Bad Laasphe. Der Betrieb möchte in der Produktion nicht länger nur von einem Energieträger abhängig sein. Warum der Firmenchef kurzfristig Erdöl im Blick hat.
Die Privatbrauerei Bosch in Bad Laasphe möchte in der laufenden Produktion nicht länger vom Erdgas als einzigem Energieträger abhängig sein, wenn Russlands Präsident Putin den Hahn für die Erdgas-Pipeline nach Deutschland demnächst womöglich komplett zudreht. Deshalb werde schon in Kürze die notwendige Erzeugung von Dampf für den Brauprozess von reinem Gas auf Gas und alternativ Heizöl umgestellt, so Braumeister und Geschäftsführer Hans-Christian Bosch im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Umrüstung solle bis Ende Oktober umgesetzt sein.
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„Wir brauchen ja Temperatur zum Herstellen von Bier“, erklärt Bosch. „Wir beheizen alle Etappen des Brauens mit Dampf.“ Und der wiederum werde bislang mit Hilfe eines erdgasbetriebenen Heizkessels erzeugt. Überhaupt haben Brauereien einen hohen Energiebedarf, insbesondere bei den Koch-Prozessen.
Keine Dauerlösung
Bosch geht im Moment davon aus, dass „Öl im Notfall leichter zu beschaffen ist als Gas“. Er ist sich aber auch im Klaren darüber, dass sein Unternehmen mit dieser Lösung nicht vollkommen autark werden wird gegenüber russischen Gas-Lieferungen. „Wir würden halt ein paar Wochen gewinnen“, sagt Bosch.
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Weitere Preiserhöhung nicht in Sicht
„In absehbarer Zeit wird das Bier von Bosch erst mal nicht teurer“, beruhigt Brauerei-Chef Hans-Christian Bosch. Denn bereits am 1. April sei der Verkaufspreis erhöht worden. Für einen Kasten mit 20 Flaschen 0,5 Liter Boschbier müssen Kunden nun einen Euro mehr bezahlen. Dabei handle es sich um eine planmäßige Erhöhung im Zuge einer Preisanpassung, so Bosch.
Eigentlich war diese schon für 2019 geplant, aber dann kam die Pandemie – und die regionale Brauerei habe sich damals gegen eine Preiserhöhung entschieden. „Das wäre in der ohnehin ungewissen Zeit zusätzlich schwierig für die Verbraucher und vor allem für die Wirte gewesen.“ Anfang April dann hat Bosch – wie die meisten Brauereien – die Preise für seine Produkte angepasst.
Im Übrigen wäre die wahlweise Nutzung von Erdgas oder Erdöl „keine Dauerlösung“. Denn auch bei den Zulieferern sei Gas oft die zentrale Energiequelle. Glashütten zum Beispiel, in denen die Bierflaschen hergestellt werden, „arbeiten ausschließlich mit Gas“, weiß Hans-Christian Bosch. Die Mälzereien, in denen das Braugetreide Malz entsteht, übrigens auch. Sie alle könnten technisch gar nicht umrüsten in der Kürze der Zeit. Vielmehr werde das ein Projekt sein, das mindestens drei Jahre dauere.
Für seine Brauerei kann sich Bosch gut eine Erweiterung der Energieträger-Auswahl auf Holzhackschnitzel vorstellen. Aber auch das wäre nicht in einem Zeitraum unter drei Jahren zu schaffen, schätzt er. „Also nichts, was uns in diesen turbulenten Zeiten auch nur annähernd helfen würde“, bedauert Bosch mit Blick auf die aktuelle Lage – „höchstens mittelfristig.“ Aber „wir wissen ja nicht, was in einem halben Jahr ist“. Und Holz sei ja mittlerweile auch knapp – da brauche man sich nur die zahlreichen gerodeten Waldflächen in Wittgenstein anzusehen.
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Leben von Woche zu Woche
Sind durch die derzeitige Krise womöglich auch Arbeitsplätze bei Bosch in Gefahr? „Aktuell ist alles gut“, sagt der Geschäftsführer. Schließlich gebe es für die Produkte der Brauerei „eine starke Nachfrage im Moment“. An der Produktion hängen 25 Arbeitsplätze mit Familien, das sei eine hohe Verantwortung, betont Bosch.
Wenn allerdings in Deutschland die komplette Wirtschaft zusammenbreche, „weil Gas fehlt, weil keine Energie da ist“, dann fürchtet Bosch allgemein steigende Arbeitslosen-Zahlen. „Da geht es uns nicht anders als den Großen der Wirtschaft.“ Die Zukunft sei aber derzeit „nicht wirklich planbar“, so Hans-Christian Bosch. „Wir leben von Woche zu Woche – und hoffen, dass wir noch Energie haben.“
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