Bad Berleburg. 74 Menschen aus dem Kriegsgebiet sind bereits aufgenommen worden. Wie es organisatorisch weitergeht, berichtete die Stadt am Abend der Politik.

Die Stadt Bad Berleburg richtet sich darauf ein, mittelfristig zwischen 250 und 650 Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen, die vom Land NRW auf die Städte und Gemeinden verteilt werden. Stand Dienstag seien bereits 74 Menschen aufgenommen worden, so Regina Linde, im Rathaus Leiterin des Fachbereichs Bürgerdienste – und allesamt in privatem Wohnraum untergekommen. Hier habe sich nach Aufrufen auch in unserer Zeitung dankenswerterweise eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung gezeigt, sagte sie am Mittwochabend im Ausschuss für Soziales, Bildung, Sport und Kultur.

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Darüber hinaus sei das Immobilien-Management der Stadt bereits aktiv geworden, um zeitnah weiteren Wohnraum für Geflüchtete in städtischen Gebäuden zu schaffen, so Linde weiter – etwa in der ehemaligen Hausmeister-Unterkunft am Schulzentrum Stöppel und in den ehemaligen Schulen Girkhausen und Schwarzenau. Für notwendige Bau- und Renovierungsmaßnahmen dort suche der Stadtkämmerer derzeit nach geeigneten Fördertöpfen oder Finanzierungshilfen. Dagegen stünden Verträge zur Anmietung von Räumen in der ehemaligen Baumrainklinik kurz vor dem Abschluss. Dort könnten etwa 200 bis 300 Ukrainer Zuflucht finden. Und mit Blick auf eventuell notwendige Impfungen gegen Tuberkulose, Masern und auch Corona habe die Vamed-Klinik der Stadt bereits ihre volle Unterstützung zugesagt, teilt Linde mit.

Kreis plant auch mit der Schlossbergklinik in Bad Laasphe

Bereits 2015 war die frühere Bad Laaspher Schlossbergklinik schon einmal Flüchtlingsunterkunft. Jetzt plant der Kreis Siegen-Wittgenstein mit den Raum-Kapazitäten dort – für die Aufnahme von Geflüchteten.
Bereits 2015 war die frühere Bad Laaspher Schlossbergklinik schon einmal Flüchtlingsunterkunft. Jetzt plant der Kreis Siegen-Wittgenstein mit den Raum-Kapazitäten dort – für die Aufnahme von Geflüchteten. © Unbekannt | WP-Archiv

Unterdessen plane der Kreis Siegen-Wittgenstein derzeit, das ehemalige Krankenhaus in Kredenbach als erste Anlaufstelle und Puffereinrichtung sowie möglicherweise auch die Schlossbergklinik in Bad Laasphe für die Aufnahme von Geflüchteten zu ertüchtigen, berichtete Regina Linde – und dort dann sowohl die Registrierung der im Kreis Siegen-Wittgenstein ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine durchzuführen als auch notwendige Gesundheitsuntersuchungen.

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Sowohl an Grundschulen als auch an den weiterführenden Bad Berleburger Schulen seien bereits 15 Kinder in bestehenden Klassen aufgenommen worden, sagte Linde. Ergänzend dazu solle versucht werden, die Schulen durch Lehrpersonal unter den Geflüchteten aus der Ukraine zu unterstützen. Und über Betreuungsangebote für kleinere Kinder spreche die Stadt derzeit mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein als Träger der Jugendhilfe und Trägern etwa von Kitas.

„Willkommensklassen“ – statt Integration in bestehende Klassen

Bei der Diskussion im Ausschuss zur Beschulung tat sich Ursula Belz (CDU) schwer damit, ukrainische Kinder in bestehende Klassen zu integrieren. Sie schlug zum einen „so eine Art jahrgangsübergreifende Willkommensklasse“ vor und außerdem „ehrenamtliche Entlastung“ für die Lehrer, etwa durch ehemalige Lehrer-Kollegen. Hier bot sich die frühere Hauptschul-Pädagogin auch selbst an.

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Bislang allerdings seien es aber noch recht wenige noch eher wenige Schüler, mit denen man so eine Klasse bilden könne, wandte Regina Linde ein – während die Schulleiter in der Ausschuss-Runde genau dafür plädierten. Manfred Müller, Leiter der Städtischen Realschule, berichtete von einem einzelnen urkrainischen Schüler in der Klasse 7, der sich dort schlicht verloren fühle und via Handy den Kontakt mit seinen ukrainischen Freunden halte. Die ukrainischen Kinder und Jugendlichen „brauchen Gemeinschaft unter sich“, ist Müller überzeugt. Das treffe sicherlich auch auf die Kitas zu, fügte Detlev Schnell (Grüne) hinzu. Man müsse den Kindern auch „erst einmal Zeit lassen, um hier landen zu können“, meint er. Und Sandra Peiser (SPD) findet, man solle beim Flüchtlingsthema einfach „optimistisch drangehen“.