Banfe. „Wir verlieren den coolsten Pfarrer, den ich kenne.“ Peter Mayer-Ullmann ist im Ruhestand. Weggefährten erinnern sich an viele prägende Momente.

Weltpolitisch war 1986 das Jahr, in dem Michail Gorbatschow mit „Glasnost“ und „Perestroika“ erstmals mehr Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit und eine Umstrukturierung der Sowjetunion forderte und die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl Europa erschütterte. Im Kleinen war 1986 das Jahr, in dem Peter Mayer-Ullmann seinen Dienst im Banfetal antrat. Seit April 2022 ist er nun im Ruhestand.

Nach seinem Studium der evangelischen Theologie an der Universität Münster hatte der gebürtige Münchener zunächst sein zweieinhalbjähriges Vikariat in der Kirchengemeinde Erwitte absolviert, bevor er ab 1. Oktober 1986 als Pastor im Hilfsdienst in der Banfer Kirchengemeinde arbeitete. 15 Monate später wurde er am Jahresanfang 1988 deren Gemeindepfarrer. Ab September 2007 vergrößerte sich sein Einsatzgebiet, war auch Pfarrer der Fischelbacher Kirchengemeinde.

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Daneben engagierte er sich auf der Wittgensteiner Kirchenkreis-Ebene: zum einen in der Jugendarbeit, zum anderen im Finanzausschuss. In den frühen 2000er Jahren war er der Synodalbeauftragte für Jugendarbeit, 2002/3 einer der Leiter im Young-Ambassadors-Jugend-Austausch-Programm zwischen Wittgenstein den USA. Wegbegleiter erinnern sich an dieser Stelle an die Zusammenarbeit.

Jugendarbeit spielt wichtige Rolle

Als Erstes die 23-jährige Milena Schmidt: Die Banferin engagiert sich ehrenamtlich in der Kirchengemeinde. „Für Peter hat Kinder- und Jugendarbeit immer eine sehr wichtige Rolle gespielt. Gerne möchte ich mich im Namen der Kinder- und Jugendarbeit bei Peter für die vielen Jahre bedanken. Für das Vertrauen und die Freiheiten, die er uns geschenkt hat, für alles, was er uns gelehrt hat und für sein allzeit offenes Ohr. Seine lockere Art und das klare Wort zur rechten Zeit haben wir sehr an ihm geschätzt. Sein großes Herz und seine ruhige Art machen Peter zu einem tollen Menschen.“

Nach seinem Vikariat in Erwitte trat Peter Mayer-Ullmann zum 1. Oktober 1986 seinen Dienst in Banfe an, zunächst mal als Pastor im Hilfsdienst.
Nach seinem Vikariat in Erwitte trat Peter Mayer-Ullmann zum 1. Oktober 1986 seinen Dienst in Banfe an, zunächst mal als Pastor im Hilfsdienst. © Evangelischer Kirchenkreis Wittgenstein | Jens Gesper / Kirchenkreis Wittgenstein

Klaus Grübener ist heute Jugendreferent im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach, aber von 1998 bis 2003 arbeitete er in diesem Beruf im Banfetal: „Was ich an Peter immer bewundert habe war sein kreativer Pragmatismus: Der Aufbau mit den Diaprojektoren für den Vorstellungsgottesdienst ist zu kippelig? Dann spaxen wir das Regal halt an den Kirchenbänken fest. Die Garnituren-Bänke passen nicht in den Anhänger? Dann sägen wir halt zwei Zentimeter an jeder Seite ab.

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Immer getreu dem Motto: ‚Da machen wir uns mal keinen Stress…‘“ Von dem Ansatz spricht auch Alexandra Müller, die 1988 von Peter Mayer-Ullmann konfirmiert wurde und heute Presbyterin ist. Sie verbindet ihn mit dem Satz „Setz‘ dich erstmal“. „Ihn konnte nichts schocken, nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen. Für alles hatte er eine Lösung parat und war immer direkt und ehrlich.“ Abenteuerdorf-Geschäftsführerin Silke Grübener hat eine Konfi-Geschichte: „Wenn ich an Peter Mayer-Ullmann und seine Konfirmanden-Freizeiten denke, denke ich an viele gute Begegnungen und immer wieder überraschende Erlebnisse. Einmal fiel die Konfi-Freizeit zusammen mit dem Konfi-Fußball-Cup. Deshalb kamen einige Konfis erst spätabends nach, die dort noch mitgespielt hatten.

