Bad Berleburg. Bad Berleburg will einen „spürbaren Energiewechsel vollziehen“. Dafür hat die Verwaltung 17 Maßnahmen aufgelistet.
Die Stadt der Dörfer steht vor einer großen Herausforderung. Zwei Jahre ist es her, dass Bad Berleburg als nachhaltigsten Kleinstadt Deutschlands ausgezeichnet wurde. Zu der von Klimaschutz geprägten Nachhaltigkeit wird jetzt ein von der Versorgungskrise getriebenes Energiesparen kommen.
Kosten sparen – Klima schützen
Nicht erst vor dem Hintergrund der aktuellen Situation arbeite die Stadt Bad Berleburg an wirkungsvollen Energiemaßnahmen. Durch den „EU-Notfallplan Gas“ sei nun der nächste Schritt erforderlich: „Wir wollen einen spürbaren Energiewechsel vollziehen. Kommunen kommt eine Vorbildfunktion zu, die wir auch weiterhin erfüllen wollen“, erklärt Bürgermeister Bernd Fuhrmann. Die Stadt will das nationale Ziel der freiwilligen Reduzierung des Gasverbrauchs um 15 Prozent aktiv unterstützen.
Primär geht es dabei darum, Energie einzusparen und Energieversorgung auf kommunaler Ebene langfristig sicherzustellen. Zugleich lassen sich damit aber auch – gerade mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten – Einspareffekte für den kommunalen Haushalt erzielen. Diese sind bereits jetzt signifikant.
„Die derzeitigen Hochrechnungen für das Jahr 2023 kommen zu dem Ergebnis, dass mit deutlichen Kostensteigerungen zu rechnen ist – die konkreten Maßnahmen zum kommunalen Energiewechsel sind dabei bereits berücksichtigt“, erklärte Gerd Schneider. Der Kämmerer der Stadt Bad Berleburg hob hervor, dass die genaue Höhe aufgrund der dynamischen Energiepreisentwicklung nicht absehbar ist. Nach derzeitigem Stand geht er davon aus, dass die Kosten für den Energiebezug für den Gebäudebetrieb um rund 590.000 Euro auf bis zu 1,64 Millionen Euro steigen könnten.
„Wir haben bereits in den vergangenen Jahren erhebliche Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs umgesetzt, wie insbesondere der bis 2020 zurückgehende Kostensatz im Bereich Strom verdeutlicht“, betonte Manuel Spies.
Der Abteilungsleiter Immobilienmanagement hob zugleich noch einmal hervor, dass der nun vorgelegte Energiesparplan der Stadt Bad Berleburg, den der Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag, 8. September, diskutieren soll, nur ein weiterer Schritt im Kampf gegen den Klimawandel und für den Energiewechsel ist: „Wir werden unseren Verbrauch und unser Handeln auch weiterhin immer wieder überprüfen und auf Grundlage neuer Erkenntnisse auch weitere Maßnahmen umsetzen.“
Die Verwaltung will mit guten Beispiel vorangehen, dass macht eine Pressemitteilung unter dem Titel „Spürbaren Energiewechsel vollziehen“ am Dienstag deutlich: Insgesamt 17 Maßnahmen hat die Stadt Bad Berleburg für den Energiewechsel entwickelt. Zehn davon sollen kurzfristig umgesetzt werden, vier weitere mittelfristig und drei langfristig. Auf diese Weise will die Stadt der Dörfer weiterhin und dauerhaft ihrer kommunalen Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel nachkommen, heißt es.
Die Maßnahmen im Überblick:
• Kurzfristige Maßnahmen: In allen Büroräumen von Verwaltung und Feuerwehr soll die Raumtemperatur auf den zulässigen Mindestwert von 20 Grad Celsius abgesenkt werden. In allen Räumen, die nicht dem permanenten Aufenthalt dienen, ist eine Senkung auf 17 Grad Celsius vorgesehen. Zudem ist ein weitgehender Verzicht auf Warmwasser vorgesehen. Dies gilt auch für das Bürgerhaus am Markt sowie Dorfgemeinschaftshäuser. In Verwaltungs- und Feuerwehrgebäuden ist eine Reduzierung der Beleuchtung und ein Verbot des Einsatzes von Klimageräten und Heizlüftern vorgesehen. An „Brückentagen“ ist eine Schließung der Gebäude vorgesehen. In Schulgebäuden und -turnhallen ist eine Senkung der Raumtemperatur auf den zulässigen Mindestwert geplant – speziell in Verwaltungsbereichen sowie in Unterrichtsräumen.
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In Sporthallen, Turnhallen, Umkleiden und allen Räumen, die nicht dem permanenten Aufenthalt dienen, soll die Temperatur auf 17 Grad Celsius gesenkt werden – dies gilt überdies auch für alle Räume von (Vereins-)Sportanlagen. Dort wie auch in Schulgebäuden ist der weitgehende Warmwasserverzicht inklusive Duschen vorgesehen. Das Nachmittagsangebot in Schulen soll räumlich gebündelt werden. Die Wassertemperatur im Rothaarbad soll um bis zu fünf Grad Celsius gesenkt werden – mit Ausnahme der Kleinkinderbereiche. Vorgesehen ist eine vorzeitige Schließung des Freibades und eine zweiwöchige Schließzeit im Dezember. Zudem will die Stadt eine Aufbereitungsanlage zur ressourcen-schonenden Rückgewinnung von Beckenwasser wieder in Betrieb nehmen. In allen Gebäuden der Stadt Bad Berleburg soll das Heizverhalten optimiert werden. Nutzende sollen durch entsprechende Informationen und Schulungen dafür sensibilisiert werden. Die jährliche Wartung aller Heizungsanlagen und raumluftechnischen Anlagen soll optimiert werden, um den Energieverbrauch zu senken. Insgesamt soll das städtische Energiemanagement ausgeweitet werden.
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• Mittelfristige Maßnahmen: Noch bestehende Ölheizungen sollen auf Pelletheizungen umgerüstet werden, um den nachhaltigen und regionalen Energieeinsatz auszuweiten. Die Umrüstung auf intelligente LED-Beleuchtung in allen Bereichen soll fortgeführt werden. Die Umsetzung des beschlossenen Ausbauprogramms zur Errichtung von Photovoltaik-Anlagen ist bis Ende 2023 vorgesehen. Zudem sollen Außentüren im Bereich des Schulzentrums energetisch aufgewertet werden.
• Langfristige Maßnahmen: Die Energieeffizienz von Gebäuden soll verbessert werden. Dazu ist eine Dämmung von Fassaden, Fenstern, Dächern und Geschossdecken vorgesehen. Bei Neubauten und großen Gebäudesanierungen sollen möglichst nachhaltige Heiztechniken zum Einsatz kommen, beispielsweise Wärmepumpen. Außerdem ist die Fortschreibung des Programms zum Ausbau von weiteren Photovoltaik-Anlagen zur Energieerzeugung ab 2024 vorgesehen.