Bad Laasphe/Erndtebrück. Andrea Wohlert zur Finanzierung von Medikamenten. Es brauche vieles, auch „für Kinder in Krebstherapie, die sonst zum Sterben verdammt wären.“

Geld spenden, um Menschen in der Ukraine mit notwendigen Medikamenten zu helfen – dazu ruft die Wittgensteiner Apothekerin Andrea Wohlert jetzt auf. „Wir dürfen die Kinder und ihre Familien in der Ukraine nicht im Stich lassen“, sagt sie. Empfänger der Spenden-Erlöse: der Verein „Apotheker ohne Grenzen Deutschland“ (AoG), dem Wohlert auch selbst angehört.

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    Die Organisation habe auch den Kontakt zu Ärzten, die unter anderem die Rezepte etwa für verschreibungspflichtige Arzneien ausstellen, weiß Wohlert. Die AoG arbeiteten direkt mit Krankenhäusern in der Ukraine zusammen, aber auch mit Auffangstationen für Flüchtlinge an der Grenze. Von dort bekämen die Mediziner konkrete Listen, anhand derer sie die nötigen Arzneimittel samt Beipackzetteln auf Ukrainisch ganz gezielt beschafften – etwa bei den Herstellern.

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    „Die Idee für unsere Aktion kam mir Ende Februar, an den ersten Tagen des Krieges“, erinnert sich Wohlert. Und da sie in ihrer Wuppertaler Zeit für eine ähnliche Hilfsaktion in Flutgebieten bereits gut mit AoG zusammengearbeitet habe, wolle sie das mit Blick auf den Ukraine-Krieg jetzt erneut tun.

    Was wird in der Ukraine konkret gebraucht? „Starke Schmerzmittel natürlich, aber auch Verbandsstoffe für die Splitterwunden und sehr viel Antibiotika“, sagt Wohlert. Und teilweise Betäubungsmittel. Dringend ebenfalls: „Arzneien für Kinder in Krebstherapie, die ansonsten zum Sterben verdammt wären.“

    Im Grunde mangelt es an allem

    Im Grunde mangele es den Krankenhäusern in der Ukraine an allem, weiß die Apothekerin. Aber sie hätten ja auch gar keine Bezugsmöglichkeiten mehr, während ihre Patienten medizinisch weiter versorgt werden müssten.

    Einsatzgebiet für die Helfer von AoG sei grundsätzlich die gesamte Ukraine, einschließlich der umkämpften Hafenstadt Mariupol im Süden und der Hauptstadt Kiew – „wo eben die meisten Verletzten sind“, so Wohlert. Die beschafften Medikamente würden dann meist in den Westen des Landes geliefert und dann intern weiter über Kuriere. Und Hilfsorganisationen vor Ort unterstützten die Lieferungen mit ihren Netzwerken.

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    Wie können hier die Wittgensteiner spenden? „Unsere Kundinnen und Kunden können zum Beispiel einfach ihr Wechselgeld in die Sammeldosen stecken, die in unseren beiden Apotheken aufgestellt sind“, so Wohlert. Sie betreibt die Center-Apotheke in Bad Laasphe und die Arkaden-Apotheke in Erndtebrück. Größere Geldsummen dagegen sollten direkt an die AoG gespendet werden. Wie auch immer: „Jede Summe hilft – und wenn es eben nur 10 Cent Wechselgeld sind“, sagt Wohlert. Kunden hätten aber auch schon ganze 50-Euro-Scheine in die Dosen gesteckt.

    Am 31. März sollen die Sammeldosen erstmals leergemacht werden. „Dann verdoppeln wir die gesamte Summe und spenden sie direkt an AoG, speziell für deren Ukraine-Aktion.“ Am 1. April gehe dazu eine erste Überweisung raus, ehe weitergesammelt werde.

    Fokus auch auf kurzfristiger Hilfe

    „Apotheker ohne Grenzen“ wurde im Jahr 2000 gegründet und ist eine unabhängige pharmazeutische und gemeinnützige Hilfsorganisation, die sich für eine nachhaltige Verbesserung von Gesundheitsstrukturen weltweit einsetzt. Der Fokus liegt auf langfristiger Entwicklungszusammenarbeit etwa in Dritte-Welt-Ländern, aber auch auf kurzfristiger humanitärer Hilfe für Menschen in Not wie in der Ukraine.

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    Damals habe sie schon als Apotheken-Mitarbeiterin für Syrien-Aktivitäten der AoG gespendet, erinnert sich Andrea Wohlert. „Man fühlt sich so hilflos, sucht ein Ventil“ – und das könne eben eine Spende sein. „Mir kommen häufig die Tränen, wenn ich sehe, was die Menschen dort unnötig erleiden müssen“, bekennt Wohlert angesichts der schrecklichen Bilder aus der Ukraine. „Man hätte sich gar nicht vorstellen können, dass es in Europa nochmals so eine Auseinandersetzung geben würde“, sagt Wohlert – „man steht nur fassungslos davor“.