Wittgenstein. Steigende Energiekosten machen auch vor Schwimmbädern nicht Halt. Dennoch: Kälteres Wasser müssen Gäste nicht erwarten – aus einem guten Grund.

Spediteure, Gastronomen, Händler, Fahrschulen – es gibt zahlreiche Branchen, die mit den stark gestiegenen Energiekosten zu kämpfen haben. Auch Schwimmbäder sind davon betroffen. Bundesweit vermelden erste Bäder, dass sie im Zuge steigender Energiepreise in einzelnen Becken bereits die Wassertemperatur um 2 Grad Celsius gesenkt haben. Laut der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) könnten viele weitere Betriebe folgen. Und in Wittgenstein? Müssen sich auch hier Badegäste künftig auf kälteres Wasser einstellen? Die Lokalredaktion hat bei den Kommunen nachgefragt.

Keine Tariferhöhung geplant

Laut Statista gab es im Jahr 2019 in Deutschland 2686 Frei- und 3233 Hallenbäder – unter anderem das Bad Berleburger Rothaarbad. Hier bildet das Hallenbad mit dem 25 Meter Sportbecken, dem 32 Grad warmen Variobecken und dem Kinderplanschbecken das Kernstück des Bades. Ändert sich dies nun mit den steigenden Energiekosten oder müssen die Badegäste künftig mehr Geld fürs Schwimmen ausgeben? „Maßnahmen wie Erhöhung der Eintrittspreise oder Absenkung der Wassertemperatur sind seitens der Stadt Bad Berleburg zur Kompensation der Betriebskostenerhöhung nicht geplant“, teilt Tanja Daus, stellvertretende Abteilungsleiterin Immobilienmanagement der Stadt Bad Berleburg auf Nachfrage der Lokalredaktion mit.

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Und wie schaut es im Wabach-Bad in Bad Laasphe und im Freibad Feudingen aus? Wird das Badewasser hier demnächst kälter oder die Tarife teurer? „Nein, Maßnahmen wie etwa höhere Eintrittspreise oder kälteres Wasser sind derzeit nicht geplant“, sagt auch Ann Kathrin Müsse, Pressesprecherin der Stadt Bad Laasphe.

Berleburg setzt auf Biomasse

In Bad Berleburg sei man ohnehin gut aufgestellt, da die Stadt bereits in den vergangenen Jahren eine nachhaltige Reduzierung der Betriebskosten betrieben habe. „Seit 2004 betreibt die Stadt Bad Berleburg im Rahmen eines Contractingvertrages ein Hackschnitzel-Biomassekraftwerk für die Raumheizung und die Warmwasser- und Badewasserbereitung des Rothaarbades und der Dreifachturnhalle, welches etwa 80 Prozent des Wärmebedarfs deckt.“

Zusätzlich werden laut Tanja Daus zwei Gaskessel betrieben, „welche zur zeitweisen Unterstützung bei Stoßzeiten sowie als Havariekessel dienen“. Autark sei die Anlage des Rothaarbades somit nicht, sondern wird bei Bedarf mit Gas versorgt. „Da der Energiebedarf des Gesamtobjektes unter der Kapazität der Gesamtanlage lag, wurde eine Versorgung weiterer Objekte aus der Heizungsanlage des Rothaarbades geprüft.“

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So kam es auch, dass 2017 dann die Mitversorgung des städtischen Schulzentrums „Auf dem Stöppel“ mit Wärme aus der Energiezentrale des Rothaarbades umgesetzt wurde. Und damit nicht genug: Wie Tanja Daus mitteilt, wurde die Anlagentechnik zusätzlich um eine Blockheizkraftwerk-Stromversorgung des Rothaarbades erweitert.

Gesellschaft veröffentlicht Leitfaden

Um die Schwimmbadbetreiber zu unterstützen hat die DGfdB nun auch einen Leitfaden „Schwimmbäder in der Energiekrise“ veröffentlicht. Das 12-seitige Dokument ist auf der Homepage (www.baederportal.com) herunterzuladen. „Noch ist nicht sicher, welche Konsequenzen der Angriff Russlands auf die Ukraine für die Energieversorgung in Deutschland haben wird, aber es liegt jetzt schon nahe, sich auf eine Situation knapper Energieressourcen einzustellen. Für alle Badbetreiber, die sich auf einen Bäderbetrieb mit wenig Energie oder gar auf eine Schließung vorbereiten wollen, hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen mithilfe vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter die Handreichung erarbeitet, die dabei helfen soll, bereits jetzt die richtigen Maßnahmen zu planen“, schreibt die Gesellschaft auf ihrer Internetseite.

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Unter anderem werden in der Handreichung verschiedene Szenarien durchdekliniert und Tipps zur Energieeinsparung gegeben. Die Herabsenkung der Wassertemperatur ist einer dieser Tipps.