Wittgenstein. In den sozialen Netzwerken kursieren aktuell zahlreiche Videos von sogenannten Teelicht-Öfen – und die können schlimme Folgen haben.
Steigende Heiz- und Energiekosten scheinen die Menschen derzeit erfinderisch werden zu lassen. In den sozialen Medien verbreiten sich aktuell zahlreiche Videos von sogenannten Teelicht-Öfen, die im Handumdrehen selbstgebaut werden können und eine günstige Alternative zum „normalen“ Heizen sein sollen. Doch Vorsicht: Dass solche Öfen extrem gefährlich sein können, zeigt ein Beispiel aus dem baden-württembergischen Städtchen Tuttlingen. Nur ein Zufall verhinderte einen Großbrand. Denn: An einem der Teelichtöfen war ein Porzellanteller – von mehreren Teelichtern erhitzt – gebrochen und heiß auf „brennfähiges Material“ gefallen. In Wittgenstein selbst ist ein solcher Vorfall nicht bekannt, dennoch warnt die Feuerwehr eindringlich vor solchen selbstgebauten Öfen.
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Googelt man den Begriff „Teelicht-Ofen“, werden gleich zahlreiche Anleitungen zum Nachbauen daheim gezeigt. Mehrere Teelichter sollen auf einer Unterlage platziert und angezündet werden. Ein Gefäß – in einem Beispiel Blumentöpfe aus Ton – wird über den Teelichtern fixiert, wo es die Wärme auffangen und in den Raum abstrahlen soll. Dabei gilt: Nie zu viele Teelichter in so einen Ofen stellen und mindestens 5 Zentimeter Abstand dazwischen lassen. Es besteht die Möglichkeit, dass es sonst zu einem Wachsbrand kommt. Doch nur wenige der im Internet aufgelisteten Anleitungen warnen vor möglichen Gefahren wie die eines Wachsbrandes, der durch die vielen Teelichter auf der Unterlage entstehen kann. Ein Trend, der sehr riskant ist.
Wärmewirkung bleibt aus
„Der Nutzen hierbei ist geringer als die Gefahr“, so Klaus Langenberg, Chef der Bad Berleburger Feuerwehr. „Generell raten wir, die Finger davon zu lassen.“ Immerhin handelt es sich bei den Teelicht-Öfen um ein offenes Feuer in der Wohnung – und das birgt immer auch zusätzliche Gefahren. Einen Einsatz aufgrund eines selbstgebauten Teelichtofens habe es in Bad Berleburg zum Glück noch nicht gegeben – ähnlich in Bad Laasphe.
Und auch im Bad Berleburger Hagebau-Markt ist der Eigenbau von sogenannten Teelicht-Öfen kein Thema. „Wir haben hier bei uns keinen übermäßigen Verkauf von Tontöpfen oder Teelichtern“, so René Schachtschneider sichtlich froh, dass der gefährliche Trend in der Region kein Thema ist. Im Gegensatz zu manch anderen Regionen, in denen Baumärkte eine hohe Nachfrage nach Tontöpfen vermelden.
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Dabei ist die Wärmewirkung des Ofens Marke Eigenbau eher klein. Verbraucherzentralen und Energieberater sind sich einig, dass die Teelichtöfen eine Heizungsanlage bestenfalls ergänzen können, warm wird es nur in der Nähe der kleinen Öfen. Und: Da die Kerzen Sauerstoff im Raum verbrauchen, muss häufiger gelüftet werden. Das hat zur Folge, dass die Wärme wieder entweicht. „Die Wärmewirkung ist homöopathisch“, schreiben auch die Faktenchecker des Vereins Mimikama auf ihrer Homepage. Demnach beruhige das Flackern der Kerzen zwar, eine wirkliche Wärmewirkung aber bleibe aus. Und auch Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale berichtet gegenüber dem Redaktionsnetzwerk (RND), dass ein Teelicht-Ofen zwar eine nette Deko sei, aber nicht mehr. Um einen tatsächlichen Effekt zu spüren, bräuchte man zu viele Öfen. Und das steigere erneut die Gefahr.
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Wie gefährlich das Heizen mit offenem Feuer oder anderen Wärmequellen ist, zeigt auch ein Fall aus dem Jahr 2016 aus Bad Berleburg. Ein damals 53-jähriger Mann wollte seine Wohnung mit einem Holzkohlegrill heizen, nachdem die Heizung vom Vermieter abgestellt worden war. Eine Entscheidung, die der 53-Jährige mit seinem Leben bezahlen musste: Er starb an einer Rauchgasvergiftung. „Das Heizen mit einem Grill ist ein absolutes No-Go! Die Kohlenmonoxid-Konzentration ist viel zu hoch – und das kann schnell zum Tod führen“, mahnt Feuerwehrchef Langenberg.