Wittgenstein. Neulich entkamen zwei Sauerländer dem Tod durch eine CO-Vergiftung. In Bad Berleburg starb 2016 ein Mann daran. Wie gefährlich ist Kohlenmonoxid?

Heute vor genau fünf Jahren kam es in der Emil-Wolff-Straße in Bad Berleburg zu einem Einsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. Der Grund: Ein Mann wollte seine Wohnung mit einem Holzgrill heizen. Wenig später war er tot. Die Ursache: eine Kohlenmonoxid-Vergiftung – auch CO-Intoxikation genannt. Erst vor wenigen Tagen entkam ein Paar aus dem Sauerländischen Neuastenberg dem Tod noch rechtzeitig. Ein Mann alarmierte den Notdienst in der Nacht zum 9. März, nachdem seine Frau nicht mehr ansprechbar war. Dass er selbst in Gefahr war, bemerkte der Mann zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wenig später wurden beide mit einer leichten CO-Intoxikation in eine Spezialklinik nach Düsseldorf gebracht.

Kohlenmonoxid (CO) ist ein extrem giftiges Gas, welches für den Menschen geschmacks- und geruchslos ist. Beim Schwelbrand, durch defekte Gasanlagen oder dort, wo es zu unvollständigen Verbrennungen kommt, können solch giftigen Gase entstehen. Aber wie wirkt sich das Gas auf den Körper aus? Was sind die Folgen? Und wie sinnvoll sind sogenannte CO-Warner?

Die Feuerwehr

Bad Berleburgs Stadtbrandmeister Klaus Langenberg weiß: Mit dem gefährlichen Gas muss immer dann gerechnet werden, wenn es zu unvollständigen Verbrennungen kommt – häufige Ursache: ein Schwelbrand. „Man muss sich das so vorstellen: Da rutscht beispielsweise etwas vergessene Zigarettenasche unbemerkt in die Couch. Auf dieser liegt man dann und schläft eventuell sogar darauf ein. Das CO nimmt man dabei erst gar nicht wahr – schon gar nicht im Schlaf. Eine CO-Vergiftung wird somit oftmals erst zu spät bemerkt“, so Langenberg, der froh ist, dass solche Einsätze eher selten stattfinden. Denn: „Die gehen in der Regel unglücklich aus.“ Aber auch Heizungsanlagen oder Kaminöfen können eine CO-Intoxikation hervorrufen, wenn die Geräte nicht mehr ganz dicht sind. „Ich empfehle daher, wenn man einen Ofen besitzt, einen CO-Warner zu installieren.“ Diese Warngeräte schlagen Alarm, sobald ein zu hoher Kohlenmonoxidwert gemessen wird.

Auch interessant

Im Fall des Todesfalls im Jahr 2016 lag die Ursache in der Holzkohle. Durch das Verbrennen der Kohle in der Wohnung haben sich die giftigen Gase entwickelt. Doch wie verläuft ein solcher Einsatz für die Feuerwehrleute?Sind alle von ihnen mit den CO-Warnern ausgestattet? „Prinzipiell sind genug CO-Warner vorhanden“, sagt Langenberg. „Unsere Kameraden gehen mit einem Atemschutzgerät in die Räumlichkeiten. Das hat zudem den Grund, dass wir nicht nur mit CO rechnen müssen, sondern auch mit anderen giftigen Stoffen, die unter anderem durch den Brand entstanden sein könnten. Dann muss lokalisiert werden, woher die Gase kommen. Je nachdem, wie sich die Lage vor Ort entwickelt, werden weitere Maßnahmen besprochen.“

Der Mediziner

Für die beiden Sauerländer ging es in eine sogenannte Druckkammer in einer Spezialklinik. Doch wie verläuft eine solche Intoxikation? „Kohlenmonoxid kann bereits in einer geringen Konzentration Auswirkungen auf den Organismus haben und macht sich beispielsweise in Form von Kopfschmerzen oder Übelkeit bemerkbar. Entscheidend für die Schwere der Symptome und letztlich auch für den Verlauf ist die Höhe der CO-Konzentration, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums aufgenommen wird“, sagt Dr. Lars Pietschmann, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Interdisziplinären Notaufnahme der Vamed Klinik Bad Berleburg.

