Bad Berleburg. Die Stadt möchte gerne „Fairtrade Town“ werden. Was das fürs Einkaufen und Ausgehen bedeutet – aber auch für die Finanzierung von Projekten.

Fairer Handel – wo wird er im Bad Berleburger Stadtgebiet eigentlich betrieben? Schließlich möchte die Stadt schon bald „Fairtrade Town“ werden. Noch in diesem Jahr soll die Bewerbung an Fairtrade Deutschland raus. Und wie weit ist die Stadt Bad Berleburg eigentlich auf der Suche nach nötigen Kooperationspartnern?

„Auf dem Weg zur Fairtrade-Town befinden wir uns aktuell mit Einzelhändlern aus verschiedenen Bereichen, zum Beispiel Lebensmittel-, Sport- und Blumen-Geschäften in Gesprächen, ebenso mit mehreren Gastronomie-Betrieben“, so Colette Siebert, im Bad Berleburger Rathaus Leiterin der Stabsabteilung Regionalentwicklung. Doch derzeit könne noch nicht gesagt werden, welche Einzelhändler und Gastronomen mit welchen Produkt bei der gemeinsamen Bewerbung als Fairtrade-Town dabei seien.

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Darüber hinaus stehe die Stadt „in Kontakt mit verschiedenen öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kitas, Vereinen und Kirchengemeinden, um diese für eine Teilnahme zu gewinnen“, so Siebert weiter. Für Schulen und Kitas habe bereits ein Workshop zum Thema „Faire Beschaffung“ stattgefunden. Und in der Vereinslandschaft? Hier kooperiere die Stadt schon jetzt mit dem Jugendförderverein als Dachverein von über 160 Vereinen und sei darüber hinaus mit anderen Vereinsverbünden im Austausch, „um möglichst breit über die Fairtrade-Town-Kampagne zu informieren“. Auch hier gilt laut Siebert: „Wer im Einzelnen mit welchen Aktionen bei der gemeinsamen Bewerbung dabei ist, wird sich bis zur finalen Bewerbung noch herausstellen.“

Möglichst viele Akteure

Sollte Bad Berleburg als Stadt den Titel „Fairtrade Town“ erhalten, gilt er für zunächst zwei Jahre – und kann dann erneuert werden. Doch darum gehe es der Stadt gar nicht vorrangig, erläutert Colette Siebert. Der Fokus liege „nicht alleinig auf Erhalt und Fortbestand der Zertifizierung als Fairtrade-Town. Vielmehr verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz im Sinne unserer Nachhaltigkeitsstrategie“. Im Klartext: Die Stadt wolle hier „möglichst viele Akteure der Stadtgesellschaft“ einbinden. Außerdem ziele man „nicht nur auf die Förderung von Produkten aus fairem Handel ab, sondern auch auf die Stärkung von regionalen Produkten und lokalen Direktvermarktern“. Auf diese Weise solle „global verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln in Bad Berleburg gelebt werden“.

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Sind mit der Teilnahme an der Fairtrade-Town-Kampagne eigentlich finanzielle oder materielle Förderungen für die Stadt verbunden? Oder neben dem Titel doch eher Kosten, die der Stadt entstehen? Die Teilnahme an der Kampagne sei Teil des Förderprojektes „Kommunale Entwicklungspolitik“, erklärt Siebert – und die angestrebte Zertifizierung als „Fairtrade Town“ kostenfrei. Habe die Stadt aber erst einmal den Titel, böten sich „unterschiedliche Fördermöglichkeiten für verschiedene Aktionen und Aktivitäten an“ – und das sei eine gute Grundlage, um sich an weiteren Wettbewerben und Förderprogrammen zu beteiligen.

Ehrenamtliche Initiativen fördern

So stelle Fairtrade Deutschland den Fairtrade-Towns „ganzjährig und besonders zu Kampagnen wie zur ,Fairen Woche‘ finanzielle Zuschüsse bis zu 100 Euro für Aktivitäten rund um fairen Handel bereit“.

Aber auch die Engagement Global gGmbH ermittle im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung „finanzielle Förderungen für Organisationen, Initiativen oder auch Jugendgruppen für Aktivitäten zu fairem Handel, Nachhaltigkeit und globaler Gerechtigkeit“, berichtet Colette Siebert. Dabei könnten beispielsweise kleinere Projekte für Aktionsgruppen und ehrenamtliche Initiativen mit bis zu 2000 Euro gefördert werden.

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Und alle zwei Jahre organisiere Engagement Global den Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“. Zum Mitmachen aufgerufen seien alle Städte und Gemeinden in Deutschland, „die durch Aktivitäten vor Ort den fairen Handel mit anderen Akteurinnen und Akteuren unterstützen“. Genau das könne sich bezahlt machen, so Siebert: „Die fünf Gewinner-Kommunen erhalten insgesamt 200.000 Euro. Zusätzlich gibt es je 10.000 Euro für die fünf besten Einzelprojekte.“

Bad Laasphe hat den Weltladen

Besucht man den Ökumenischen Weltladen in Bad Laasphe, wird man über die angebotenen Produkte gut informiert.
Besucht man den Ökumenischen Weltladen in Bad Laasphe, wird man über die angebotenen Produkte gut informiert. © Jens Gesper / Kirchenkreis Wittgenstein

Und wie sieht es mit dem Fairen Handel in Wittgensteins Nachbarstadt Bad Laasphe aus? „Die Thematik ,Fair Trade’ ist in Bad Laasphe seit vielen Jahren präsent“, sagt Stadt-Pressesprecherin Ann Kathrin Müsse – „vor allem durch den ehrenamtlich geführten Weltladen, der in der Lahnstadt einen Standort hat“. Dessen Mitglieder sensibilisierten die Bürgerinnen und Bürger für die Bedeutung und den Konsum fair gehandelter Produkte, informierten außerdem über dieses Thema.

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Und: „Die Stadt Bad Laasphe unterstützt dies, indem sie beispielsweise regelmäßig Geschenktüten mit fair gehandelten Produkten aus dem Weltladen bei Altersjubiläen verschenkt – sofern die Jubilare einen persönlichen Besuch des Bürgermeisters oder seiner Stellvertreter wünschen“, berichtet Müsse. „Darin enthalten sind fair gehandelte Produkte wie etwa Saft, Tee, Kekse, Schokolade und Honig oder Marmelade.“

Darüber hinausgehende Überlegungen, eine Zertifizierung als „Fairtrade Town“ anzustreben, seien in Bad Laasphe allerdings „bislang nicht angestellt“ worden, so Müsse.

Kommentar: Siegel allein reichen nicht

Redakteur Lars Peter Dickel
Redakteur Lars Peter Dickel © Ralf Rottmann

Nun also „Fairtrade Town“. Bad Berleburg setzt seinen Weg nach der Auszeichnung als „nachhaltigster Kleinstadt Deutschlands“ konsequent fort. Nur reichen Siegel allein nicht, um den Handel in einer Stadt fairer zu machen. Das haben die Menschen selbst in der Hand. Es ist ihre Entscheidung, ein faires Produkt zu kaufen oder eine Jeans, die nicht in Sklavenarbeit hergestellt wurde.

Wenn wir konsequenter und genauer hinschauen, was wir konsumieren, können wir etwas bewirken und für fairere Lebens- und Arbeitsbedingungen sorgen. Übrigens jetzt schon – und auch ganz ohne Siegel.

Lars-Peter Dickel