Wittgenstein. Die Nachfrage war bereits im Sommer hoch, berichten Wittgensteiner Holzverkäufer. Wohin die Preise gehen und wo es noch Holz gibt.
Während vielerorts die bunten Laubbäume für wahre Herbstfreuden sorgen, sind es gerade die Entwicklungen rund ums Heizen und Energiesparen, die vielen Menschen Sorgen bereiten. Bereits in den Sommermonaten haben sich daher die ersten mit ausreichend Brennholz eingedeckt – unter anderem beim Forstbetrieb Lückel in Girkhausen, wo die Nachfrage nach Brennholz so früh wie noch nie angestiegen war. „Die ersten Menschen haben bereits im Juni/Juli angefangen, Brennholz zu horten“, so Steffen Lückel. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei anderen Brennholz-Anbietern in der Region.
Bereits im August hatte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, dass die Nachfrage nach Brennholz hoch sei und die Lieferanten mit den Aufträgen nicht hinterherkommen. Das wirkt sich auch auf die Preise aus. Der Preisanstieg sei ein Zusammenspiel aus der Vorsorge für den kommenden Winter und der Panik um die hohen Gaspreise, sagte Klaus Egly, Vorsitzender des Bundesverbandes für Brennholzhandel und Brennholzproduktion gegenüber dpa.
So entwickeln sich die Preise
In Girkhausen jedoch ist der Preis nur minimal gestiegen – um rund 20 Euro. Dort kostet der Raummeter Laubholz aktuell rund 120 Euro. „Wie sich die Preise im kommenden Jahr entwickeln, kann man aktuell jedoch noch nicht sagen“, so Lückel. Aktuell gibt es bei ihnen im Forstbetrieb noch Nadelholz zu kaufen, Laubholz sei bereits ausverkauft.
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Ähnlich auch bei der Wittgenstein-Berleburg‘schen-Rentkammer. „Die Nachfrage war in diesem Jahr so hoch, dass wir lediglich unsere Stammkunden mit Brennholz beliefern konnten“, sagt Hubertus Winter auf Nachfrage der Redaktion. Allerdings habe die Rentkammer vorwiegend Fichtenbestand und ist derzeit vor allem mit der Wiederaufforstung beschäftigt. Was die Preise betrifft, so seien die zwar in den vergangenen Jahrzehnten stabil geblieben, „aktuell jedoch seien sie je nach Holzart stark gestiegen.“
Holzpellets deutlich teurer
Eine ähnliche Entwicklung zeigt eine Auflistung des Statistischen Bundesamtes – die Zahlen hier jedoch beziehen sich auf den Bundesdurchschnitt. Demnach „erhöhten sich die Preise für Brennholz und Holzpellets im August 2022 um 85,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und damit deutlich stärker als die Verbraucherpreise insgesamt“. Gründe für die überdurchschnittliche Preissteigerung bei Brennholz und Holzpellets sind neben der gestiegenen Nachfrage auch die erhöhten Beschaffungs- und Transportkosten in der Holzindustrie, heißt es dazu vonseiten des Bundesamtes.
Ganz so drastisch aber seien die Preissteigerungen im Kreis Siegen-Wittgenstein noch nicht. „Der Preis ist zwar gestiegen, aber er ging noch nicht durch die Decke. Das sieht in anderen Regionen wie beispielsweise das Ruhrgebiet schon ganz anders aus“, so Manfred Gertz, Leiter des Regionalforstamtes Siegen-Wittgenstein. Auch er weiß: Vor allem Laubholz ist sehr begehrt. Diejenigen in Siegen-Wittgenstein, die Laubholz verkaufen, seien größtenteils für dieses Jahr bereits ausverkauft. „Nadelholz hingegen ist aktuell noch erhältlich“, so Gertz. Dass die Nachfrage nach Brennholz so hoch ist, liege auch am Ukraine-Konflikt und den daraus resultierenden Folgen. „Viele haben Angst, dass der Gasvorrat nicht ausreicht.“ Das Problem: Nach dem Einschlag muss das Holz eine gewisse Zeit liegen und trocknen bis es in den Ofen kommt. „Hier ist ein gewisser Vorlauf wichtig.“
Praktische Holzkisten
Das bestätigt auch Matthias Dreisbach von Dreisbach-Holz – einem Familienunternehmen. Seit 2014 verkaufen die beiden Familien Brennholz von der Buche in praktischen Kisten – nebenberuflich. Insgesamt drei Holzkisten gibt es im Raum Bad Berleburg – in Weidenhausen, Rinthe und Dotzlar. Und auch hier ist die Nachfrage bereits in den Sommermonaten gestiegen. „Nach den Sommerferien in etwa ging es los“, so Dreisbach. Zwei Mal die Woche werden die Holzkisten wieder aufgefüllt. Noch sind genug Kisten da. „Wie lange der Vorrat reicht, kann man aber nicht sagen. Wir machen das nebenberuflich und haben zudem einen besonderen Kundenstamm. Manche unserer Kunden kommen auch von weiter weg und sehen dann hier beim Vorbeifahren das Häuschen.“ Der Vorteil an den Kisten: Sie sind unten verschlossen – so bleibt auch das Auto sauber und sie lassen sich einfach stapeln.
20 Kilo in der Kiste
Während die Kiste Holz zu Beginn des Jahres noch bei 6 Euro lag, kostet sie nun 10 Euro. „Das hat mehrere Gründe, unter anderem können wir selbst das Holz nicht mehr so günstig einkaufen wie sonst, hinzu kommen auch gestiegene Lkw-Frachtkosten.“ Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt fällt die Preissteigerung jedoch noch gering aus. So kostet hier ein Kilo Buchenholz 50 Cent. Pro Kiste erhält der Kunde hier also 20 Kilo Brennholz. Ob die Nachfrage am Buchenbrennholz erneut steigt, „kann ich aktuell nicht sagen“.
Der Bundesverband für Brennholzhandel vermutet jedoch, dass die Nachfrage nach Brennholz im nächsten Jahr wieder sinken könnte, da aktuell viel mehr Brennholz eingekauft werde, als nötig sei. „Dies könne dazu führen, dass im kommenden Jahr die Restbestände der Haushalte zunächst verbraucht werden müssen.“ Die Preise für Holz seien im Vergleich zu den Gaspreisen dennoch günstiger, so der Verband gegenüber dpa.
Holzdiebstahl
Und wie schaut es im Kreis Siegen-Wittgenstein mit Holzdieben aus? In Hessen und Thüringen soll es mehreren Medienberichten zu Folge vermehrt Holzdiebstähle gegeben haben. Beim Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein aber sei dies noch nicht der Fall: „Dass mal eine kleine Kofferraumladung verschwindet, kann ich nicht komplett ausschließen. Im größeren Stil aber ist das bei uns noch nicht vorgekommen. Viele Holzverkäufer sehen zu, dass das Holz schnell aus dem Wald nach Hause kommt“, so Manfred Gertz.