Bad Berleburg. „Wann hat es so etwas schon einmal auf Schloss Berleburg gegeben“, freut sich Prinzessin Carina auf ein großes Treffen von historischen Kutschen.

Für Pferdeliebhaber und Freunde des Fahrsports oder historischer Kutschen wird das etwas ganz Besonderes. Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und seine Frau Prinzessin Carina haben am kommenden Samstag, 15. Oktober, zu einer „Herbstlichen Ausfahrt mit historischen Gespannen im Wittgensteiner Land“ eingeladen. Und dabei sind Zuschauer ausdrücklich auf dem Schlosshof und an ausgewählten Punkten im Gelände erwünscht.

„Ich weiß nicht, wann es so eine Ansammlung von alten Kutschen schon einmal auf dem Schlosshof gegeben hat“, freut sich Carina Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg im Gespräch mit der Redaktion.

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Erwartet werden am Samstagvormittag zwischen 14 bis 18 historische Gespanne. „Wie viele es sein werden können wir noch nicht sagen“, so Prinzessin Carina. Die Gespanne starten dann vom Innenhof des barocken Schlosses aus zu einer etwa dreistündigen Ausfahrt durch den Wald rund um Berleburg.

In der Ankündigung berichtet das prominente Paar auch von den Hintergründen dieses außergewöhnlichen Events. „Organisiert wird diese erste Veranstaltung auf Einladung und Initiative von Prinz Gustav und Prinzessin Carina zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg von der deutschen Sektion der AIAT“. Die Abkürzung ist französisch und steht für Association Internationale d’Attelage de Tradition. Dahinter verbirgt sich ein Verein, der 2007 in Frankreich gegründet wurde. Inzwischen ist er in 15 europäischen Ländern aktiv mit dem Ziel, historische Pferdewagen zu erhalten, zu restaurieren und für Turniere und Veranstaltungen einzusetzen. Der deutsche Ableger nennt sich Verein für „Fahrkultur und traditionelle Anspannung in der Bundesrepublik Deutschland e.V.“ und hat seinen Sitz in Bernried am Starnberger See.

Sie sind mindestens 82 Jahre alt und in einem authentischen Zustand. 18 Gespanne kommen zu einer besonderen Kutschenausfahrt am Samstag, 15. Oktober 2022, auf Einladung von Prinz Gustav und Prinzessin Carina zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg nach Schloss Berleburg.
Sie sind mindestens 82 Jahre alt und in einem authentischen Zustand. 18 Gespanne kommen zu einer besonderen Kutschenausfahrt am Samstag, 15. Oktober 2022, auf Einladung von Prinz Gustav und Prinzessin Carina zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg nach Schloss Berleburg. © Nicole und Rainer_Janssen | Nicole und Rainer_Janssen

Prinzessin Carina und Prinz Gustav sind nach eigenen Angaben zwar keine Mitglieder des Vereins, aber Prinzessin Carina hat enge Kontakte zur AIAT geknüpft. „Das hängt mit der Restaurierung des Ahnensaals im Schloss zusammen. Wir wollen den Saal wieder als Ahnensaal nutzten, aber dort stand eine alte Galakutsche der Familie“, erklärt Prinzessin Carina, die Teile des Schlosses gerade innen restauriert. Die alte Karosse gehört zu den Schmuckstücken des früheren Schlossmuseums. Mit der Reisekutsche war die Familie Sayn-Wittgenstein-Berleburg unter anderem 1815 zum Wiener Kongress gefahren. Die Staatskarosse des Fürstentums Wittgenstein musste dafür auseinandergenommen werden. Das nötige Fachwissen dafür fand Prinzessin Carina durch Recherchen bei der Association Internationale d’Attelage de Tradition und ist beeindruckt von dem Verein: „Das ist lebendiges Kulturgut.“ Sie ist begeistert von der modernen Technik der damaligen Zeit zwischen 1850 und 1900. „Das war der Höhepunkt und die AIAT hält diese Technik, diese Eleganz am Leben.“

Kulturgut „Hippomobil“

Tatsächlich nennt der Verein sein Ziel, das „Kulturgut Hippomobil“ zu pflegen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dafür wurde die AIAT unter anderem mit dem Europa Nostra Preis aus der Hand der spanischen Königin Sofia ausgezeichnet und erhielten eine Anerkennung von der UNESCO.

Und: Die AIAT praktiziere gelebtes Europa, denn alle beteiligten Länder agierten nach demselben Regelwerk einerseits für Turniere, die immer aus drei Teilprüfungen bestehen (Präsentation, Streckenfahrt mit vier bis sechs Hindernissen) und andererseits für jede Art von Défilés oder Ausfahrten. In Deutschland haben sich seit Jahren CIATs (Concours – International - d’Attelage de Tradition) in Bernried am Starnberger See, im Landgestüt Redefin und früher auch in Celle etabliert.

Entscheidend sei dabei der authentische Wagen. Dieser sollte mindestens aus der Zeit vor 1940 stammen. Nicht selten sehe man Wagen, die um die 100 Jahre alt seien und sehr sensibel oder nur teilweise restauriert worden sind.

In Berleburg handelt es sich um ein ATM = „Attelage de Tradition Meeting“. Dahinter verbirgt sich eine rund 22 Kilometer langen Streckenfahrt mit einer gemütlichen Mittagspause im Wald. Voran geht dieser Ausfahrt ab 10 Uhr eine Präsentation vor zwei unabhängigen Richtern im Schlosshof, bei der der Gesamteindruck der jeweiligen Gespanne beurteilt wird: Eleganz, Stil, Harmonie und Authentizität werden für das Publikum fachkundig kommentiert.

Corso von historischen Kutschen
Corso von historischen Kutschen © WP Berleburg | WP

Zuschauer sind herzlich willkommen, zumal an diesem Tag der fürstliche Marstall erstmalig seine Türen öffnet und von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr kostenfrei besichtigt werden kann. „Wir haben den Marstall behutsam restauriert. Dort sind jetzt auch die Galakutsche und zwei weitere Kutschen zu sehen“, erläutert Prinzessin Carina. Darüber hinaus werden auch Livreen – die Kleidung der Kutscher und Diener des 19. Jahrhunderts – ausgestellt, „damit man eine Vorstellung davon bekommt, wie es war, wenn der Fürst mit der Kutsche verreiste“, erläutert Prinzessin Carina. Nach der Präsentation werden die historischen Gespanne dann im Abstand von ca. sechs Minuten vom Schlosshof zur Ausfahrt starten. Prinzessin Carina und Prinz Gustav fahren selbst nicht in einer Kutsche mit. Aber beide hoffen auf gutes zumindest trockenes Wetter und viele Zuschauer bei dieser Premiere.