Bad Laasphe. Die international bekannte Band Belvedere kommt nach Bad Laasphe. Warum sie mehr als nur ein Headliner-Ersatz sind.

Für ein paar Tage waren die Sorgen groß hinter den Kulissen des Rockpalast Laasphe. Grund dafür war ein Zerwürfnis mit der Münchener Band „Marathonmann“, die als Hauptact fest eingeplant war. Auf den sozialen Plattformen gaben die Verantwortlichen des Rockpalasts diesbezüglich „produktionstechnische Gründe“ an. Besonders nach den coronabedingten Konzert-Ausfällen touren viele Bands derzeit wie Uhrwerke. Der spontane Austausch eines Headliners ist daher aus Sicht eines Veranstalters nahezu unmöglich. Doch wenn Punkrock eines ganz besonders gut kann, dann sind es Vernetzung und gegenseitige Hilfe.

Band ist international bekannt

Peter Achatzi, mitverantwortlich für die Bands des Balarock-Festivals, schildert begeistert die Unterstützung der anderen Bands. Vor allem „Heathcliff“ ließen ihre Kontakte spielen und übernahmen die Vermittler-Rolle. „So wurden über Umwege Bands angefragt, die sich dann bei mir meldeten. Daran hat man wunderbar gemerkt, wie familiär diese Szene ist. Es wird sich geholfen, wo es nur geht.“ Auch in puncto Gagen habe sich in den Planungen nie eine geschäftliche, sondern vielmehr freundschaftliche Atmosphäre eingestellt. Hinzu kam laut Achatzi, dass die Bands mit einem Festival, das noch in den Kinderschuhen steckt, an mancher Stelle nachsichtig waren und dabei ein feines Gespür bewiesen. „Manche sagten zu uns, dass sie notfalls auch umsonst spielen würden, falls die Resonanz ausbliebe. Wichtig sei nur, dass alle Spaß haben. Sowas habe ich in den ganzen Jahren Rockplast nicht erlebt. Da hatte man so häufig Bands, die völlig utopische Gagen verlangten.“

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So stand in nur wenigen Tagen ein neues Zugpferd in den Startlöchern des Balarock-Festivals: Belvedere. Schon die Reaktionen im Internet machen deutlich, dass von einem Ersatz-Act keine Rede sein kann. Das ist bei einer Band wie Belvedere, die über 1500 Shows in 35 Ländern im Gepäck hat, auch schlichtweg unmöglich. Von Bad Religion bis Ignite, von NOFX bis Pennywise: kaum eine legendäre Punkband teilte sich mit Belvedere noch nicht die Bühne.

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Achatzi konnte sein Glück kaum fassen: „Belvedere sind einfach nur ein Brett und eine international bekannte Größe im Punkrock. Es ist eine unfassbare Ehre, dass sie bei uns spielen wollen!“ Auch Kai Winterhoff, der sich um die Gesamtorganisation kümmert, musste sich erst einmal kneifen: „Belvedere sind absolute Punkrock-Veteranen. Wir haben einfach großes Glück, dass sie gerade jetzt ihre Europa-Tour starten und ausgerechnet an diesem Wochenende wegen eines Konzert-Ausfalls frei waren. Dass so ein Name auf der Erstausgabe unseres Festivals auftaucht, ist der Wahnsinn.“

Der aktualisierte Festival-Flyer mit dem neuen Headline.
Der aktualisierte Festival-Flyer mit dem neuen Headline. © Rockpalast Bad Laasphe e. V.

Benannt nach der 80er-Jahre-Sitcom „Mr. Belvedere“, wurden die vier Kanadier vor allem durch ihren schnellen und extrem sauberen Melodic-Punkrock bekannt, an den sich stellenweise metallastige Gitarrenriffs schmiegen. Abseits des Musikalischen verfügt die aus Calgary stammende Band über eine breite und innige Fangemeinde, was vor allem mit ihrer Nahbarkeit und Unkompliziertheit zu begründen ist. Denn ob Kellerkonzert oder großes Open-Air-Festival: Weil sich Belvedere seit jeher allen nur denkbaren Formaten offen gegenüber zeigt, wird die Band in der Punkrock-Szene als Gegenentwurf einer Hallo-und-Tschüss-Band von Fans ebenso gefeiert wie von Veranstaltern geschätzt.

Die weitere Planung

Ab 14 Uhr öffnet die Camping-Area, um 16 Uhr das Festival. Tickets gibt es für 12 Euro im digitalen Vorverkauf und für 14 Euro an der Abendkasse, die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei null, die Temperaturen bei über zwanzig Grad, für das leibliche Wohl sorgt u.a. ein Food-Truck.

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Nach 15 Jahren Rockpalast e.V. steht einem neuen Festival mit regionalen und internationalen Bands also nichts im Wege. Im Verein wirkt das Format nach dem Einstampfen des Altstadt-Festes und den vielen Veranstaltungs-Ausfällen durch Corona wie eine Hallo-Wach-Tablette. Für das kulturelle Angebot der Region, das sich ab den 2000er Jahren auch durch zahlreiche Punk-, Hardcore- und Metalbands Bands wie A Case of Grenada, Projekt Mutante und Since The Day auszeichnete, kann das „Balarock“ eine kleine musikalische Wiedergeburt bedeuten.

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In dieser Reihenfolge betreten die Bands ab 16:30 Uhr die Bühne:

Kapelle Waldkauz: Laaspher Kult-Trio, das sich als „schlechteste Band der Welt“ Gehör verschafft.

Fuchsbau: Drei Jungs aus Bonn, die Alternative und Hardcore mixen. Eine Prise Gesang bis Geschrei, aber kein Gegröle.

Gut und Günstig: Fünfköpfiger Elitepunk aus dem Siegerland mitsamt Saxophon Synthesizer.

Heathcliff: Quartett aus München, das 90er Skatepunk, Metal und Reggae mixt. „Stay Posi“ ging 2021 in der Skatepunk-Szene durch die Decke.

In the Meantime: Punk und Hardcore aus Köln. Die vierköpfige Band gründete sich 2020.

For Heads Down: Punk aus Siegen. Wer den Sound aus Tony Hawks Pro Skater 2 mochte, kommt hier auf seine Kosten.

Ignore The Sirens: Energiegeladener Metalcore aus NRW. Am Bass wartet der Feudinger Tarek Metwaly (ehemals Projekt Mutante).

Must Be Wrong: Melodischer Skatepunk aus der Schweiz. Das Trio trat bereits als Opener für Bands wie A Wilhelm Scream oder Moscow Death Brigade auf.

Belvedere: Melodischer Punkrock aus Kanada. Sechs Alben, über 1500 Shows in 35 Ländern. Status: Headliner.

Weitere Informationen gibt es auf der Facebookseite des Rockpalasts.