Wittgenstein. QR-Code statt rosa Zettelchen? Das E-Rezept wird schrittweise ausgerollt. Heimische Apotheker über Vor- und Nachteile für Kunden.

Es ist soweit: Nach mehrfachen Startversuchen soll nun ab dem heutigen Donnerstag, 1. September, die schrittweise Einführung des E-Rezeptes starten – zumindest in Westfalen-Lippe. In Schleswig-Holstein ist die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in Kiel kurz vorher ausgestiegen, „weil die Einführungsphase stagniere, bevor sie begonnen habe“, schreibt die Deutsche Presseagentur (dpa). In Westfalen-Lippe hingegen wartet man nun auf die ersten E-Rezepte. Und wie sind die Wittgensteiner Apotheker auf das Roll-Out vorbereitet? Die Redaktion hat einmal nachgefragt.

Das E-Rezept

Beim elektronischen Rezept bekommen gesetzlich Versicherte kein rosa Zettel mehr, sondern einen Code auf ihr Smartphone, mit dem sie das gewünschte Medikament von der Apotheke erhalten. Wer kein Smartphone oder die App besitzt, bekommt den Code ausgedruckt auf einem Zettel. Zudem sollen ab 2023 E-Rezepte außerdem mit der elektronischen Gesundheitskarte eingelöst werden können. Doch wie sehen die heimischen Apotheker die Entwicklung?

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Matthias Köhler, Inhaber der Bad Laaspher Stadt-Apotheke, sieht ihm E-Rezept sowohl Vor- als auch Nachteile. Ein Vorteil sei, „dass man das Rezept splitten kann und erst einmal nur ein Präparat abholt und die anderen später“. Das sei bislang nicht möglich gewesen. Gleichzeitig kann man mit dem E-Rezept vorab per Smartphone anfragen, ob die Wunsch-Apotheke das Medikament vorrätig hat. Und sich so etwa Zeit durch wegfallende Wege ersparen. „Bietet die Apotheke einen Lieferdienst an, kann das Rezept auch ohne Apotheken-Besuch über die App bestellt werden.“ Doch gerade hierbei sieht der Apotheker nicht nur einen Vorteil. „Die persönliche Beratung und die unterschiedliche Beurteilungen fallen so jedoch weg“, sagt er. Und gerade die Beratung sei heutzutage wichtig.

Mit der Zeit gehen

Das findet auch Dirk Eigner von der Apotheke am Schlosspark in Bad Berleburg. „Beratung ist ja keine Bevormundung, sondern etwas ganz Individuelles. Wir möchten das Bestmögliche für den Patienten.“ Klar müsse man mit der Zeit gehen, dennoch dürfe das Zwischenmenschliche nicht fehlen.

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Und noch etwas sehen die Apotheker derzeit noch kritisch: „Aktuell kann man ein Rezept noch handschriftlich abändern oder eine Notiz hinzufügen – das ist beim E-Rezept nicht möglich. Da kann ich nichts mit dem Kugelschreiber anmerken“, so Eigner. Noch haben beide Apotheker bislang kein einziges E-Rezept gesehen, warten aber mit Spannung auf den Moment, wenn es los geht. „Es gab bereits mehrere Starttermine – die meisten Apotheken sind bereits seit über einem Jahr auf das E-Rezept vorbereitet“, so Matthias Köhler.

Die Vorbereitungen

Im Vorfeld mussten in manchen Apotheken die Scanner ausgetauscht werden, um die technische Voraussetzungen zu schaffen. Personal wurde geschult, Heilberufsausweise beantragt – denn ohne die können die Apotheker nicht mit den Krankenkassen abrechnen. „Es ist vieles, was im Hintergrund vorbereitet werden musste“, so der Bad Laaspher Apotheker. Dinge, die unter anderem sehr kostspielig waren und weiterhin sind – immerhin müssen die Gerätschaften nach einer bestimmten Laufzeit ausgetauscht werden.

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„Die stehen bereits seit über einem Jahr hier – ohne dass sie überhaupt genutzt wurden.“ Und auch eine Mitarbeiterin von Wohlerts Arkaden-Apotheke in Erndtebrück bestätigt, dass die Vorbereitungen nicht gerade günstig waren – auch hier sei man für den Start des E-Rezeptes vorbereitet. „Ob am Ende auch wirklich alles klappt, wird sich erst zeigen, wenn es soweit ist“, sind sich alle drei einig.

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Angst aber brauche man als Patient vor dem Schritt in Richtung E-Rezept nicht haben. „Es wird auch weiterhin erst einmal noch das normal Rezept auf Papier geben“, so Dirk Eigner. „Und vieles gibt es gar nicht per E-Rezept – unter anderem Betäubungsmittel.“ Das bestätigt auch Matthias Köhler. „Es wird ein Prozess sein – in dem es nicht nur die eine Form, sondern beide Varianten erst einmal geben wird.“