Dachsloch. Ramona Tänzler züchtet Mischlinge auf ihrem Hof bei Diedenshausen. Aber auch sonst geht’s bei der gelernten Bürokauffrau echt tierisch zu.

Wenn Ramona Tänzler ihre Hunde rauslässt, ist kein Halten mehr. Ein halbes Dutzend von ihnen stürmt aus dem Haus in die Natur. Es sind Tiere aus der Zucht der gelernten Bürokauffrau, schon ausgewachsene und noch kleine, süße Welpen. Und hier, im abgelegenen Dachsloch, können sie sich so richtig austoben, ohne groß jemanden zu stören. Ganz konkret züchtet Tänzler Vizsladore – die Kreuzung eines Magyar Vizsla (ungarischer Vorstehhund) mit einem Labrador Retriever.

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In Kanada, Amerika und England zählt der Vizslador bereits zu den bekanntesten und beliebtesten Rassen. Und auch in Europa lägen die robusten Mischlingshunde bei den Haltern hoch im Kurs, so die Züchterin mit Blick auf ihre durchaus internationale Kundschaft.

„Wohlfühlhof“ für „vergessene“ Tiere

Markantes Tier auf dem „Wohlfühlhof“: Ziege „Schlumpi“.
Markantes Tier auf dem „Wohlfühlhof“: Ziege „Schlumpi“. © Eberhard Demtröder

eit 2019 lebt Ramona Tänzler mit ihrem Mann Carsten auf dem Hof im Dachsloch. Beide stammen aus der Nähe von Wetzlar in Hessen. „Fünf Jahre haben wir einen Hof für unsere Hundezucht gesucht“, erzählt die Züchterin mit Erlaubnis nach § 11 Tierschutzgesetz für das Gewerbe. Und hier sei dann „alles explodiert“ mit ihrer Liebe zu Tieren, so Tänzler. Schließlich betreut sie noch einen „Wohlfühlhof“ für „vergessene“ Nutztiere von der Gans bis zum Pferd und hat zuletzt noch eine Voliere für zehn Papageien hinterm Haus eingerichtet. Die Vorbesitzer hätten die Vögel nicht mehr halten können, berichtet sie.

Das Verhältnis zu den Nachbarn im Dachsloch sei im Übrigen „entspannt“, berichtet Tänzler. Man sei füreinander da, helfe sich bei Problemen aus. Die vielen Tiere jedenfalls seien kein Problem.

Viel Kleinvieh – und fünf Hochland-Rinder

„Um 4, 5 Uhr“ steht Ramona Tänzler morgens auf, macht ihren Rundgang und füttert die Tiere – darunter neben den Hunden zwölf Ziegen, fünf Schweine, vier Pferde und einen Stall voll Enten, Gänsen und Hühnern. Außerdem grasen fünf Hochland-Rinder auf rund zehn Hektar gepachtetem Weideland.

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Tänzler sieht den Vizslador im Grunde als „Familienhund“. Zum Jagdhund werde er erst, wenn man ihn dazu erziehe. Oder zum Therapiehund, zum Blindenhund, zum Man Trailer, also zum Personenspürhund.

Hessische Veterinäre überwachen

Die Züchterin mit ihren Tieren im Wald. Manchmal sind sie Hunde in ihrer Zuneigung etwas stürmisch.
Die Züchterin mit ihren Tieren im Wald. Manchmal sind sie Hunde in ihrer Zuneigung etwas stürmisch. © Eberhard Demtröder

Über den Preis für so ein Tier spricht Tänzler nicht. Nur soviel: „Wir vermitteln Welpen immer zu den Menschen, die zum Hund passen.“ Im Rudel ihrer Zucht kennt Tänzler jedes einzelne Tier und ihr Temperament genau.

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Auf Tänzlers Zucht hat das zuständige hessische Veterinäramt ein Auge und überwacht sie. Dazu muss man wissen: Das Dachsloch mit seinen beiden Gehöften, einem Wochenendhaus und einer Ferienwohnung bekommt zwar Post vom Bad Berleburger Briefträger, liegt aber auf hessischem Gebiet, genauer in der Gemeinde Bromskirchen.

Bloß nicht zu viel Aufmerksamkeit

Stichwort Hundehaltung: „Das Tier wird vom Umfeld geprägt“, sagt Tänzler. Und wenn der Halter einen ängstlichen Hund habe, sollte er den Grund dafür bei sich suchen: „Oft liegt’s am Menschen.“ Grundsätzlich brauchten Hunde eher Ruhe, nicht zu viel Aufmerksamkeit. Das zeige sich auch beim ganz natürlichen Miteinander im Rudel.

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Der erste Wurf ihrer Zucht, damals noch in Aßlar, liege nun schon zehn Jahre zurück, erinnert sich Tänzler. „Das war ein Unfall“, grinst sie. Bei ihr hätten sich die beiden Ursprungsrassen zufällig gepaart – und dann seien zwölf kleine Vizsladore in vier verschiedenen Farben herausgekommen. Oft entdeckten gerade Paare diese neue Mischlingsart für sich, die sich zwischen Vorstehhund und Labrador nicht entscheiden könnten.

Jause statt „Waldcafé“

Ganz nebenbei betreibt Hundezüchterin Ramona Tänzler am Hof die „Jause Dachsloch“, der vergangenen Karfreitag erst eröffnete. „Und das wird sehr gut angenommen“, freut sich die Betreiberin – nicht zuletzt als kleiner Ersatz für das frühere „Waldcafé“ nebenan, das bereits 2016 zugemacht hat und nun Privatleuten als Wochenendhaus diene.

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Da kämen dann „eher Leute aus der Gegend“, aber eben auch die Rentner aus Frankenberg mit dem E-Bike auf ein Stück Kuchen. Auch ein kleiner Hofladen ist im Aufbau, in dem man Zubehör rund um den Hund aus Tänzlers Online-Shop bekommt.

Hobby-Koch Carsten wirbelt in der Küche

Gäste aus Holland in der Jause Dachsloch. Ramona Tänzler serviert erfrischende Getränke.
Gäste aus Holland in der Jause Dachsloch. Ramona Tänzler serviert erfrischende Getränke. © Eberhard Demtröder

Heute sind es zwei Schwestern aus der holländischen Provinz Brabant, die in der Jause Station machen. Sie haben für eine Woche das Ferienhaus im Dachsloch gemietet und unternehmen von dort aus Wanderungen in der Natur. „Gestern waren wir 13 Kilometer bis Bromskirchen unterwegs“, erzählen die beiden Frauen, „heute aber nur so eine Stunde hier ums Dachsloch herum“.

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Unterstützung bekommt Ramona Tänzler von ihrem Mann Carsten, der in der neuen Gastro-Küche an Pfannen und Kochtöpfen wirbelt. Im Hauptberuf bereitet er Fahrzeuge auf. Gerade serviert der Hobby-Koch den Gästen aus Holland zwei leckere, frische Pfannkuchen.

Ab sofort gibt’s Motto-Tage

Auf der Speisekarte stehe „rustikale Küche“, so Carsten Tänzler – vom klassischen Krüstchen mit Gurken-Karotte-Salat bis zum „Dachsloch-Burger“. Unter der Woche soll es Motto-Tage geben.

Getränke gibt’s in der Jause täglich von 10 bis 19 Uhr, Speisen immer freitags bis sonntags und nach Vorbestellung. Wochentags Motto-Tage. Speisekarte im Netz: www.soul-of-nature.de/jause-dachsloch/

Mehr Informationen zum Hof im Internet: www.soul-of-nature.de