Bad Berleburg. Ob Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer oder der ÖPNV – alles kommt in Bad Berleburg auf den Prüfstand. Profitieren sollen die Bürger und das Klima.
An Ideen mangelte es am Ende nicht. Im Gegenteil: Auf insgesamt vier Boards waren in konstruktiver Atmosphäre zahlreiche Vorschläge, Anregungen und Kritikpunkte zusammengekommen. Und genau darum ging es beim ersten öffentlichen Mobilitätsforum der Stadt Bad Berleburg und der Planersocietät aus Dortmund.
Am Ende des Prozesses soll das Mobilitätskonzept 2035 für die Stadt der Dörfer stehen. „Mit unserem Konzept, das wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort erstellen wollen, wollen wir mehr Vielfalt in Sachen Mobilität erreichen – und dabei eine nachhaltige Mischung umsetzen. Wir wollen gemeinsam den Berleburger Weg finden“, erklärte Bernd Fuhrmann. Der Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg selbst nahm ebenfalls aktiv an den Diskussionen im Rahmen des öffentlichen Workshops im Bürgerhaus am Markt in Bad Berleburg teil.
Allen Bürgern aktive Teilhabe ermöglichen
„Wir möchten allen Menschen in unserer Stadt der Dörfer eine aktive Teilhabe ermöglichen – dafür ist ein nachhaltiges Mobilitätsangebot unabdingbar. Teilhabe ist nur möglich, wenn die Orte dieser Teilhabe auch erreichbar sind“, wusste Bernd Fuhrmann, der damit zugleich die Bedeutung des Konzeptes für den Standort insgesamt sowie den Wirtschaftsstandort und damit die Arbeitsplätze vor Ort verdeutlichte.
Gerade deshalb soll nun in einem Prozess, der voraussichtlich im kommenden Winter abgeschlossen sein soll und durch das Mobilitätsforum noch einmal viel Rückenwind erhielt, ein umfassendes Bild des Bedarfs entstehen. „Nicht zuletzt geht es uns natürlich darum, aktiven Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zu betreiben – als nachhaltigste Kleinstadt Deutschlands 2020 versteht sich das von selbst. Und letztlich ist es so auch in unserer Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Wir wollen damit die Lebensqualität in unserer schönen Stadt der Dörfer noch weiter steigern und städtebauliche Potenziale nicht nur ausschöpfen, sondern ausbauen“, betonte Bernd Fuhrmann.
Anknüpfungspunkte am kreisweiten Radverkehrskonzept
Dabei beginnt der Prozess keinesfalls am Anfang – er lässt sich anknüpfen an das kreisweite Radverkehrskonzept und das für die Region Wittgenstein. „Nachhaltige Mobilität hört nicht an Stadtgrenzen auf – sie muss weitergedacht und weiterentwickelt werden“, wusste der Bürgermeister, der damit zugleich die Teilnehmenden des Mobilitätsforums aufforderte, sich und vor allem ihre Ideen aktiv einzubringen – Bürgerbeteiligung ist zentraler Bestandteil des Gesamtprozesses.
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„Wir wollen die Ideen nicht am Schreibtisch entwickeln, sondern mit den Menschen vor Ort zusammen. Wir wollen ein ganzheitliches, strategisches und übergeordnetes Planwerk entwickeln, das dann einen roten Faden für die nächsten Jahre, für Politik, Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger bildet“, berichtete Moritz Müller. Er ist einer der Vertreter der Planersocietät vor Ort. „Das Konzept soll ein großer Schritt hin zur Verkehrswende sein – denn der Wunsch danach ist allgegenwärtig. Gerade deshalb ist es ein guter Zeitpunkt, ein gesamtstrategisches Planwerk auf den Weg zu bringen“, wusste Moritz Müller.
Leitbild und Ziele entwickeln
Der Prozess der Erstellung des Mobilitätskonzeptes ist dabei in vier Phasen gegliedert: Nach der im Rahmen einer repräsentativen Befragung sowie im öffentlichen Mobilitätsforum erfolgten Bestandsanalyse geht es nun darum, ein Leitbild und konkrete Ziele zu entwickeln. Danach steht dann die Maßnahmenentwicklung auf dem Programm, ehe eine abschließende Bewertung derselben erfolgt. „Bad Berleburg ist ein attraktiver Standort. Es geht nun darum, nicht nur bestehende Qualitäten zu erhalten, sondern auch neue zu schaffen. Wir wollen Chancen und Synergien nutzen und innovative Konzepte erarbeiten und umsetzen“, betonte Johannes Pickert von der Planersocietät.
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In vier Arbeitsgruppen – Fußverkehr und Barrierefreiheit, Radverkehr, ÖPNV und vernetzte Mobilität sowie Auto- und Wirtschaftsverkehr – ging es darum, eine konkrete Bestandsanalyse zu absolvieren und die Erstellung des Konzeptes auch auf diese Weise inhaltlich anzustoßen. Thematisch gab es dabei einige Querschnitte: Ladeinfrastruktur, Parkraum-Lenkung, Verkehrsführung, Radwegeausbau sowie eine attraktivere Gestaltung des ÖPNV waren nur einige der Aspekte, die die Teilnehmenden benannten. Dass dabei Nutzungskonkurrenzen entstehen können, die es gemeinsam zu lösen gilt, verhehlten die Verantwortlichen nicht.
Dennoch, anders gesagt: Das Ergebnis des ersten öffentlichen Aufschlags war absolut nachhaltig – und mehr als nur eine Initialzündung. „Die Erkenntnis ist klar: Lasst uns Dinge versuchen und schauen, ob wir es tatsächlich umsetzen können – das bringt die Diskussion voran“, konstatierte Bernd Fuhrmann. Und nicht nur die Diskussion, sondern letztlich den gesamten Prozess bis hin zum finalen Mobilitätskonzept 2035 für die Stadt Bad Berleburg. Auch die Teilnehmenden sahen das so und wünschten sich eine schnelle Umsetzung von ersten Maßnahmen. Denn an einem mangelte es definitiv nicht: Ideen.