Wittgenstein. Großes Drama um das Wisent-Projekt in Wittgenstein – andere Wisent-Projekte sind derweil erfolgreich und werden von Leonardo Di Caprio gelobt.

Das Drama um das beendete Projekt „Wisente im Rothaargebirge“ hat für viel Diskussionsstoff gesorgt – sowohl unter den Befürwortern des Projekts als auch Gegnern. Das Projekt ist gescheitert, argumentiert der Kreis Siegen-Wittgenstein. Das Projekt ist abgeschlossen und die Vertragskündigung war die letzte Möglichkeit, die Wisente in Freiheit zu retten – kontert der Trägerverein.

Und während das Projekt zunächst ein europaweites Alleinstellungsmerkmal auszeichnete, sind Wisente mittlerweile auch an anderen Orten auf dieser Welt Gegenstand von ähnlichen Projekten. Ein kleiner Blick auf den europaweiten Umgang mit den Wildrindern:

Großbritannien

Erst vor kurzem startete der Kent Wildlife Trust im Juli ein Projekt zur Wiederauswilderung von Wisenten im Südwesten Englands nahe Canterbury und Dover. Drei Wisente wurden dabei zunächst in die Wildnis entlassen. Dabei handelt es sich um das erste Projekt dieser Art in Großbritannien. Die Wisente sollen dabei als natürliche Waldbewirtschaftung fungieren.

Projekt „Wisente am Rothaarsteig“ soll beendet werden

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    „Wisente verhalten sich anders als andere Tiere und liefern damit einen einzigartigen Weg, um den Wald in einen reichhaltigeren, artenvielfältigeren Raum für Wildtiere zu verwandeln“, heißt es auf der Website kentwildlifetrust.org.uk. Auch Menschen, profitieren demnach von dem Projekt, das jetzt auch Hollywoodstar und Naturschutz-Aktivist Leonardo Di Caprio ausdrücklich lobte. Das Projekt wird jederzeit von Ökologen und anderen Spezialisten überwacht – zudem gibt es weitläufige Zäune, die an die neuen Bewohner angepasst wurden.

    Rumänien

    Rewilding Europe ist seit 2014 in Zusammenarbeit WWF Rumänien damit beschäftigt, die Wisente in den Tracu-Bergen auszuwildern. Etwa 100 Tiere leben heute in der Region – die Unterstützung der örtlichen Gemeinschaften ist dabei entscheidend. Die wilden Wisente werden durchgehend von WWF Rangern mit modernster Technologie überwacht. Etwa 30 Tiere wurden mit Halsbändern ausgestattet, die es den Rangern erlaubt, die Wanderrouten der Tiere nachzuverfolgen.

    Auf Grundlage dieser Daten kann genau berechnet und erfasst werden, wie groß das gesamte Revier der Tiere ist und wie groß die Fläche, die aktiv von den Wisenten genutzt wird. Um Konflikte mit den dort ansässigen Ortschaften zu vermeiden, wurden ein über neun Kilometer langer elektrischer Zaun installiert. Zudem wurde 2019 eine regionale Gruppe gegründet, die in die Überwachung der Tiere eingebunden ist und proaktiv dabei unterstützt, potenzielle Konflikte zwischen Wisent und Mensch zu vermeiden.

    Polen

    Die größte freilebende Population lebt im Urwald von Bialowieza in Polen, in ganz Polen leben über 1000 Tiere in Freiheit. Die Tiere, die europaweit in Auswilderungsprojekten in die Freiheit geschickt werden, stammen von den Tieren in Bialowieza ab. Auch in anderen Regionen Polens wird das Tier wieder ausgewildert, zum Beispiel der Woiwodschaft Westpommern. Dort leben aktuell etwa 200 Tiere – damit is die Herde von 110 Tieren gewachsen.

    Jahrespressekonferenz des Wisentprojektes in Bad Berleburg

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      Diese Tiere sollen auch neue Herden bilden und sich in andere Region verteilen. Die Tiere werden zugefüttert. Ziel des Projekts ist es, die Population der Tiere wieder zu stabilisieren – auch in landwirtschaftlich genutzten Regionen. Dieses Modell beweist, so macht die Organisation Rewilding Europe deutlich, dass die friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Wisent möglich ist, auch in Gegenden, die stark vom Menschen genutzt werden.

      Europaweite Bilanz

      Alle heute lebenden freien und in Gehege lebenden Wisente werden im Wisent-Zuchtbuch (European Bison Pedigree Book EBPB) registriert, erklärt der WWF. Nach Erhebungen aus 2019 lebten in jenem Jahr 6244 Wisente europaweit in freier Wildbahn. Wilde Wisente gibt es demnach in elf europäischen Ländern: Polen, Weißrussland, Russland, Ukraine, Litauen, Rumänien, Slowakei, Deutschland, Bulgarien, Lettland und neuerdings Großbritannien