Das Foto zeigt 2008 das Banfer Presbyterium: Mit Erna Galler und Gundolf Hees erinnern sich in diesem Text zwei aus diesen Reihen an Peter Mayer-Ullmann.
Das Foto zeigt 2008 das Banfer Presbyterium: Mit Erna Galler und Gundolf Hees erinnern sich in diesem Text zwei aus diesen Reihen an Peter Mayer-Ullmann. © Evangelischer Kirchenkreis Wittgenstein | Jens Gesper / Kirchenkreis Wittgenstein

Für Peter Mayer-Ullmann war klar, dass für die Jugendlichen noch eine warme Mahlzeit notwendig wäre. Also wurde kurzerhand kurz vor der Freizeit nach einem Starkstrom-Anschluss im Abenteuerdorf gefragt, ein Backofen aus Banfe mit dem Hänger mitgebracht und nachts noch fröhlich für alle gebacken.“ Für den heutigen Laaspher Pfarrer Steffen Post war Peter Mayer-Ullmann ab 2002 der Mentor: „‚Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.‘ (1. Könige 19, 7b) - diesen Vers hat Peter mir damals als jungem Vikar mit auf den Weg gegeben und im Laufe der vielen gemeinsamen Jahre auf seine Weise mit Leben gefüllt. Bei Peter stimmte immer die Versorgung: Es gab immer was Nahrhaftes für den Magen und fürs Herz.“

Gemeindesekretärin Luise Schmidt und ihr Ehemann Wolfgang, Banfer Organist der Kirchengemeinde, bringen ihre Eindrücke präzise auf den Punkt: „Ruhepol – hält an Prinzipien fest – überdurchschnittliches Gottvertrauen – nachtaktiv – Mittagsruhe unabdingbar – ärgert sich, dass durch Vorgaben der Landeskirche die Seelsorge immer in den Hintergrund tritt und Bürokratie überhandnimmt.“ Das kann auch die langjährige Banfer Frauenabendkreis-Vorsitzende Erna Galler bestätigen: Peter Mayer-Ullmann sei ein Freund der klaren Worte, auch zur aktuellen Situation der Kirche. Und die Antwort heiße für ihn: Vielfalt.

Ein Vorbild für die Gemeinde

Sabine Lang, die Hesselbacherin ist heute Presbyterin, war als Jugendreferentin einst die Vorgängerin von Klaus Grübener: „Peter Mayer-Ullmann gehört zu den Menschen, die mich in meinen Start ins Berufsleben begleitet haben. Er ist mir über die Jahre zu einem lieben Freund geworden. Er ist mir in seiner Geradlinigkeit und seinem Einsatz für jeden in der Gemeinde ein Vorbild.“

Zum runden Geburtstag in 2016 gab es für Pfarrer Peter Mayer-Ullmann ein Ständchen vorm Banfer Haus Emmaus.
Zum runden Geburtstag in 2016 gab es für Pfarrer Peter Mayer-Ullmann ein Ständchen vorm Banfer Haus Emmaus. © Evangelischer Kirchenkreis Wittgenstein | Jens Gesper / Kirchenkreis Wittgenstein

Der Herbertshäuser Gundolf Hees hat als Presbyter 20 Jahre mit Mayer-Ullmann zusammengearbeitet: „Peter hat sich mit allem, was ihm zur Verfügung stand, für seine Gemeinde völlig selbstlos eingesetzt. Selbst seine Gesundheit hat er an vielen Stellen hinten angestellt. Er hat viele Ecken und Kanten. Trotzdem war er immer kompromissbereit. Wenn Peter etwas ausgesprochen hat, kann man sich voll darauf verlassen, dass er zu seinem Wort steht. Wir verlieren den coolsten Pfarrer, den ich kenne.“