Aber auch Vorerkrankungen wie beispielsweise die koronare Herzkrankheit können einen schweren Verlauf der Vergiftung begünstigen. „Kohlenmonoxid wird über die Atmung aufgenommen und gelangt so in den Blutkreislauf. Dort dockt das CO an die roten Blutkörperchen an – und zwar genau an der Stelle, an der eigentlich der Sauerstoff gebunden wird. Diese Verdrängung hat zur Folge, dass die roten Blutkörperchen nicht mehr ausreichend Sauerstoff in die Zellen transportieren, so dass es zu einem akuten Sauerstoffmangel kommt.“ Die Anzeichen jedoch seien oft nicht eindeutig und ähneln denen einer Erkältungskrankheit. „Betroffene klagen häufig über Kopfschmerzen, Übelkeit sowie neurologische Ausfälle und Bewusstlosigkeit“, so Dr. Pietschmann. Eine gefährliche Vergiftung kann dann relativ schnell gehen. „Ab ca. 30 Prozent Kohlenmonoxid am Hämoglobin kommt es zu ersten Vergiftungsanzeichen sowie zu einer kirschroten Färbung der Haut. Ab einem Wert von ca. 60 Prozent CO am Hämoglobin kann die Vergiftung zum Tod führen.“

Doch wie kann eine solche Vergiftung behandelt werden? „Eine schwere CO-Vergiftung behandelt man in der Regel mit der Gabe von 100-Prozentigen Sauerstoff, der über einen Beatmungsschlauch oder eine Atemmaske verabreicht wird. Am effizientesten ist die Behandlung in einer so genannten Überdruckkammer, da sich das Gas unter der Einwirkung von Druck besonders gut im Blut löst“, so der Mediziner. „Je nach Schwere der Vergiftung können neurologische Störungen wie eine Form der Demenz sowie Erkrankungen des Herzens oder der Atemwege die langfristige Folge sein.“ Um so etwas zu vermeiden, empfehlen Experten beim Betrieb von Gasherden oder bestimmten Heizungsanlagen angemessen vorsichtig zu sein, Räume gut und ausreichend zu lüften und die Geräte regelmäßig auf ihre korrekte Funktionsweise zu überprüfen. „Da der Mensch Kohlenmonoxid weder sehen, riechen noch schmecken kann, empfehlen wir, in Wohnräumen mit Feuerstellen oder in der Nähe von Gasherden einen Kohlenmonoxid-Warnmelder anzubringen, der im Baumarkt oder beim Elektriker zu erwerben ist“, so Dr. Pietschmann.

Der Heizungsinstallateur

Installateur- und Heizungsbauermeister Tobias Pfeil empfiehl ebenfalls einen solchen CO-Warnmelder. Dieser gibt bei einer erhöhten Konzentrationen von Kohlenmonoxid einen grellen Warnton ab. „Ich würde empfehlen einen solchen Warner in der Nähe der Anlage zu installieren.“ Zudem empfiehlt er eine jährliche Wartung der Anlagen. „Bei einer Abgasmessung werden Abgastemperatur, CO²-Wert und CO-Wert gemessen“, so Pfeil.

Der Schornsteinfeger

Schornsteinfeger Hubertus Kroh überprüft solche Werte ebenfalls einmal im Jahr mit seinem Messgerät. „Der Gesetzgeber sagt, dass wir ab einer CO-Konzentration von 500 ppm eine Wartungsempfehlung machen und ab 1000 ppm die Anlage still legen müssen.“ Stilllegen aber musste der Schornsteinfeger bislang noch keine Anlage. Zudem – so Kroh – gibt es einen Unterschied je nachdem, welche Heizung man besitzt. „Eine Gastherme in der Küche oder im Bad ist gefährlicher als eine Gastherme im Keller.“ Am sichersten hingegen seien sogenannte Raumluftunabhängige Heizungen. Denn: „Alles, was Luft aus dem Raum ansaugt, kann auch etwas in den Raum zurückstoßen“, so Kroh.