Elsoff. Seit Sonntag ist das beliebte Ausflugslokal am Rotmilan-Höhenweg geschlossen. Pächter und Verpächter im Clinch. Ein Hund spielt eine Rolle.

Das beliebte Wittgensteiner Ausflugslokal Wallachei ist zu. Von einem auf den anderen Tag wurde der Zapfhahn nach oben gedreht, das Personal nach Hause geschickt und das Lokal geschlossen. Für Immobilienbesitzer Marco Weber war das ein Schock. Aber auch für Betreiber André Stielicke ist die Situation nicht einfach. „Der Grund sind unüberbrückbare Differenzen zwischen Pächter und Verpächter“, erläutert der Winterberger Stielicke.

Wie unüberbrückbar das Ganze ist, macht auch die Nachfrage bei Marco Weber deutlich: Der 49-jährige Besitzer des Ausflugslokals ist enttäuscht von seinem Pächter. „Der hatte am Sonntag zu den Gästen gesagt: Genießt den Tag – das ist der letzte, an dem die Wallachei aufhat“, berichtet Weber, der seinen Ohren nicht traute.

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Die früher befreundeten Männer hatten lange eine harmonische Geschäftsbeziehung. „Wir sind wirklich erfolgreich gewesen“, sagt Stielicke, der nun aber betont: „Wir wollen aber keine schmutzige Wäsche waschen.“ Fakt sei jedoch, dass man keinen gültigen Pachtvertrag besessen habe, weil man Teile der gastronomischen Räume, speziell ein neues Restaurant und den neuen Biergarten nicht habe nutzen können. „Wenn sie von 180 Sitzplätzen nur noch 60 nutzen können und den neuen Biergarten gar nicht“, sei das ein Grund zu schließen. Der alte Biergarten oberhalb der Hütte sei aufgrund von Eigenbedarf durch Weber für sie gar nicht mehr nutzbar gewesen – und für die neuen Räume habe es noch keine Konzession gegeben. „Wir haben das einem Anwalt übergeben und werden das auch insolvenzrechtlich prüfen lassen“, sagt Stielicke. Den Verpflichtungen aus dem Pachtvertrag aber werde man nachkommen, bis man sich auf eine Auflösung verständigt habe.

Immobilienbesitzer Marco Weber erzählt eine andere Geschichte

Immobilienbesitzer Marco Weber schildert die Situation anders. Weber erzählt, wie er einen Streit zwischen einer Kundin und seinem Pächter mitbekommen habe. Der habe sich an dem frei umherstreifenden Hund entzündet. Daraufhin habe Stielicke die Frau hinausgeworfen. Er haben den Gastronomen darauf angesprochen und sei von diesem ebenfalls aus dem Lokal gewiesen worden.

Über die Hintergründe des Wutanfalls kann man nur spekulieren. Mögliche Erklärungen sind die Corona-Pandemie und fehlendes Personal. Ein Koch hatte im August gekündigt, weiß Weber. „Möglicherweise wollte er eine Kündigung des Pachtvertrages provozieren“, mutmaßt Weber. Die Geschichte mit dem Hund kennt Stielicke, will sie aber nicht kommentieren. Er sagt nur: „Unser Hund war sehr beliebt. Viele Gäste sind wegen des Hundes gekommen.“

Beste Lage für eine Jause

Fast zwei Jahre lang war das Geschäftsverhältnis mehr als gut, freundschaftlich, berichtet Physiotherapeut Weber, der neben einer Praxis auch eine Pension betreibt und aus einer Scheune des Familienanwesens eine Jausenstation machte. 2017 an Karfreitag feierte die „Wallachei“ dann Eröffnung. Das Lokal mit rustikalem Ambiente mauserte sich schnell vom Geheimtipp zum beliebten Ausflugsziel. Der Premium-Wanderweg Rotmilan-Höhenweg führt Wanderer und Radfahrer automatisch zu diesem alten Gehöft im Butschbach oberhalb von Elsoff. Und darüber hinaus lässt es sich hier auch schön feiern. Hochzeiten, Geburtstage und Betriebsfeiern gehören seitdem ebenfalls zum Programm der Walachei, in die der Physiotherapeut und Gastronom im Nebenerwerb immer wieder investierte.

2020 aber erkannte Weber, dass er zwei Vollzeitjobs nicht parallel laufen lassen kann und verpachtete seine Jausenstation an den Winterberger André Stielicke. Der betreibt im NRW-Touristenmagnet Winterberg auch das bekannte „American Diner“-Restaurant „Big Mountain“.

Das Big Mountain in Winterberg.
Das Big Mountain in Winterberg. © WP | Herrmann, Ralf

„Das Big Mountain ist davon nicht betroffen. Wir waren in der Wallachei ausgebucht und versuchen jetzt Hochzeiten und Feierlichkeiten hier hoch umzubuchen“, beschreibt Stielicke das Geschäft.

Doch wie geht es jetzt in der Wallachei weiter? Die Antwort darauf ist nicht einfach. Noch läuft der Pachtvertrag. „Für den September ist bezahlt“, sagt Weber. Allerdings warte er noch auf seine monatliche Umsatzbeteiligung – auch für das Jahr 2021. An einer dauerhafte Schließung der Wallachei glaubt Weber nicht. „Das Lokal läuft doch. Und ich habe Hilfe bei der Suche nach einem neuen Pächter“, berichtet er. Den Gesprächsfaden zu seinem bisherigen Geschäftspartner will Weber aber auch nicht abreißen lassen. „Ich bin zu Gesprächen bereit, um alles verbindlich zu klären.“

Auf Gesprächsangebote einerseits und die Forderung, die für die Umsatzbeteiligung notwendige Betriebswirtschaftliche Auswertung bereitzustellen, habe man in Winterberg bislang nicht reagiert. „Ich werde mir einen Anwalt nehmen müssen“, sagt Verpächter Marco Weber. Damit gehen nun beide mit einem Rechtsbeistand in die nächste Gesprächsrunde.