Wingeshausen. Vor fast einem Jahr übernahmen Yury Uskov und Evgenia Suntsova das Geschäft in der Dorfmitte – und bewahren es bis heute vor der Schließung.

Vormittags, gegen halb zehn: Die Kunden des „Dorfladens“ an der Alten Landstraße in Wingeshausen geben sich fast schon die Klinke in die Hand. Viele Senioren sind es, aber auch Schulkinder. Jedenfalls ist einiges los zwischen den Regalen, gut gefüllt mit Lebensmitteln, Haushalts-und Kosmetik-Waren für den täglichen Bedarf. Offenbar läuft es gut für das Betreiber-Ehepaar Yury Uskov (40) und Evgenia Suntsova (41), das hier vor fast einem Jahr übernahm – und das kleine Geschäft vor der Schließung bewahrte. Außerdem wachse die Kundschaft, berichten die beiden Inhaber unserer Redaktion.

Freundliche Bedienung, guter Service

Bäckerei ist oft die Anlaufstelle

Dorfläden gibt es auch in anderen Ortschaften von Bad Berleburg und Bad Laasphe.

„Unser Laden“, betrieben vom Sozialwerk St. Georg, ist im Bad Berleburger Stadtgebiet gleich zweimal vertreten – in Berghausen und Dotzlar. Herumgesprochen hat sich auch „Insen Laare“ in Elsoff, konzipiert als Treffpunkt für das ganze Dorf. In Girkhausen versorgt die Bäckerei Gerke die Bewohner mit Notwendigem, in Diedenshausen die Bäckerei Schwan. Und an der Edertalstraße in Schwarzenau gibt es den „Dorfmarkt“.

Schon etwas mehr als ein Dorfladen ist Edeka Frischemarkt Quitadamo im Bad Laaspher Ortsteil Feudingen. Seit dem 31. Mai leider für immer geschlossen hat „Hermann Scheuer Bäckerei und Lebensmittel“ an der Banfetalstraße in Banfe. Hier ist aber eine Nachfolge-Regelung im Gespräch. Nach wie vor gänzlich ungenutzt sind die Räume des früheren Dorfladens in Fischelbach.

„Ich komme ab und zu, weil das Geschäft einfach erhalten bleiben muss“, sagt Kunde Heinrich Wetter (82). Und bedauert, dass viele seiner Wingeshäuser Mitbewohner lieber zum „Nahkauf“ ins nahe Aue fahren. Butter, Haushaltsrollen, Klopapier und noch ein paar Kleinigkeiten mehr hat Wetter im Einkaufskorb. „Wir haben ja einen Rentner-Haushalt“, lacht der Senior – „da braucht man nicht so viel.“

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„Ich kaufe immer hier ein“, verrät Kundin Anne Treude. Und dass das in ihrem Heimatort überhaupt möglich ist, darüber „bin ich froh“. Andernfalls wäre sie aufgeschmissen, sagt sie. Die Post sei da im Laden, so Treude – und wenn im Regal etwas fehle, werde es sofort bestellt. Die Bedienung sei freundlich, der Service hilfreich. Gerade wuchtet Yury Uskov einige schwere Kisten mit Ware, die Treude gekauft hat, von der Sackkarre ins Auto der Kundin. Das gehört einfach dazu. Auch und gerade in Corona-Zeiten.

Sortiment wird nach und nach erweitert

„Trotz dieser neuen Herausforderungen gelingt es uns, mit viel Verständnis und Rücksicht der Kundschaft sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Geschäft mit Erfolg zu führen“, sagt Uskov. Der Dorfladen sei zu einem echten Treffpunkt der Menschen vor Ort geworden, die sich durch Corona oft aus den Augen verloren hätten. Es seien in der Kundschaft aber eben auch viele neue Gesichter hinzugekommen. Der Dorfladen und sein Angebot sprechen sich also herum.

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Das Sortiment im Laden werde nach und nach so erweitert, erklärt Evgenia Suntsova, dass die Kunden „auch das finden, was sie brauchen“. Und wenn sie etwas nicht finden, „versuchen wir mindestens, es zu bestellen“. Sehr gefragt sei übrigens vor allem täglich frisches Obst und Gemüse.

Betreiber haben Facebook im Blick

Kunde Heinrich Wetter (82): „Ich komme ab und zu, weil das Geschäft einfach erhalten bleiben muss.“
Kunde Heinrich Wetter (82): „Ich komme ab und zu, weil das Geschäft einfach erhalten bleiben muss.“ © Eberhard Demtröder

Geplant sei auch, so Uskov, „den Laden noch ein wenig freundlicher zu machen“. Und mit den Kunden online zu kommunizieren, etwa in den sozialen Medien über Facebook. Dann könne das Dorfladen-Team auch digital auf Bestellungen, Feedback und besondere Wünsche der Kunden reagieren.

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Sich auf den Bedarf der oft älteren Kunden, die nicht selten zu Fuß kommen, bestmöglich einzustellen – darin sieht Uskov die wohl größte Chance, der Konkurrenz des kleinen „Nahkauf“-Supermarktes in Aue zu trotzen. „Wir sind auch mit einem Lieferdienst unterwegs“, fügt Evgenia Suntsova hinzu – um der Kundschaft entgegenzukommen. Buchstäblich. Uskov und Suntsova freuen sich aber auch über die ganz jungen Stammkunden, die ihr Geld in Eis, Getränke und Süßigkeiten investieren.

Guter Kontakt zum Vorbesitzer

Guten Kontakt haben die jungen Betreiber weiterhin zum Vorbesitzer des Dorfladens, Burkhard Kuffner – „weil er uns vor allem anfangs sehr geholfen hat und immer noch hilfsbereit an unserer Seite steht“.

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Und wie sieht nun die Zukunft des Dorfladens aus? Für Uskov und Suntsova ist die Perspektive klar: „Wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft, da unsere Kundschaft immer weiter wächst.“ Hier haben Menschen zueinander gefunden – und erzählen es weiter.