Erndtebrück. Der nächste Schritt für die Route 57 steht kurz bevor. Der Projektleiter verrät, wie lange sich Erndtebrücker noch bis zum Bau gedulden müssen.
Es gibt nur wenige Themen, die die Erndtebrücker so lange beschäftigen wie das Projekt Route 57 – manche, die zur selben Zeit wie die Idee zu der Umgehungsstraße zwischen Kreutzal und Erndtebrück geboren wurden, gehen mittlerweile zur Uni. So langwierig wie sich das Vorhaben seitdem gestaltet, so pessimistisch ist man hierzulande teilweise, was die tatsächliche Umsetzung betrifft. In Erndtebrück haben Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen NRW, allen voran Projektleiter Kevin Lass, jetzt über den Stand der Dinge und die nächsten Schritte informiert.
Die wichtigste Frage soll dabei zuerst beantwortet werden: Wie lange dauert es, bis Erndtebrück die Umgehungsroute bekommt? „Vom jetzigen Zeitpunkt aus kann man von etwa acht bis zehn Jahren ausgehen“, erklärt Lass auf Nachfrage dieser Redaktion. Aber: Diese Zeitangabe ist mit Vorsicht zu genießen, denn acht bis zehn Jahre wird der Prozess dauern, wenn alles gut geht und es keine Klagen oder ähnliches gibt, die die Sache wieder aushebeln. Karl-Ludwig Völkel, als ehemaliger Bürgermeister und Vorsitzender des Bauausschusses gut im Thema, geht aber genau davon aus: „Es wird wieder so kommen, dass die Umweltverbände ihre Spitzenanwälte darauf ansetzen werden.“
Kartierung als nächster Schritt
Und was ist der unmittelbar nächste Schritt für den Teilabschnitt Erndtebrück, einer von insgesamt sechs Teilabschnitten des Großprojekts? Lass: „Im Januar starten wir mit der Kartierung des Plangebiets in Erndtebrück. Für Kreuztal haben wir diesen Schritt gerade abgeschlossen. Da die Fläche in Erndtebrück deutlich größer ist als die in Hilchenbach, machen wir mit der Kartierung in Erndtebrück weiter.“
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Ziel dieser Kartierung, für die zwei Jahre angesetzt sind, ist eine Raumwiderstandskarte. Sie soll anzeigen, an welchen Punkten es die geringsten Konfliktpunkte für den Straßenbau gibt, denn: „Die Linien, die auf den vorläufigen Grafiken die eventuellen Straßenverläufe zeigen, sind nicht in Stein gemeißelt.“ Auf Grundlage der Raumwiderstandskarte, die zur umweltfreundlichsten Variante führen soll, sowie verkehrlichen und wirtschaftlichen Aspekten sollen dann die Pläne für die Umgehungsroute erarbeitet werden. Gemeinsam mit den Ministerien des Landes und des Bundes entscheidet sich Straßen NRW dann für die finale Route.
Bau kann auch in Erndtebrück starten
„Es ist, denke ich, klar, dass die teuerste Route aufgrund der Wirtschaftlichkeit nicht diejenige ist, die zur Umsetzung käme“, so Lass. Man wolle versuchen, so viele der beteiligten Parteien mit ins Boot zu holen und auch keine klagbaren Aspekte im Plan zu haben. „Wir schauen immer, so viele Einwände wie möglich zu berücksichtigen. Aber am Ende geht es auch darum, das Wohl Einzelner gegen das Wohl der Allgemeinheit abzuwägen“, erklärt Lass.
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Der Projektleiter gibt auch eine Antwort auf die Frage, ob mit dem Bau der Route in Erndtebrück begonnen werden kann, wenn dort weniger Widerstände zu erwarten sind als auf anderen Teilstücken. „Ja, durchaus – wenn sich das bei der Kartierung herausstellen würde, würden wir auch dementsprechend planen“, versichert Lass, dass man sich bei Straßen NRW nicht sklavisch an den Umsetzungsablauf halten werde, wenn die Hinweise etwas anderes indizieren.
>>>Die Raumwiderstandskarte: Der Bau jeder Straße hat Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Daher wird der betroffene Landschaftsraum vorher genau untersucht: Eine Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) wird erarbeitet. Ziel der UVS ist, das Vorhaben so zu planen, dass empfindliche Bereiche soweit wie möglich geschont werden. Dafür werden sogenannte „Schutzgüter“ erfasst und bewertet. Hierzu zählt innerhalb der Raumanalyse alles, was aufgrund seines ideellen, materiellen oder sonstigen besonderen Wertes vor Schaden bewahrt werden soll. Auf Grundlage dieser Raumwiderstandskarte werden Korridore gesucht, in denen die Raumwiderstände möglichst gering sind.