Aue. Im Wohngebiet „Am Kapplerstein“ sollen Fahrbahnen und Gehwege ausgebaut werden. Diese Sorgen haben die Anlieger – auch mit Blick auf die Kosten.

Die Straßen im Auer Wohngebiet „Am Kapplerstein“ haben es wirklich dringend nötig, doch: Wird das Land NRW auf Antrag der Stadt Bad Berleburg wirklich 100 Prozent der Straßenausbau-Kosten übernehmen, die man im Rathaus auf immerhin rund drei Millionen Euro beziffert? Womit rechnen die Anlieger? Ein Rundgang.

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Vor ein paar Jahren, als die Stadt den Ausbau schon einmal vorhatte, seien für die Anlieger große Beitragssummen im Gespräch gewesen – damals noch bei 80 Prozent Beteiligung an den Baukosten. Das sagt einer der Anwohner, der „mittendrin“ wohnt. Allein für sein Grundstück seien es rund 8000 Euro gewesen. Allerdings hätten sich viele Grundstückseigentümer am Kapplerstein damals nicht an dem Vorhaben beteiligen wollen.

Rentner Bernd Hentschel zeigt es mit dem Zollstock: Die Schlaglöcher in den Straßen am Kappler­stein können tief sein.
Rentner Bernd Hentschel zeigt es mit dem Zollstock: Die Schlaglöcher in den Straßen am Kappler­stein können tief sein. © Eberhard Demtröder

Schon in den 60er Jahren gebaut

Also werden die Fahrbahnen und Bürgersteige im Wohngebiet weiterhin nur notdürftig geflickt, die Schlaglöcher mitunter deutlich tiefer. „Ich habe mir schon zweimal die Federung meines Autos kaputtgefahren“, schimpft der Anwohner. Er hofft, dass mit den Straßen nun endlich etwas passiert.

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Bernd Hentschel wohnt schon seit über 60 Jahren am Kappler­stein. Er war noch ein Kind, als die Straßen für das Wohngebiet Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts gebaut wurden. „Und seitdem hat sich in den Straßen auch nichts mehr getan“, so der 66-jährige Rentner. Voriges Jahr zum Beispiel seien lediglich ein paar der Asphalt-Flicken ausgebessert worden. Das sei aber auch nur geschehen, so Hentschel, weil er und eine Nachbarin sich dafür im Rathaus eingesetzt hätten. Und Bernd Hentschel tut noch mehr. So schwingt er sich gelegentlich auf seinen Aufsitzmäher und befreit die Ränder der Bürgersteige rund um sein Haus von wucherndem Unkraut. „Kehrmaschinen gibt’s ja hier nicht, nur in der Kernstadt“, bedauert der Rentner.

MIt dem Rollator über geflickten Asphalt

Im Grunde sei ein Ausbau ja schon vor 40 Jahren einmal geplant gewesen, erinnert sich Hentschel. Und zuletzt vor zwei, drei Jahren – doch da hätten die Anwohner nicht mitgespielt, auch wegen der Kosten. Inzwischen sei der Ausbau aber wirklich dringend, auch weil der Kapp­lerstein zu etwa 80 Prozent aus älteren Leuten bestehe: „Da fahren Sie mal mit dem Rollator über den geflickten Asphalt…“ Dass es besser wird, möchte Bernd Hentschel erst glauben, wenn er es sieht, dass tatsächlich die Bagger anrollen, die Baufirmen loslegen. Und dass es die Anlieger am Ende tatsächlich nichts kosten soll, „glaube ich ehrlich gesagt gar nicht“.

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Start der Bauarbeiten schon dieses Jahr?

Die Stadt Bad Berleburg beginnt womöglich schon im laufenden Jahr damit, die Straßen durch das gesamte Wohngebiet „Am Kapplerstein“ in Aue auszubauen. Das geht jedenfalls aus einem vorliegenden Straßen- und Wegekonzept hervor, das die Stadtverordneten-Versammlung im Mai beschlossen hat.

Zur Finanzierung möchte die Stadt Fördermittel des Landes NRW nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) beantragen, damit die Anlieger bei den Ausbaukosten vollkommen entlastet werden.

Würde dem Antrag der Stadt entsprochen, sollen 80 Prozent der Gesamt-Baukosten über Landesförderung gedeckt werden.

„Wir möchten nicht, dass wir zahlen müssen“, sagt ein paar Häuser weiter Anwohnerin Luise Krause. Schließlich seien es nicht nur die Anwohner selbst, die auf den Straßen am Kapplerstein unterwegs seien – sondern eben auch Lkw oder Traktoren. Hier seien allgemeine Steuergelder gefragt.

Anlieger warten schon lange

Dass der Ausbau unterm Strich rund drei Millionen Euro kosten soll, kann sich Krause gut vorstellen – „wenn man das wirklich ordentlich machen will“. Und 100 Prozent Entlastung von der Beitragspflicht durch das Land NRW müsse das Ziel sein. Als es vor Jahren schon einmal an den Ausbau gegangen sei, so Krause, seien für ihr großes Grundstück noch rund 80.000 D-Mark als Beitrag ausgerechnet worden – also etwa 41.000 Euro. Aber die seien ja nicht zum Tragen gekommen. Stattdessen sei kurz vor der letzten Kommunalwahl 2020 ein Stück der Straße vom Auer Bahnhof hinauf ins Wohngebiet fleißig weiter geflickt worden.

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Auch der Anlieger eine Querstraße tiefer schüttelt angesichts der Buckelpisten vor seiner Haustür nur den Kopf. „Das sieht verheerend aus“, findet er. „Und wie lange warten wir schon? Es tut sich einfach nichts.“ Mit einer 100-Prozent-Förderung des Landes wäre der Anwohner beim Straßenausbau dabei. 1982 habe er angefangen, sein Haus am Kapplerstein zu bauen. Und seine Eltern ein Haus tiefer hätten ihn damals schon gewarnt: Die Straße sei bereits seit ihrem Bau mit Anlieger-Beiträgen bezahlt, aber eben noch nicht ihre Sanierung.

Fahrbahn und Bürgersteige „asbachuralt“

Andy Nikutta ist gerade erst mit seiner jungen Familie in eines der Reihenhäuser am Kapplerstein eingezogen. Er findet es okay, würde die Straße jetzt gemacht – erst recht ohne Anlieger-Beiträge. Weil sein Vater damals am Straßenbau beteiligt war, weiß Nikutta, dass Fahrbahnen und Bürgersteige vor allem dies sind: „asbachuralt“.