, Christa Schäfer und Gudrun Wilke im Namen der verschiedenen Frauengruppen aus Bad Laasphe, Puderbach und Niederlaasphe, Erhard Schaefer im Namen des Presbyteriums und schließlich Steffen Post, der sich in seinem persönlichen Abschiedsgruß an Heike Lilienthal dennoch kurz fasste, damit nach so viel Offiziellem die Suppe fürs Mittagessen doch noch warm war.
Viele Fotos von dem Tag gibt es auf der Homepage des Evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein.