Erndtebrück. Bei der Verhandlung soll es um etwas ganz anderes gehen, doch der Angeklagte sorgt mit seinen Eskapaden um LSD für Aufsehen und Chaos im Gericht.
Dass ein Angeklagter im Amtsgericht Bad Berleburg schon einmal hinsichtlich der Tatvorwürfe schweigt, ist keine Seltenheit. Und wer sich in Schweigen hüllt, der bleibt auch meistens dabei. So aber nicht ein 29-Jähriger Erndtebrücker, der sich am Dienstagvormittag wegen fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr vor Gericht verantworten musste und dafür letztlich zu einer dreimonatigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde.
Zum Tatvorwurf äußert er sich zwar nicht, viel zu erzählen hat er aber trotzdem — und damit sorgt er für einige Fragezeichen bei allen Anwesenden im Saal. Ganz oben auf seiner Themenliste steht alles rund um LSD, eine starke halluzinogene Droge.
Angeblicher Kontakt zu LSD-Laboren und einer Mafia
Er berichtet von LSD-Laboren, zu denen er angeblich Kontakt habe und von einer Mafia, der er angehöre. Oberamtsanwältin Judith Hippenstiel nennt der Angeklagte „Frau Sunshine“, denn „in meiner LSD-Szene hört sich das netter an“. Zudem sei „Sunshine“ ein besonders hoch dosiertes LSD-Präparat.
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Richter Torsten Hoffmann wird von dem 29-Jährigen Albert Hoffmann genannt, denn dieser hat die Wirkung von LSD entdeckt. Der Angeklagte lacht durchgängig und amüsiert sich prächtig über seine Geschichten, die er immer wieder einwirft — Richter Torsten Hoffmann und Anklägerin Judith Hippenstiel sind eher weniger begeistert. „Er stört die gesamte Hauptverhandlung. Sein Verhalten steht für einen erheblichen Konsum von Betäubungsmitteln“, stellt Oberamtsanwältin Hippenstiel fest.
Betrunken und unter Einfluss von Cannabis Fahrrad gefahren
Aber nun zur eigentlichen Sache, die den Erndtebrücker mal wieder auf die Anklagebank befördert hat: Er soll im März dieses Jahres mit 0,66 Promille und unter dem Einfluss von Cannabis mit dem Fahrrad auf einem Gehweg in Erndtebrück gefahren sein. Polizeibeamte waren auf den Beschuldigten aufmerksam geworden, weil dieser mehrmals mit seinem Fahrrad fast in Hauswänden gelandet sei. Ein Polizist spricht vor Gericht von „erheblichen Schlangenlinien“ und er beschreibt den Angeklagten am Tattag als aggressiv.
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Der 29-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt, zwei Mal saß er schon im Gefängnis — wegen Hausfriedensbruchs und wegen Beleidigung. Aus einer Verhandlung des Landgerichts Siegen von Oktober 2019 geht hervor, dass der 29-Jährige im Laufe seines Lebens in eine „psychische Schieflage“ geraten sei. Experten gehen außerdem von drogeninduzierten psychotischen Episoden bei dem Angeklagten aus.
Keine positive Sozial-Prognose
„Der Angeklagte ist nicht gewillt, sein Leben in den Griff zu bekommen — und hinsichtlich seines Konsums ist er uneinsichtig“, so Anklägerin Hippenstiel, die von keiner positiven Sozialprognose bei dem Angeklagten sprechen kann.
Erst als das Urteil gesprochen wurde, äußert sich der 29-Jährige erstmalig zu etwas, das wirklich mit der Verhandlung zutun hat: „Das ist ja eh alles gelogen. Ich werde in Berufung gehen.“