Bad Laasphe. Viele trauen sich aus Scham nicht, zur Tafel zu gehen. Warum das falsch ist – und welche Personengruppen immer häufig zu den Kunden gehören.
„Armut gibt es auch bei uns“ – zu diesem Thema haben die Mitglieder der Bad Laaspher Tafel-Ausgabestelle, die organisatorisch zur Tafel Biedenkopf gehört, eine Menge zu sagen. Seit mehr als 14 Jahren packen sie wöchentlich Kisten mit Lebensmitteln, die zuvor bei den Supermärkten und Bäckereien der Region eingesammelt wurden und verteilen sie an Bedürftige. Über 70 Kisten für 230 Personen sind es aktuell in Bad Laasphe, etwa 830 Menschen werden insgesamt über die Tafel Biedenkopf in fünf Ausgabestellen versorgt.
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Drei Mitglieder der Bad Laaspher Grünen besuchten jetzt die Tafel in Bad Laasphe, Hirtsgrunder Weg 8, und informierten sich über deren Arbeit. Deutlich spürbar sind das Engagement und die Freude, mit der die ehrenamtlich Tätigen über ihre Arbeit sprechen. „Es macht einfach Spaß zu erleben, wie man direkt, ohne Umwege Menschen helfen kann“, beschreibt Elke Buschhaus-Burholt, die mittlerweile dienstälteste Tafel-Mitarbeiterin vor Ort, ihre Erfahrungen. „Viele Kunden zeigen sich sehr dankbar und sind bereit, wenn nötig mit anzupacken und zu helfen.“
Verschwendung von Lebensmitteln entgegenwirken
Das ursprüngliche Ziel der Tafel sei, der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken, betont der Vorsitzende der Tafel Biedenkopf, Helmut Kretz. Überschüssige Nahrungsmittel würden an Menschen, die am Existenzminimum lebten, weitergegeben und entgingen so der Vernichtung. Es finde also durch Umverteilung ein Ausgleich zwischen Überfluss und Bedürftigkeit statt.
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Im Verlauf des Gespräches entstand zwischen den Teilnehmenden eine rege Diskussion über Armut in Deutschland, deren Ursachen und wie Politik und Bürgerschaft gegensteuern können, um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern. Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation eine Fragestellung von hoher Dringlichkeit.
Auch Kinder in besonderem Maße betroffen
Durch die steigenden Lebenshaltungskosten wird sich absehbar schon in wenigen Monaten die Anzahl der armen Menschen vergrößern. Besonders von Armut bedroht sind erwerbslose Menschen, Alleinerziehende, Migranten und ältere Menschen. Die zuletzt genannte Personengruppe nutze die Tafel vergleichsweise wenig, gibt der ehrenamtliche Mitarbeiter Dieter Kasper zu bedenken. Zu groß sei insbesondere bei uns im ländlichen Raum die Scham darüber, wenn nach außen hin sichtbar werde, dass das Geld nicht reiche.
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Auch Kinder sind in besonderem Maße betroffen. Nach einer Umfrage von Tafel Deutschland liegt der Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen, die auf die Unterstützung der Tafeln angewiesen sind, bei etwa 30 Prozent.
Tafeln auf Spenden angewiesen
Einig waren sich die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen und der Tafel, dass es ein ganzes Bündel an Maßnahmen auf unterschiedlichsten Ebenen braucht, um gegenzusteuern. Die Tafeln alleine werden diese Aufgabe nicht stemmen können, zumal sie immer nur ergänzend helfen können und keinen Versorgungsauftrag haben. Politik und Gesellschaft sind hier gleichermaßen gefragt. Denn Armut kann jeden treffen.
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Wichtig zu wissen: Die Tafeln in Deutschland sind auf Spenden angewiesen. Durch Einzelspenden, eine Mitgliedschaft im Verein oder durch Mitarbeit kann diese wertvolle Arbeit unterstützt werden.